FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

Söhnholz: Ich werde mich sicher nicht um Formulierungen streiten, aber ich bleibe dabei, dass der Gesetzgeber eine KVG dazu ver- pflichtet, im besten Interesse des Anlegers zu agieren. Das bedeutet nicht, dass es immer und ausschließlich darum geht, in solchen Performanceranglisten möglichst weit oben zu stehen, denn das würde im Rückschluss ja bedeuten, dass man viel zu hohe Risiken ein- geht. Es geht wie gesagt darum, beides – Ren- dite und Risiko – zu optimieren. Was uns al- lerdings von IhremAnsatz unterscheidet: Wir beschränken unser Anlageuniversum nicht von vornherein künstlich, indem wir nur ganz bestimmte, nach vorher festgelegten Kriterien ausgewählte Anlagen für unsere Fonds kau- fen. Unser Ausgangspunkt ist immer ein durchaus klassischer Selektionsmechanismus, innerhalb dessen wir dann sozusagen als Plus obendrauf bestimmte ESG-Kriterien berück- sichtigen. Aber eben immer nur so weit, als sich damit das Rendite-Risiko-Profil unserer Fonds tatsächlich verbessern lässt. Daher: ESG ja, aber viele Kriterien helfen eben nicht. Heuser: Damit ist das Thema ESG am Ende aber so etwas wie ein Anhängsel? Söhnholz: Wir arbeiten mit den Daten des renommierten Researchhauses Sustainalytics mit, wie schon erwähnt, rund 150 ESG-Kri- terien pro Aktie, die dieses Unternehmen zur Verfügung stellt. Allerdings sind die Zeitrei- hen zu den meisten Datensätzen bisher noch nicht lang genug, zumindest nicht so lang wie andere Kriterien, die in unseren Selektions- prozess einfließen. Das sind vor allem Quali- täts- und Value-Faktoren sowie diverse Risi- kokennzahlen, die wir in unserem Modell be- rücksichtigen. Daher macht die Gesamtge- wichtung der ESG-Kriterien bisher nur etwa zehn Prozent der insgesamt im Modell hinter- legten Daten aus. Das bedauere ich persön- lich, aber unsere Messungen, die übrigens ähnlich von Wissenschaftlern der Uni Leipzig und auch von anderen Forschungsinstituten festgestellt wurden, zeigen nun einmal, dass es für unsere Anleger zurzeit noch nicht sinn- voll wäre, ein Mehr an ESG-Daten in unseren Auswahlprozess zu integrieren. Platow: Das heißt für mich: Sie könnten schon, Sie wollen nur nicht. Sie kaufen Daten von einemAnbieter ein, ohne dessen Interesse oder Tendenz zu hinterfragen. Ökoworld hat ein hauseigenes Research und übernimmt keine Fremdratings. Sie bleiben damit aus meiner Sicht in der Sackgasse, in der sich auch andere Fondsgesellschaften bis hin zu den gro- ßen Anbietern wie Deutsche AWM, Union, Deka oder Allianz Global Investors befinden, ganz zu schweigen von großen, international agierenden Fondshäusern. Der Grund aus mei- ner Sicht: All diese Gesellschaften haben kein Interesse an einem Verständnis des wirklichen Systems, das hinter den Marktteilnehmern und Unternehmen steht, in die sie das Geld ihrer Anleger investieren. Der entscheidende Punkt im Umgang mit dem Geld Dritter ist aber, als Erstes einmal genau zu hinterfragen und zu verstehen, was der Investor eigentlich will. Söhnholz: Ich verstehe nicht, warum Sie uns unbedingt in einer Sackgasse sehen wollen. Ich sehe unsere Fondsgesellschaft sogar eher als eine Art Vorreiter beim Thema Respon- sible Investment. Eben weil wir bereit sind, möglichst viele solcher ESG-Kriterien zu berücksichtigen, wenn diese sich als sinnvoll erweisen, während andere immer noch in der alten Denkweise verharren nach dem Motto: Nachhaltigkeit kostet am Ende nur Perfor- mance. Im Übrigen agiert Ihre Gesellschaft doch im Vertrieb auch nicht viel anders als unsere. Auch Sie delegieren Beratung und Vertrieb doch an Dritte wie Bankberater und freie Finanzdienstleister. Platow: Das kann ich natürlich nicht ganz von der Hand weisen, auch wenn die Investment- basis für unsere Produkte klar und eindeutig definiert ist im Hinblick auf die Berücksichti- gung von ethischen, ökologischen und sozia- len Kriterien. Ich würde Ihnen sogar zustim- men in dem Punkt, dass das Delegieren des Hinterfragens, was ein Anleger denn eigent- lich wirklich möchte, an einen Bankberater oder einen IFA, der dann 28 Seiten oder mehr an Beratungsprotokoll ausfüllen muss, eine regelrechte politische Farce darstellt. Damit lassen wir es zu, dass Menschen ihr Erspartes nach einem System investieren, das sie bis heute nicht wirklich verstehen und das zum anderen gar keinen Bezug mehr zur Lebenswirklichkeit dieser Anleger hat. Söhnholz: Wobei an dieser Stelle auch ein enormer Unterschied zwischen unseren bei- Dr. Dirk Söhnholz (Veritas Investment): „Ich werde mich sicher nicht um Formulierungen streiten, aber ich bleibe dabei, dass der Gesetzgeber eine KVG dazu verpflichtet, im besten Interesse des Anlegers zu agieren.“ 82 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 markt & strategie I alfred platow | dirk söhnholz Foto: © Oliver Schmauch » Ich verstehe nicht, warum Sie uns unbedingt in einer Sackgasse sehen wollen. Ich sehe unsere Fondsgesellschaft sogar eher als eine Art Vorreiter beim Thema Responsible Investment. « Dr. Dirk Söhnholz, Veritas Investment AK TUE L L ER H I NWE I S : Verpassen Sie nicht das direkte Gespräch: Sowohl Ökoworld Lux S.A. als auch die Veritas Investment GmbH gehören zu den Ausstellern am FONDS professionell KONGRESS in Mannheim am 28. und 29. Januar 2015. Anmeldung: www.fondsprofessionell.de

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