FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

Eine Studie zeigt, wie gering das Wissen von Anlegern über die Vergütung in der Finanzberatung tatsächlich ist. Dabei überschätzen sie ihr Wissen auch noch. K unden haben großteils keine Ahnung über die Vergütungen in der Finanzbe- ratung beziehungsweise keinen Schim- mer über deren Höhe. Das ist – etwas bösartig formuliert – das zusammenfassende Ergebnis einer Studie, die das PFI Private Finance Institute der EBS Business School unter der Leitung von Rolf Tilmes durchgeführt hat. Er stellte die Studie „Bedeutung von Vergütungs- strukturen im Nachfrageverhalten nach Fi- nanzdienstleistungen“ auf der Fachkonferenz „kontakte 2014: Financial Planning Praxis“, am 16. und 17. September 2014 in Mainz vor. Ausgangspunkt der Studie war die Motivation des deutschen Ge- setzgebers für das Honoraranlage- beratungsgesetz, die im Gesetzes- entwurf folgendermaßen dargestellt wird: „Durch eine gesetzliche Aus- gestaltung der honorargestützten Anlageberatung soll mehr Trans- parenz über die Form der Vergü- tung der Anlageberatung geschaf- fen werden, sodass sich ein Kunde künftig bewusst für die provisions- gestützte Anlageberatung oder für die nichtprovisionsgestützte Hono- rar-Anlageberatung entscheiden kann.“ Tilmes wollte der Sache auf den Grund gehen und hat dazu eine entsprechende Umfrage durchgeführt. Für die Untersuchung wurden im zweiten Halbjahr 2013 via Internet mehr als 1.000 Studienteilnehmer interviewt. In Bezug auf wichtige soziodemografische Merkmale wie Alter, Haushalts-Nettovermö- gen, monatliches Haushaltsnettoeinkommen und Sparrate ist die Studie nach Angaben der Autoren weitgehend repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. Wie weit Selbsteinschätzung und Realität hier auseinanderklaffen, lässt schon das erste Teilergebnis der Studie vermuten. Demnach schätzen 61 Prozent der Befragten ihr Wissen in finanziellen Angelegenheiten als „gut“ oder „sehr gut“ ein, wobei der Anteil mit steigen- dem Nettogeldvermögen deutlich größer wird (siehe Chart „Kunden überschätzen ihr Wis- sen“). Womöglich handelt es sich hier um einen typischen „Overconfidence Bias“, den man aus dem Fachgebiet der Behavioral Finance kennt. Martin Weber beschreibt die- sen Effekt in seinem Buch „Genial einfach in- vestieren“ folgendermaßen: „Dieses Phäno- men der Selbstüberschätzung (…) hat erheb- liche Relevanz für menschliches Entschei- dungsverhalten, also auch für Anlageentschei- dungen. Es führt zu irrationalen Verhaltens- weisen, die die Rendite schmälern.“ Wenig Interesse Die Selbsteinschätzung, wonach sich die Deutschen bei Finanzthemen gut auskennen, passt schon nicht zum Interesse an genau die- sen Themen. Gefallen an der Beschäftigung mit den eigenen privaten Finanzen finden nämlich lediglich die Hälfte (51 Prozent) der Befragten. Dabei vergrößert sich dieser Pro- zentsatz ebenfalls mit steigendem Vermögen, sodass von den Haushalten mit einem Netto- geldvermögen von 100.000 Euro und mehr sich bereits 86 Prozent der Befragten gern mit ihren Finanzen befassen (siehe Chart „Nur die Hälfte beschäftigt sich gern mit Finanzen“). In Haushalten mit Einkommen von weniger als 2.500 Euro sind es hin- gegen nur 36 Prozent. Dass bei Finanzthemen so wenig Know-how vorhanden ist, liegt scheinbar nicht an der zu geringen Beschäftigung mit diesem Problem. Denn knapp zwei Drittel der Be- fragten lassen sich laut Umfrage mindestens einmal im Jahr beraten, fördern die Untersuchungsergebnis- se zu Tage. 36 Prozent nutzen hin- gegen gar keine Beratung oder sel- tener als einmal im Jahr. Bei diesem 272 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 bank & fonds I ebs-studie Foto: © Czuber | Dreamstime.com Keinen Schimmer Bei so wenig Kenntnissen über die Vergütungsstrukturen in der Finanzberatung ist es Kunden nicht möglich, eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, ob für sie Provisions- oder Honorarberatung besser geeignet ist. Kunden gehen Bankenwerbung auf den Leim Wie wird Ihrer Meinung nach die Finanzberatung vergütet? (Prozentuale Häufigkeit der Nennung) Zwei Drittel der Befragten halten die Beratung von Finanzdienstleistern für eine kostenlose Leistung. Quelle: PFI Private Finance Institute, EBS Business School, 2014 | Prozentangaben ungleich 100 % gehen auf Rundungsfehler zurück | Sonstiges: 0,3 % 65,1 % Beratung ist kostenlos 16,6 % Die Beratung wird durch Provisionen für die von mir gekauften Finanzprodukte durch die Produktanbieter vergütet 5,1 % Die Beratung wird von mir durch ein Honorar vergütet 5,2 % Die Beratung wird durch eine Kombination von Provisionen und Honoraren vergütet 7,7 % Weiß nicht

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