FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
U naufhaltsam steuert das Absatzvolumen der in Deutschland vertriebenen Misch- fonds einem neuen Allzeithoch entgegen. Zwischen Januar und August flossen 14,4 Mil- liarden Euro in das Segment, etwa 300 Millio- nen Euro mehr als im gesamten Vorjahr, und schon 2013 erreichten die Zuflüsse einen Rekordstand. Vieles spricht dafür, dass der stete Geldstrom nicht abebben wird. Das schwierige Marktumfeld aus dauerhaft niedrigen Zinsen und der Unsicherheit amAktienmarkt dürfte in erster Linie das Interesse an vermögensverwaltend gemanagten Anlagekonzepten (VV-Fonds) wei- ter hoch halten. Es liegt die Vermutung nahe, dass in den meisten Depots inzwischen nicht nur ein oder zwei, sondern eher drei oder gar mehr der „Alleskönner“ liegen. Was auf den ersten Blick sinnvoll klingt, offenbart allerdings auch Risiken. Zwei Drittel der heute über 2.000 verfügbaren VV-Fonds kamen ab 2007 oder später auf den Markt. Um als Investor annähernd beurteilen zu können, ob sie auch im Fall einer globalen Marktverwerfung ihr Leistungsversprechen tatsächlich einlösen können, fehlt schlicht die Historie. Die Entwick- lung während des Bullenmarktes der letzten Jah- re lieferte dafür nur wenige Anhaltspunkte. Gleichzeitig belegen Absatzstatistiken, dass das Gros der Mittelzuflüsse auch im freien Fonds- vertrieb auf nur wenige Fonds entfällt. In der Regel sind das jene, die zuletzt die beste Perfor- mance lieferten. Dass diese Top-Performer auch ähnliche Strategien verfolgen, darf man anneh- men. Wer sich mit einer Handvoll dieser Ver- kaufsschlager im Depot in Sicherheit wiegt, unterschätzt möglicherweise die Risiken. Eine solche Vorgangsweise senkt zwar das Manager- risiko, ob sie auch gegen Marktrisiken hilft, hängt von den Unterschieden in den Strategien der Fondsmanager ab. Möglichst wenig Korrelation Grundsätzlich gäbe es da durchaus eine be- trächtliche Auswahl. Bezogen auf das gesamte VV-Fonds-Universum zeigt sich, dass sich die Ansätze trotz der ähnlichen Ziele der Anbieter stark unterscheiden. Neben den klassischen Mischfonds, die „nur“ in Aktien, Renten und Cash investieren, diversifizieren flexiblere Va- rianten in eine Vielzahl alternativer Assetklas- sen. Einige Fondslenker agieren eher passiv, andere treffen ihre Anlageentscheidung auf Basis von fundamentalem Research oder nach den Signalen von Trendfolgesystemen. Daher könnte man also davon ausgehen, dass sich die Fonds je nach Marktlage auch unter- schiedlich entwickeln. Im Sinne der modernen Portfoliotheorie scheint die Mischung von mehreren VV-Fonds daher eine durchaus sinnvolle Strategie, das Risiko zu minimieren. Allerdings nur dann, wenn die Kombinationen aus Fondskonzepten so unterschiedlich sind, dass man erwarten darf, dass sie sich nicht im Gleichschritt bewegen. Ablesen lässt sich das am Korrelationskoeffizienten der Produkte. Dieser gibt an, wie stark sich die Kursent- wicklung von zwei verschiedenen Fonds äh- nelt. Das Ausmaß wird auf einer Skala von „–1“ bis „+1“ abgelesen. Der Wert „+1“ be- deutet völligen Gleichschritt, „–1“ beschreibt hingegen exakt diametrale Entwicklungen. Aus Anlegersicht optimal ist hingegen eine Korrelation von null, denn das bedeutet, dass die Entwicklungen der beiden verglichenen Produkte voneinander völlig unabhängig sind. Korrelationsvergleich FONDS professionell hat auf Basis der Mittelzuflüsse der vergangenen drei Jahre die 32 absatzstärksten VV-Fonds einem Korre- lationsvergleich unterzogen, darunter Klas- siker wie Carmignac Patrimoine und Ethna- Aktiv E, aber auch die derzeit erfolgreichsten Vertreter ihrer Gattung wie der M&G Opti- mal Income Fund oder der JPM Global In- come Fund (siehe Korrelationsmatrix Seite 68). So viel vorweg: Das Ergebnis fällt eher ernüchternd aus. Über alle 32 analysierten Fonds hinweg beträgt die durchschnittliche Korrelation 0,58, was deutlich erkennen lässt, dass niemand eine Insel ist und letztlich alle Manager in denselben Märkten agieren. Dabei hat sich diese Entwicklung in den ver- gangenen drei Jahren signifikant verschärft. In unserer 2011 erstmals veröffentlichten Korrelationsanalyse lag der durchschnittliche Koeffizient deutlich niedriger, bei 0,42. Zwar hinkt der direkte Vergleich, da nur sechs der damals absatzstärksten Fonds auch heute noch zu den wesentlichen Umsatzbringern im VV-Fonds-Segment zählen. Dennoch legt der deutliche Anstieg der Korrelation vor 66 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Foto: © Joe Klune | Dreamstime.com Gleichschritt gefahr Die Korrelation vermögensverwaltender Fondskonzepte steigt. Das erschwert die Suche nach sinnvollen Kombinationen. Ob sich vermögensverwaltende Fonds als Vermögensbewahrer erweisen oder ob sie in der nächsten Baisse sozusagen „im Gleichschritt“ talwärts marschieren, wird sich zeigen. Anleger sollten schon jetzt auf Korrelationen achten.
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