FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
        
 die Provisionen gesenkt werden oder Haft- zeiten verlängert werden sollen. Es war der ausdrückliche Wille des Gesetzgebers, das nicht zu definieren. Deshalb können wir als Branche doch jetzt nicht behaupten, der Gesetzgeber habe das so gewollt, wie es eini- ge Versicherer nach wie vor gegenüber ihren Vertriebspartnern, Maklern und Agenten tun, obwohl sie es besser wissen. Und da wir leider in einer ziemlich entsolidarisierten Branche arbeiten, die zudem nur zu einem geringen Teil organisiert ist, glauben die Makler das. Die Provisionsdeckelung haben vielleicht die Versicherer gewollt, der Ge- setzgeber aber bewusst nicht. Bader: Ich glaube, dass man schon ein wenig differenzieren muss, wenn Sie sagen, es seien die Versicherer gewesen, die sich für einen Provisionsdeckel stark gemacht haben. Es mag durchaus einige Häuser gegeben haben, die mit diesem Ansinnen bei der Politik vor- stellig geworden sind. Aber es war eine gan- ze Phalanx von Maklerversicherern, die sich explizit dagegen ausgesprochen haben. Zum Zweiten geht es doch gar nicht in erster Linie darum, die Vergütung in Summe zu reduzie- ren, sondern lediglich die Struktur der Vergü- tung zu verändern. In diesem Zusammen- hang stimme ich dem Argument von Herrn Drewes zu, dass es vor dem Hin- tergrund des erheblich gestiegenen Auf- wands für einen Makler nicht an der Zeit ist, auf der einen Seite höhere Qualität zu fordern und gleichzeitig die Vergütung reduzieren zu wollen. Auch wenn ich Ihnen recht gebe, dass der Gesetzgeber eine Deckelung der Provision nicht ex- plizit ins Gesetz geschrieben hat, so wird in einige Passagen der Gesetzesbegrün- dung doch erkennbar, dass es schon die Erwartungshaltung in der Politik gibt, wonach die Branche in so eine Art neue Welt gehen soll. Wobei wir auch hier durchaus differenzieren müssen. Denn ein wesentliches Ziel des neuen Gesetzes war doch, verbesserte Rückkaufswerte für die Kunden zu erreichen. Das spielt im Bereich der Lebensversicherung eine Rolle, aber keineswegs bei biometri- schen Produkten. Daher sehe ich auch gar keine Notwendigkeit, bei Letzteren in die Vergütungsstrukturen einzugreifen. Denn bei Einmalbeiträgen, Zuzahlungen oder Zulagen spielt das Thema Rück- kaufswerte gar keine Rolle, und ich glau- be an dieser Stelle auch für das Gros der Anbieter zu sprechen. Bei der klassischen Lebens- und Rentenversicherung mit laufen- den Beiträgen aber wird die Branche ins- gesamt nicht umhinkommen, sich etwas ein- fallen zu lassen auf dem Weg in diese neue Welt mit weniger Abschlusscourtage und höherer laufender Courtage, allein schon weil die Versicherer sich die Vorfinanzierung auf dem aktuellen Zinsniveau nicht mehr leisten können. Grabmaier: Mir wäre es ohnehin lieber ge- wesen, wir als gesamte Branche – sowohl Vertrieb als auch Produktgeber – hätten uns im Vorfeld all dieser Entwicklungen einmal zusammengesetzt, um eine gemeinsame Lö- sung zu erarbeiten, statt jetzt wieder nur Schadensbegrenzung zu betreiben. Im Grun- de sind sich doch alle Seiten weitgehend darin einig, dass der Ruf nach dem Gesetz- geber immer so etwas wie ein Armutszeugnis ist. Es muss doch möglich sein, Regeln für einen Wettbewerb der verschiedenen Ange- bote zu schaffen, die es uns erlauben, eine tragfähige wirtschaftliche Grundlage für das Geschäftsmodell Versicherung zu schaffen, ohne dabei nach der Politik zu rufen. Aber – und hier stimme ich Herrn Heinz zu – nach- dem wir sozusagen das Maximum vom Ge- setzgeber gefordert haben und der dem eben sozusagen nur zur Hälfte nachgekommen ist, dann auf Versichererseite zu behaupten, das sei alles der ausdrückliche Wunsch der Poli- tik, das halte ich auch für haarsträubend. Wir als Maklerpool sind froh, dass alle im Ver- trieb so laut geschrien haben, als der GDV als Verband der Versicherungswirtschaft mit seinen Entwürfen gekommen ist. Wäre der Aufschrei nicht so groß gewesen, dann wäre die Provisionsdeckelung vielleicht so ge- kommen, obwohl wir alle bei den Regeln zur privaten Krankenversicherung gesehen ha- ben, dass eine Deckelung keinerlei Kosten- vorteile für den Kunden bringt, ja sogar teil- weise dazu führt, dass die Stückkosten für die Kundengemeinschaft sogar noch steigen, weil sich der Umsatz entsprechend reduziert hat. Das Resultat ist: Die Vermittler bekom- men weniger, und viele Vermittlergeschäfts- modelle sind in die Insolvenz gegangen, was wieder Wechselgeschäft zur Folge hat, das eigentlich auch nicht gewollt war. Am Ende stehen wir vor der Tatsache, dass es erstmals wieder mehr Wechsler von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung gibt, und jeder wundert sich, wie das passieren konnte. Das ist doch der beste Beleg dafür, dass wir als Branche insgesamt die Verantwortung dafür übernehmen sollten, unsere Regeln selbst zu gestalten. Mischler: Das klingt natürlich durchaus ver- nünftig, aber es ist nun einmal tatsächlich so, dass die Versicherungsbranche mit einer Vielzahl von Geschäftsmodellen nicht homo- gen ist. Die Interessen der verschiedenen Unternehmen werden durch den GDV eben nur zu einem Teil vertreten, weil ganz unterschiedliche Vertriebsmodelle am Markt sind mit Häusern, die eine große und starke Ausschließlichkeit haben, solchen, die eher den Bankvertrieb bedienen, und den Makler- Michael Heinz (BVK): „Mit einer geringeren Vergütung können Vermittler ihrem sozialpolitischen Auftrag nicht mehr nachkommen.“ Foto: © Christoph Hemmerich roundtable I versicherungen www.fondsprofessionell.de  | 4/2014 280 » Als solches existiert das Provisionsabgabeverbot zwar noch, allerdings nur auf dem Papier. Und aus meiner Sicht gehört es ganz abgeschafft. « Norman Wirth, AfW Bundesverband
        
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