FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
        
 men vergeben, die die Fach- und Beratungs- kompetenz der Vermittler stärken und aus- bauen“, erklärt Katharina Höhn. Für jeden Weiterbildungspunkt, der dem Konto eines Vermittlers gutgeschrieben wird, zahlt der betreffende Bildungsdienstleister an „Gut beraten“ einen Kostenbeitrag in Höhe von einem Euro brutto. Bis dato haben sich 265 Bildungsdienstleister akkreditiert und in Sum- me 900.000 Weiterbildungspunkte vergeben. Dabei führt das Punktesystem im Extrem- fall sogar zu weniger Weiterbildung. Reichen die Bildungsdienstleister die Kosten an den Vermittler durch, steigen die Gebühren für Fortbildungen, insbesondere für jene Ange- bote, die eine große Zahl von Punkten ver- sprechen, etwa eine Fachwirtausbildung. Steigt das Weiterbildungsbudget der Ver- mittler nicht zwangsläufig mit, müssen sie ihre Fortbildungsmaßnahmen kürzen oder verstärkt auf kostenlose Schulungsangebote zurückgreifen. Pro Produktschulung Für welche Maßnahmen es konkret Weiter- bildungspunkte gibt, regelt ein 43 Seiten um- fassender Anrechnungskatalog. Explizit auf- geführt sind darin auch reine Produktschulun- gen, was in Medien und Internetforen bereits zu kontroversen Diskussionen unter Versiche- rungsvermittlern geführt hat. Höhn verteidigt die Entscheidung pro Produktschulung den- noch: „Auch wir haben uns in den Gremien mit diesen Themen auseinandergesetzt. Für uns stellt die genaue Kenntnis über Produkte aber einen wesentlichen Teil der Fachkompe- tenz der Vermittler dar. Und eine mögliche Quelle dieser Informationen sind Schulungen eines Anbieters.“ Eine Schwäche des Systems – dass sich Vermittler etwa einseitig fortbilden und ihre Maßnahmen danach ausrichten könnten, mit möglichst wenig Aufwand mög- lichst viele Punkte zu sammeln, um die Vorgabe zu erreichen – mag Höhn ebenfalls nicht erkennen. „Wir gehen nicht davon aus, dass ein Vermittler Seminare besucht, die für ihn wertlos sind, nur um Punkte zu sammeln. Vielmehr haben wir das Leitbild eines professionellen Vermittlerberufsstands zugrunde- gelegt. Dazu gehört, dass er oder sie den Nutzen der Weiterbildung erkennt und nur solche Weiter- bildungen für sich auswählt, die die eigene Professionalität weiterent- wickeln. Auch wenn dies ein Leit- bild ist, das in Teilen noch von der Realität abweicht.“ Letztendlich so Höhn, stehe man am Anfang, und die Initiative sei in vielerlei Hinsicht auch ein lernendes System. In Großbritannien, wo die Weiterbildung der Berater im Rahmen der „Retail Distribu- tion Review“ schon länger geregelt ist, hat man einen anderen Weg eingeschlagen. Hier müssen Berater innerhalb des sogenannten CPD-Prozesses (Continuing Professional De- velopment) zuallererst sondieren, wo sie ihren größten Weiterbildungsbedarf sehen und mit welchen Mitteln und Angeboten ihr Lernbe- darf gedeckt werden kann. Bislang eine Insellösung Der Vorstoß der Versicherer mit einer eige- nen Weiterbildungsinitiative kommt nicht von ungefähr. Spätestens im Zuge der IDD-Um- setzung in nationales Recht wird auch der Gesetzgeber einen Weg finden müssen, wie die fortlaufende Weiterbildung der Vermittler dokumentiert werden kann. Sollte sich das Modell der Assekuranz bis dahin bewähren, könnte es das Bundeswirtschaftsministerium quasi beleihen – so zumindest die Wunsch- vorstellung der Branche. „Eine Bestätigung darüber, dass die Weiterbildungspunkte durch den Gesetzgeber anerkannt werden, kann zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben werden“, sagt Katharina Höhn. Bevor es aber tatsächlich da- zu kommt, wäre sehr wahrscheinlich zunächst zu klären, inwieweit „Gut beraten“ als privat- wirtschaftliche Weiterbildungsdatenbank auch rechtlich dazu ermächtigt werden kann, jene Vermittler mit einem Berufsverbot zu belegen, die sich nicht an die dann gesetzlich veranker- ten Weiterbildungsauflagen halten. Wird die laufende Fortbildung mittelfristig in allen Vermittlerlagern verpflichtend, könnte der Gesetzgeber aber ohnehin eher zu einem Weiterbildungsmodell für den Gesamtmarkt tendieren. In dieser Hinsicht stellt „Gut bera- ten“ bislang nur eine Insellösung dar. „Wir ha- ben unsere Akkreditierung als Bildungsdienst- leister bereits eingereicht“, sagt Jörg Spielber- ger, Head of Insurance bei Franklin Temple- ton und in dieser Funktion auch für die Bil- dungsangebote der hauseigenen Academy verantwortlich. 15 Monate nach dem Start von „Gut beraten“ wäre es die erste Fondsge- sellschaft unter den 265 akkreditieren Bil- dungsdienstleistern von „Gut beraten“. Wie Franklin Templeton arbeitet auch J.P. Morgan Asset Management bereits seit Jahren eng mit der Deutschen Maklerakademie zusammen. Eine Akkreditierung bei „Gut beraten“ strebe man laut Deutschlandchef Christoph Bergwei- ler aber derzeit nicht an. „Unsere Zielgruppe sind Investmentfondsvermittler. Im Rahmen der  eigenen Schulungsangebote und Road- shows gab es bislang noch keine einzige Nachfrage, ob wir auch Weiterbildungspunkte für ,Gut beraten‘ anrechnen.“ In der Sekunde, in der das passiere, werde man da- rüber nachdenken, so der J.P. Mor- gan Asset Managment-Chef. Besonders für die tausenden All- finanzberater im Land wäre dies ein Schritt in die richtige Richtung. Dass die Weiterbildungspflicht frü- her oder  später alle Marktteilneh- mer betrifft, ist absehbar. Und dann sollte es uner- heblich sein, welchem Lager Ver- mittler angehören und über wel- chen Bildungsweg sie regelmäßig ihren Qualifikationsnach- weis erbringen. FP Katharina Höhn, BWV: „Wir haben das Leitbild eines professionellen Vermittlerberufsstands zugrundegelegt.“ fonds & versicherung I brancheninitiative „gut beraten“ Foto: © BWV 292 www.fondsprofessionell.de  | 4/2014 Haben Sie schon ein WB-Konto? 13 % 32 % 24 % Wie groß ist das Interesse der Vermittler an der Weiterbildungsinitiative „Gut beraten“? FONDS professionell ONLINE hat seine Leser befragt. Ich habe schon Weiterbildungskonto und plane, künftig in der Regel nur noch solche Weiterbildungen zu besuchen, die dem Konto angerechnet wer den. Ich habe ein Weiterbildungskonto, besuche aber auch weiterhin interessante Weiterbildungs- angebote, die nicht angerechnet werden. Ich beteilige mich nicht an der Weiterbildungsinitiative. Quelle: FONDS professionell ONLINE Ich plane, in naher Zukunft ein Weiterbildungskonto zu eröffnen. 32 %
        
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