FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
eD I TOR I A L www.fondsprofessionell.de | 4/2014 9 Die Robo-Advisors kommen Derzeit vergeht keine Wo- che, in der nicht über einen neuen Marktteilnehmer aus dem relativ jungen Segment der als Fintechs bezeichne- ten Unternehmen berichtet wird. Es gibt sie mittlerweile für fast alle Bereiche des finanziellen Lebens, vom Kredit übers Investment bis zur Versicherung. Wir brin- gen ab Seite 260 dieser Ausgabe auch einen Bericht über solche neu gegrün- deten IT-Unternehmen, die vorhaben, den Markt für Finanzdienstleistungen aufzumischen. Die wollen „den Spaß zurück ins Bankgeschäft bringen“, heißt es. Unabhängige Finanzberater dürften über ihr Er- scheinen kaum erfreut sein, denn die Neuen bringen zunächst einmal Unruhe und Unsicherheit in einen Berufszweig, der ohnedies eine schwierige Phase durchlebt. Aber um es gleich zu sagen: Eine nachhal- tige Bedrohung für den freien Finanzvertrieb ist das nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn man als Berater gar nicht erst der Versuchung erliegt, diesem Wandel den Kampf anzusagen. Die Geschichte zeigt: Wenn eine neue Technologie eine alteingesessene Branche bedroht, dann ist der erfolgreich, der sich diese neue Technologie zunutze macht, statt sie zu bekämpfen. Finanzberater sind auch keineswegs die Einzigen, die dieses Problem haben. Reisebüros, Buchhandlun- gen, Videotheken, Taxifahrer und mittlerweile sogar schon Ärzte müssen umdenken. In den USA ist die Entwicklung schon weiter. Kürzlich kündigte der On- linebroker Charles Schwab mit großem Getöse sei- nen Einstieg in den Geschäftszweig Robo-Advisor an, wie die internetbasierten Finanzberatungstools dort genannt werden. Der US-Marktführer in diesem Seg- ment heißt Wealthfront und verwaltet bereits 1,5 Mil- liarden US-Dollar an Kundengeldern. Andere wie die britische Gesellschaft Nutmeg sind zwar noch in den roten Zahlen und machen auch keine Angaben über die von ihnen insgesamt verwalteten Assets. Aber wenn sich eine Gesellschaft wie Schroders an einem solchen Unternehmen beteiligt, dann ist das auch ein Signal. Auch in Deutschland sind mit moneymeets, Wikifolio, Vaamo und vielen anderen entsprechende Angebote am Markt aktiv. Für Finanzberater ist es wahrscheinlich das Beste, sich die neuen Angebote einmal sehr genau anzusehen – nicht um sie nachzu- ahmen, sondern um zu erkennen, was sie nicht kön- nen, denn ihre Lücken dürften beträchtlich sein. Eine auch diesmal wieder informative Lektüre wünscht Hans Heuser, Chefredakteur
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