FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

V or gut zwölf Jahren war FONDS pro- fessionell eines der ersten Fachmedien, das das Thema Gesamtkosten eines Fonds überhaupt einmal genauer unter die Lupe genommen hat. Eine differenzierte Be- trachtung der Summe der in einem Invest- mentfonds anfallenden Aufwendungen war damals noch alles andere als gang und gäbe. Nach der in der Branche vorherrschenden An- sicht reichte es vollkommen aus, dass man als Anbieter dazu verpflichtet war, die Höhe von Managementgebühr und Depotbankvergütung in Verkaufsprospekten und Rechenschaftsbe- richten zu veröffentlichen. Dass Gesellschaf- ten wie Barings und Threadneedle schon da- mals mit gutem Beispiel einen Schritt weiter gingen, indem sie freiwillig die sogenannte Total Expense Ratio (TER) als Gesamtkosten- quote eines Fonds in ihren Verkaufsunterlagen veröffentlichten, war zwar eine besondere Er- wähnung wert, veranlasste andere aber lange Zeit nicht dazu, diesem Beispiel zu folgen. Im Lauf der Jahre hat sich dann schon einiges getan. Die Veröffentlichung der TER wurde zwischenzeitlich zum Branchenstan- dard, seit 2011 sind deren Veröffentlichung wie auch der separate Ausweis einer vom Fonds berechneten Performance Fee sogar gesetzlich vorgeschrieben. Die meisten Markt- teilnehmer gehen im Grunde auch heute noch davon aus, dass damit der gesetzlichen Ver- pflichtung zum transparenten Ausweis der wesentlichen Kostenbestandteile eines Fonds Genüge getan sein müsste. Eigentlich dürfte es für die Anleger also keine großen Über- raschungen mehr geben. Es gibt sie aber doch, wie eine vom Peters- mann Institut für den unabhängigen Finanz- berater in Bensheim bei Frankfurt durchge- führte Studie, die die Redaktion exklusiv vor deren Veröffentlichung einsehen konnte, zeigt. Die Analyse legt nämlich offen, dass die Transparenz in der Fondsbranche an einem wichtigen Punkt nie vorangekommen ist. Das betrifft die Darstellung der sogenannten Trans- aktionskosten, die bei einem Fonds für An- und Verkauf der von ihm gehaltenen Wertpa- piere anfallen. Natürlich gab es Untersuchun- gen und Analysen von Institutionen wie der britischen Finanzaufsicht oder der Rating- agentur Morningstar, die immerhin Hinweise auf die durchschnittliche Kostenbelastung von Fonds durch deren Wertpapiertransaktionen brachten. Und die in Frankfurt ansässige Ge- sellschaft XTP Implementation Services, ur- sprünglich gegründet vomWissenschaftsteam um Lutz Johanning, Professor am Lehrstuhl für empirische Kapitalmarktforschung an der WHU – Otto Beisheim School of Manage- ment in Vallendar bei Koblenz, nimmt für Großanleger regelmäßig die Tradingkosten von institutionellen Portfolios unter die Lupe. Hartmut Petersmann, bis Herbst 2013 Mit- glied des Partnerkreises im Bankhaus Metzler, liefert in seiner Untersuchung erstmals eine bisher nicht vorhandene Detailtiefe der tat- sächlichen Kostensituation auf Einzelfonds- ebene und als neue Gesamtschau eine um die Transaktionskosten „Erweiterte TER“, wie er diese neue Kennzahl nennt. Erster Eindruck: Einige Fondsgesellschaften – man muss es so deutlich sagen – treiben es unerwartet bunt, was die Höhe der Aufwandskomponenten für ihr Transaktionen angeht (siehe Tabellen Seite 242). Dabei hat selbst der Fondsbranchen- verband BVI das Thema in seinen Wohl- verhaltensrichtlinien, die seit Januar 2010 so- gar von der Bundesanstalt für Finanzdienst- leistungsaufsicht (BaFin) bei der Auslegung des Investmentgesetzes herangezogen werden, thematisiert. Darin fordert der Verband, „dass der Fondsanbieter eine unangemessene Beeinträchtigung von Anlegerinteressen durch Transaktionskosten vermeidet. Dadurch soll der Anleger insbesondere vor unnötigen Transaktionskosten geschützt werden.“ Und auch die Investmentverhaltens- und Organi- sationsverordnung (InvVerOV) für Fonds- gesellschaften ist als Umsetzung der EU- Richtlinie 2010/43/EU in deutsches Recht bereits seit Juli 2011 in Kraft. Zahlen, die alle interessieren Was aber die Petersmann-Studie nun zutage fördert, dürfte manchem Marktteilnehmer die Haare zu Berge stehen lassen. Dabei sind die Ergebnisse für alle interessant: für die Anle- ger, weil die das so nicht wussten, für den Vertrieb, weil er sich besser auf einen ohnehin bevorstehenden Margenkampf einrichten kann, und am Ende natürlich auch für die An- bieter, für die die Analyse eine völlig neue Form der Konkurrenzbeobachtung darstellt und nicht zuletzt zur eigenen Positionierung beiträgt. Wobei eines auch klar sein dürfte: ManchemAnbieter wird die erstmals transpa- rente Darstellung des Gesamtzusammenhangs gar nicht recht sein. Petersmann und sein Team haben sich für ihre Studie zunächst auf die beiden Segmente Aktien global und Aktien Europa konzentriert. Bei den weltweit anlegenden Aktienfonds ist die Studie davon ausgegangen, dass sich die Managementgebühr, die die Fonds berechnen, in einer Range zwischen 0,9 und 2,0 Prozent bewegt, der Durchschnitt des untersuchten Universums lag etwa bei 1,5 Prozent. Unter Berücksichtigung weiterer anfallender Kosten ergibt sich die in Deutschland pflichtgemäße 238 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I fondskosten Foto: © Daniel J ę dzura | Dreamstime.com Dass die Wertpapiertransaktionen eines Fonds Geld kosten, weiß jeder. Eine Studie deckt erstmals auf, wie hoch diese Kosten bei einzelnen Fonds wirklich sind. In TER essante Dimensionen Eine aktuelle Analyse zeigt: Die Total Expense Ratio ist bei manchen Fonds leider nur die halbe Wahrheit.

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