FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
        
 Heinz: Ich rufe keineswegs nach dem Gesetz- geber, sondern vielmehr nach einer Besitz- standswahrung. Denn gesetzlich geregelt wurde das Provisionsabgabeverbot  bereits vor sage und schreibe 70 Jahren. Wirth: … das es aber in keinem anderen europäischen Land gibt und auch in keiner anderen Branche in dieser Art. Heuser: Zum Schluss noch die Frage, wel- che Rolle künftig Garantien in einem Ver- sicherungstarif spielen werden, wenn die garantierte Verzinsung ab kommendem Jahr auf 1,25 Prozent sinken wird. Drewes: Ich persönlich glaube sehr wohl noch an das Modell der Kapitalleben mit ihrer Garantie. Dazu habe ich im Lauf meiner über 20-jährigen Zugehörigkeit zu dieser Branche mit zu vielen Kunden gesprochen, die ihr Geld in Schiffsanleihen oder ge- schlossenen Fonds versenkt haben. Denn eines muss man der kapitalbildenden Renten- versicherung einfach lassen: Ich habe noch keinen Kunden getroffen, der in diesem Kapitalanlagemodell sein Geld verbrannt hätte, im Gegenteil: Auch in schwierigen Zeiten gibt es darin noch immer eine Ge- samtverzinsung, die sich immer noch an der Vierprozentmarke bewegt. Mischler: Also, vielleicht sollte ich dazu mal was sagen. Das Modell der konven- tionellen Versicherung könnte, glaube ich, auch in Zukunft weiter bestehen und ist sehr sinnvoll. Ich mache das Modell der konventionellen Versicherung gar nicht am Garantiezins fest, sondern am Ansatz des kollektiven Sparens, dem kollektiven Renditeausgleich. Ich würde allerdings gern einmal eine konventio- nelle Versicherung ohne Garantien sehen, denn es sind die Garantien, die den Unternehmen im Hinblick auf die Finan- zierung wehtun, weil es heute  einen Garantiezins versprechen muss. Deshalb ist für mich der wesentliche Vorteil einer konventionellen Versicherung der kollek- tive Sparansatz, dafür brauche ich aber eben keine Garantie. Grabmaier: Ich kann natürlich verstehen, dass es für einen Aktuar nicht unbedingt schön ist, solche Garantien in einem Tarif umzusetzen. Aber das Wichtigste an einer Versicherung ist nun einmal das Wörtchen „sicher“. Einfach weil der Kunde weiß, dass er nach Laufzeitende zumindest sein eingezahltes Geld zurückbekommt. Da- rin sehe ich auch die Zukunftsorientierung für unsere Branche, denn diese Garantie ist ein Wert an sich. Deshalb sollte man diesen Sicherheitsaspekt nicht unterschätzen. Mischler: Aber genau dieser Sicherheits- aspekt ist doch in Wahrheit keiner, wenn wir ehrlich sind. Eine Bruttobeitragsgarantie auf 30 Jahre als Altersvorsorgevertrag bei ent- sprechender Inflation ist vielmehr ein ga- rantierter Kaufkraftverlust von 30 bis 40 Prozent. Drewes: Rückblickend hat die Kapitalanlage in der konventionellen Rentenversicherung aber besser gehalten als alle anderen Kapital- anlageformen. Bader: Ich glaube, hier muss man differen- zieren. Eine Bruttobeitragsgarantie ist zu- nächst einmal etwas sehr Künstliches, weil sie nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt, nämlich zum Rentenbeginn, gilt. Eigentlich eine seltsame Art der Garantie. Aber sie ist immer noch werthaltig. Selbst bei einem Garantiezins von null Prozent sieht der Kun- de auf seiner jährlichen Mitteilung, dass mehr draufsteht als auf der Mitteilung des Vorjahres. Er weiß, dass er während der Laufzeit kein Geld verlieren kann. Mischler: Das mögen ja alles gute Argumen- te im Verkaufsgespräch sein, wenn der Kun- de sozusagen noch amAnfang steht. Aber ich bleibe dabei: Die Bruttobeitragsgarantie an sich hat für den Kunden keinerlei Mehrwert. Und Sie werden auch keinen Kunden finden, der am Ende zufrieden ist, wenn er lediglich seine Bruttobeiträge zurückbekommt. Mack: Rational kann ich das durchaus nach- vollziehen. Aber im Beratungsgespräch spie- len natürlich auch immer Emotionen eine gro- ße Rolle. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass eine Absenkung der Garantieverzinsung von damals 2,25 auf 1,75 Prozent einen sol- chen Run auf die kapitalbildende Rentenver- sicherung auslösen würde. Deshalb bin ich sehr gespannt, was diesmal im Jahresendge- schäft passieren wird. Daher würde ich trotz aller nachvollziehbaren Argumente sagen, dass wir den Vorteil der Garantie nicht ein- fach weggeben dürfen, weil das für das Ver- kaufsgespräch mit dem Kunden einfach ein emotional sehr wichtiges Instrument ist. Grabmaier: Dem kann ich mich nur an- schließen. Natürlich fallen mir durchaus noch andere kollektive Sparformen ein, die im Hinblick auf die private Altersvorsorge durchaus sinnvoll und lukrativ sind, wie etwa ein Fondssparplan. Aber das Einzigartige am Baustein Versicherung ist eben, dass sie sicher ist. Heuser: Vielen Dank für eine interessante Gesprächsrunde. FP Oliver Drewes (maxpool): „Rückblickend hat die Kapital- anlage in der konventionellen Rentenversicherung besser gehalten als alle anderen Kapitalanlageformen.“ » Das Wichtigste an einer Versicherung ist nun einmal das Wörtchen ›sicher‹. Einfach weil der Kunde weiß, dass er nach Laufzeitende zumindest sein ein- gezahltes Geld zurückbekommt. « Dr. Sebastian Grabmaier, Jung DMS & Cie. 288 www.fondsprofessionell.de  | 4/2014 roundtable I versicherungen Foto: © Christoph Hemmerich
        
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