FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
markt & strategie I jan-peter dolff und vincent strauss | comgest 98 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 Foto: © François Daburon R eichlich Grund zum Feiern hat in die- sen Tagen die französische Fonds- gesellschaft Comgest. Der vielfach ausgezeichnete Schwellenländerfonds Magel- lan feiert im laufenden Jahr seinen zwanzigs- ten Jahrestag und ist damit eines der am längsten im Segment Emerging Markets aktiven Produkte. Mit einer jährlichen Perfor- mance von 11,2 Prozent rangiert der Fonds auch heute noch unter den absoluten Spitzen- fonds seiner Peergroup. Aber damit nicht ge- nug: Im kommenden Jahr haben die Com- gest-Strategen schon wieder etwas zu feiern. Das Unternehmen selbst wurde im Jahr 1985 von dem Franzosen Jean-François Canton und dem Deutschen Wedig von Gaudecker ge- gründet und feiert damit seinen dreißigsten Geburtstag. Außerdem jährt es sich 2015 zum zehnten Mal, dass die Franzosen mit einer eigenen Niederlassung in Düsseldorf präsent sind, von wo aus deutsche und österreichische Kunden betreut werden. Anlass genug für eine Bestandsaufnahme, zu der die Redaktion sich in der Pariser Comgest-Zentrale mit Vorstand Jan-Peter Dolff und seinem Chefstrategen Vincent Strauss getroffen hat. Ihre Gesellschaft gehört zu den Pionie- ren im Management von Schwellenlän- derinvestments. War es in den Anfängen des Magellan einfacher, interessante Unternehmen zu finden? Vincent Strauss: Ob es einfacher war, kann ich so gar nicht sagen, es war auf jeden Fall anders. Allein schon, weil weniger Akteure und vor allem weniger Assets am Markt wa- ren, die in diesen Ländern nach attraktiven Anlagemöglichkeiten gesucht haben. Viele Marktteilnehmer haben das Thema Emerging Markets damals noch erheblich unterschätzt, vielleicht auch, weil manch einer allzu stark unter dem Eindruck von Argentinien-Default und Peso-Krise in Mexiko stand. Heute weiß jeder, dass in diesen Ländern immer noch das Wachstum liegt. Was sich auf jeden Fall ver- ändert hat: Es waren früher vor allem Einzel- personen, besondere Typen sozusagen, die das Management von Schwellenländerfonds be- stimmt haben. So war es natürlich einfacher, wenn man als Einzelperson entscheiden konn- te, eine Aktie aus Taiwan zu kaufen oder einen mexikanischen Wert kurzerhand zu ver- kaufen. Das hat sich doch sehr stark gewan- delt, denn heute sind es in erster Linie ganze Managementteams, die natürlich entsprechend zusammenpassen müssen. Auch wir arbeiten heute in einem ganzen Team von Analysten und Fondsmanagern, die sich um unsere Schwellenländerfonds kümmern. Und wir sehen es als einen besonderen Vorteil, dass wir viele dieser Teammitglieder selbst aus- gebildet haben. Entscheidungen werden heute sehr viel stärker hinterfragt, was natürlich zu einer Professionalisierung des Managements geführt hat. Trotz einer breiten Fondspalette von mehr als 40 Produkten, die Sie auch in Deutschland und Österreich anbieten, werden Sie immer noch sehr stark auf das Thema Emerging Markets reduziert. Stört Sie das? Jan-Peter Dolff: Um es in konkreten Zahlen auszudrücken: Rund 60 Prozent unserer ge- samten Assets under Management sind Anla- gen in den Emerging Markets. Bei unseren für deutsche und österreichische Kunden verwal- teten Fondsanlagen sind es allerdings 70 Pro- zent. Daher entstammt diese Reduzierung, wie Sie es nennen, eher einer Perspektive in diesen beiden Ländern. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass Comgest im Jahr 2005 seine Aktivitäten in Deutschland und Öster- reich aufgenommen hat. Damals wollte jeder ein Investment in Schwellenländern haben. Und wir hatten mit dem Magellan einen ent- sprechenden Fonds mit sehr guten Ergebnis- sen anzubieten. Das hat diesen Eindruck sicher noch verstärkt, auf der anderen Seite aber auch zu einer schnellen Bekanntheit von Comgest beigetragen. Aber ich gebe Ihnen recht, es war schon immer schwer, den Anle- gern beizubringen, dass wir auch für andere Märkte sehr gute Produkte anzubieten haben. In anderen Ländern stellt sich das übrigens sehr viel ausgewogener dar. Wie ist es in Ihrem Heimatland Frank- reich? Dolff: Auch hier ist das Verhältnis sehr viel ausgewogener. Speziell in Frankreich können wir bei unserem Europa-Aktienfonds Renais- sance Europe auf einen genauso langen Track Record zurückblicken wie beim Magellan. Beide Fonds gelten schon lange als eine Art Referenzprodukt für ihre jeweiligen Märkte, nicht zuletzt, weil die dahinterstehenden Teammitglieder schon seit sehr vielen Jahren zusammenarbeiten, wenn sie nicht schon seit der Auflage des entsprechenden Fonds dabei sind. Wichtig ist: Es bringt nichts, in einem Jahr der absolute Spitzenreiter seiner Peer- group zu sein, um sich dann im darauf folgen- den Jahr mit einer grottenschlechten Perfor- mance möglichst gut zu verstecken. Sehr viel erfolgversprechender ist es in unserer Bran- che, über einen langen Zeitraum von fünf, zehn oder eben 20 Jahren unter den besten zehn bis 15 Prozent der Peergroup zu landen. Honoriert wird von Anlegern die Dauerhaf- tigkeit und die Nachhaltigkeit eines Modells. Das gilt übrigens genauso für die Ertragskraft der Gesellschaft, die dahintersteht. Wie muss man das genau verstehen? Strauss: Natürlich wollen auch wir als Gesell- Die französische Fondsgesellschaft Comgest feierte jüngst ihren 30. Gründungstag. Sie verwaltet ein Fondsvolumen von knapp 17 Milliarden Euro und bietet eine umfangreiche Produktpalette, ihr Schwerpunkt liegt aber weiterhin auf Emerging-Markets-Fonds. Ein Interview mit Vorstand Jan-Peter Dolff und Chefstratege Vincent Strauss . „Es bringt nichts, nur in einem » Als wir 2005 nach Deutschland und Österreich kamen, wollte jeder ein Investment in Schwellen- ländern haben. Und wir hatten mit dem Magellan einen entspre- chenden Fonds mit sehr guten Ergebnissen anzubieten. « Jan-Peter Dolff, Comgest
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