FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

306 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 fonds & versicherung I fondsbestände der lebensversicherer Foto: © GMF S eit Jahrzehnten verbindet Lebensversi- cherer und Investmentfondsgesellschaf- ten eine innige Rivalität. Die einen gel- ten als verstaubte Traditionalisten, die anderen als Spekulanten. Geht es aber ums gemeinsa- me Geschäft, geraten derlei Nicklichkeiten schnell ins Vergessen. Die Basis dafür wurde vor ziemlich genau 45 Jahren im Dezember 1969 gelegt, das war die Geburtsstunde der Fondspolice in Deutschland. Was man ange- sichts zahlreicher Rückschläge rückblickend als Vernunftehe mit Hindernissen beschreiben kann, hat sich längst zu einem lukrativen Milliardengeschäft für beide Seiten ent- wickelt. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft  belie- fen sich die Kapitalanlagen fondsgebundener Policen per Ende 2013 auf 78 Milliarden Euro, was gemessen an der Statistik des Fondsverbandes BVI in etwa zehn Prozent der aktuell in Publikumsfonds veranlagten Gelder (774 Mrd. Euro) entspricht. Multifondspolicen ebnen Weg Dabei ließ der eigentliche Durchbruch der Fondspolicen lange auf sich warten. Erst ab Anfang der 1990-Jahre schnellte die Zahl der Anbieter und Verträge in die Höhe (siehe Kas- ten unten und Chart Seite 308). Auch deshalb, weil 1992 die Skandia und MLP Leben (heute Heidelberger Leben) mit den ersten Multifondspolicen die Abhängigkeit von der Entwicklung eines Fonds auflösten und damit den Weg für eine deutlich größere Zahl von Fondsgesellschaften ebneten, ihre Produkte als Underlying zu platzieren. Schätzungsweise 170 Kapitalverwaltungsgesellschaften buhlen heute um die Aufmerksamkeit der deutschen Fondspolicenanbieter, deren Zahl bei rund 60 liegt, plus einige wenige ausländische Anbieter. Skandia hat sich 2012 komplett aus dem deutschen Markt zurückgezogen, und die Heidelberger Leben schreibt seit 2013 kein Neugeschäft, ist aber gemessen am Bestands- volumen nach wie vor der viertgrößte Player im Markt, wie eine Auswertung von FONDS professionell zeigt (siehe Ergebnis ab Seite 308). Dafür haben wir auf Basis der Geschäfts- berichte 2013 die Bestände von 26 Gesell- schaften zusammengetragen, darunter die größten zehn FRV-Anbieter, was einem Marktanteil von 73 Prozent entspricht. Die mit Abstand meisten Produkte in fondsgebun- denen Lebens- und Rentenversicherungen – sowohl mit Blick auf das verwaltete Vermö- gen als auch auf die Zahl der Fonds – hat die Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM). Die Dominanz der Deut- schen Bank in diesem Segment dürfte mit der starken Stellung zweier Kooperationspartner zu begründen sein: Die Aachen Münchener und die Zurich sind mit Abstand Marktführer bei Fondspolicen. Die Versicherungslösungen der Aachen Münchener werden exklusiv über die DVAG vertrieben, die ebenfalls eng mit der Deutschen AWM zusammenarbeitet. Eine erhebliche Zahl von Fondsgesellschaf- ten ist für die Sparte jedoch bedeutungslos. Gemessen am Volumen folgen auf die Deut- sche AWM (Anteil: 38,36 %) die Anbieter Allianz Global Investors (12,43 %), Feri Trust (8,25 %) sowie Franklin Templeton (6,02 %). Da fast ein Drittel des Gesamtvolumens von 57,1 Milliarden Euro auf Dachfonds entfällt, profitieren einige Anbieter im Hintergrund auch über die Auswahl ihrer Zielfonds von der Nachfrage der Lebensversicherungskun- den. Alle Ergebnisse der Auswertung finden Sie auf den folgenden Seiten. FP Trotz der Verkaufskrise im Lebengeschäft sind Fondspolicen für die Fondshäuser ein wichtiger Absatzkanal – allerdings proftieren längst nicht alle davon. Lukratives Milliardengeschäft Die mit Abstand meisten Produkte in fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen – sowohl mit Blick auf das verwaltete Vermögen als auch auf die Zahl der Fonds – bietet die Deutsche Asset & Wealth Management. Spätstarter: Die Anfänge der fondsgebundenen Lebensversicherung Nachdem ab 1969 zunächst rund 40 deutsche Lebens- versicherer die Zulassung einer fondsgebunden Lebens- versicherung (FLV) beantragt hatten und nach und nach in den Vertrieb starteten, nahm die Zahl der Anbieter in den folgenden zwei Jahrzehnten wieder stark ab. Neben diversen Marktkrisen litt die FLV vor allem unter der geringen Akzeptanz innerhalb der Versicherer und ihrer Ausschließlichkeitsvertriebe sowie unter der lange Zeit begrenzten Fondsauswahl. 1988 gab es nur noch sieben Versicherungsgesellschaften mit einem FLV-Angebot. Erst Mitte der 1990er-Jahre gewann das Thema an Fahrt. Zum einen weil immer mehr Fonds ausländischer Kapital- anlagegesellschaften in Deutschland zum Vertrieb zuge- lassen wurden und den Weg in die so attraktiveren FLV- Policen fanden. Zum anderen führte die Einführung der fondsgebundenen Rentenversicherung (FRV) ab 1994 zu einem positiven Impuls, da diese aus steuerlicher Sicht Vorteile gegenüber der FLV hatte.

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