FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
Alfred Platow (Ökoworld) und Dirk Söhnholz (Veritas) im Zwiegespräch über Sinn und Unsinn der Integration von nachhaltigen Kriterien in die Fondsanlage. Strategie- Streit STREITGESPRÄCH » Einen auf ökologischen Kriterien basierenden Ansatz halte ich grundsätzlich für gut in Bezug auf Umwelt, Verbraucher und Gesellschaft, nicht aber notwendigerweise für Kapitalanleger. « Dr. Dirk Söhnholz, Veritas Investment » Meine Eingrenzung ist eher eine politische, die etwas mit Ethik zu tun hat, eine auf einem humanistischen Weltbild fußende Ökologie, die den Menschen in den Vordergrund stellt. « Alfred Platow, Ökoworld 78 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 markt & strategie I alfred platow | dirk söhnholz Fotos © Oliver Schmauch W enn man vor zehn Jahren über die Berücksichtigung von nachhaltigen Kriterien bei der Geldanlage disku- tiert hat, waren die unterschiedlichen Stand- punkte vor allem auf das Thema Performance reduziert. Mittlerweile geht es nicht mehr darum, ob ökologisch orientierte Fonds im Renditenachteil sind, weil sie ihr Anlageuni- versum verknappen, die Diskussion ist schon sehr viel weiter. Denn heute zweifelt kaum noch einer daran, dass es durchaus sinnvoll sein kann, ökologische Aspekte oder soge- nannte ESG-Kriterien für die Aspekte Um- welt, Soziales und Unternehmensführung in die Anlagestrategie mit einzubeziehen. Sehr wohl gestritten wird aber darüber, zu welchem Anteil und in welcher Art und Weise man sol- che Aspekte in der eigenen Asset Allocation berücksichtigen sollte. Hier gehen die Ansich- ten nach wie vor deutlich auseinander, die Bandbreite reicht von ausschließlich auf das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit ausge- richteten Anbietern bis hin zu Gesellschaften, die den Öko-Anspruch zwar in ihre Produkt- prospekte schreiben, es ansonsten aber eher bei einem Lippenbekenntnis belassen. Um hier eine Art Standortbestimmung vorzuneh- men, hat die Redaktion zwei Vertreter der Fondslandschaft gegeneinander antreten las- sen, die für eine Kontroverse stehen. Auf der einen Seite sozusagen der Öko-Purist: Öko- world-Gründer Alfred Platow trägt das Thema schon seit der Gründung der weltweit ersten ausschließlich nachhaltig investierenden In- vestmentgesellschaft im Jahr 1995 nach vorn. Auf der anderen Seite argumentiert Dirk Söhnholz, der nicht erst in seiner Rolle als Sprecher der Geschäftsführung der Veritas Investment GmbH für das Thema einer syste- matischen und regelbasierten Asset Allocation steht, sondern auch schon in seiner Zeit als Wissenschaftler und Managing Director der Feri Institutional Advisors GmbH und Partner der Feri Finance AG, der er von 1999 bis 2011 angehört hat. Heuser: Meine Herren, lassen Sie uns zunächst eine grundsätzliche Bestim- mung vornehmen, für welche Position Sie in diesem Pro-und-Contra-Gespräch jeweils stehen. Herr Dr. Söhnholz? » Es ist nach unserer Erkenntnis ein Trugschluss, dass sich die Unabhängigkeit des Aufsichtsrats einer Aktiengesellschaft positiv auf die Unternehmenspolitik und das Ergebnis einer Firma auswirkt. « Alfred Platow, Ökoworld
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