FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
und dass es Internetplattformen gibt, die ent- weder über Selbstentscheider oder über ihre Beratungskunden millionenfach Abschlüsse generieren werden. Nur ist es leider so, dass die Tatsachen nun einmal etwas anders aus- sehen. Es gibt genügend Plattformen, die ei- ne ausgabeaufschlagsfreie und beratungslose Dienstleistung anbieten, im Endeffekt nichts anderes als eine Execution-only-Dienstleis- tung. In den vergangenen Jahren sind diese aber bisher nicht wirklich erfolgreich gewe- sen – zu einer Zeit, in der millionenfach Sparpläne und Einmalanlagen im Fondsbe- reich eben über Vermittler und Makler abge- schlossen wurden. Und ich würde Ihnen in noch einem Punkt widersprechen: Es mag sein, dass Kunden sich im Internet informie- ren. Sie wollen aber am Ende immer noch den persönlichen Kontakt zu einem Berater haben, sonst würden nicht mehr als zwei Drittel der übers Internet zustande gekomme- nen Kundenkontakte am Ende dann doch durch einen Vermittler umgesetzt. Und man sollte doch auch aufhören so zu tun, als sei für im Internet abgeschlossene Verträge alles umsonst – nach dem Motto „Kein Ausgabe- aufschlag, keine Transaktionsgebühr und kei- ne Depotgebühr“. Aber die Praxis zeigt doch, dass sich solche Modelle nur sehr schwierig finanzieren lassen, weil am Ende eben doch Abwicklungskosten anfallen. Cremer: Ich würde Ihnen ja sogar zu- stimmen, wenn Sie sagen, das Thema Internet ist im Finanzbereich schwie- rig. Und es wird auch sicher noch eine ganze Weile dauern, bis es sich wirklich durchgesetzt hat. Das liegt aber auch daran, dass die Kunden, die heute Geld anlegen, in der Regel 15 bis 20 Jahre älter sind als jene Kun- den, für die Shopping über Amazon eine Selbstverständlichkeit ist. Und noch ein Punkt: Wenn immer argu- mentiert wird, der Rechtsanwalt wer- de schließlich auch für seine Leistung honoriert, dann sage ich, wunderbar, nichts dagegen, lassen Sie uns das auch im Finanzbereich einführen, indem wir einfach auf eine honorar- basierte Beratung umstellen. Für den Kunden ist das eine gute Sache, weil er auf Euro und Cent sehen kann, was seine Beratung tatsächlich kostet. Dann bezahlt er, oder er schaut sich eben nach anderen, innovativen Mo- dellen um. Grabmaier: Auch wir als Maklerpool haben durchaus nichts einzuwenden gegen Trans- parenz für den Kunden. Wir sind einer der wenigen Dienstleister, die dem Kunden die komplette Vergütung seines Beraters offen- legen, durch die auf Heller und Pfennig aus- gewiesen wird, was die Beratung inklusive Folgecourtage kostet. Und ehrlich gesagt: Das hat noch keinen einzigen Kunden davon abgebracht, mit einem uns angeschlossenen Berater zusammenzuarbeiten und auch das Geschäft über diesen abzuschließen. Die Angst in der Vermittlerschaft ist an dieser Stelle viel zu groß. Bader: Beim Stichwort Honorarberatung möchte ich auf eines hinweisen: Die Politik versteht erst so allmählich, dass Provisions- beratung durchaus den Charakter sozialer Gerechtigkeit hat, weil nämlich derjenige, der den kleinen Vertrag abschließt, wenig für die Beratung zahlt, und derjenige, der den großen Vertrag abschließt, den kleineren Vertrag mitfinanziert. Und solange wir ein Provisionsabgabeverbot haben, funktioniert dieser soziale Ausgleich natürlich auch. Das halte ich für sehr wichtig, denn die Ent- wicklung in Großbritannien zeigt doch, dass eben nur noch die vermögenden Kunden ei- ne Beratung bekommen, übrigens preiswer- ter als früher, dass aber der weniger vermö- gende Kunde von der Beratung abgeschnit- ten wird. Heuser: Wobei sich die Frage stellt, ob wir in Deutschland tatsächlich noch ein funktionierendes Provisionsabgabeverbot haben. Wirth: Als solches existiert es noch, aller- dings nur auf dem Papier. Und aus meiner Sicht gehört es ganz abgeschafft. Dabei geht es mir mit Sicherheit nicht darum, dass Ver- Johannes Cremer (moneymeets): „Die Eins-zu-eins- Beratung eines Kunden durch Makler, wie wir sie ken- nen, ist aus meiner Sicht nur wenig skalierungsfähig.“ Dr. Claus Mischler (Standard Life): „Der vermeintliche Sicherheitsaspekt einer Garantie ist doch in Wahrheit keiner, wenn wir ehrlich sind.“ 284 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 roundtable I versicherungen Foto: © Christoph Hemmerich » Es geht doch gar nicht in erster Linie darum, die Maklervergütung in Summe zu reduzieren, sondern lediglich darum, die Struktur dieser Vergütung zu verändern. « Dr. Guido Bader, Stuttgarter Leben
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