FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

D ie Börse hat schon einmal gut reagiert: Nachdem die börsennotierte Ham- burger Lloyd Fonds AG angekündigt hatte, Schiffsbeteiligungen in Aktien umwan- deln zu wollen, schoss ihr Aktienkurs massiv nach oben. Binnen einer Woche verteuerte sich das Papier um 80 Prozent auf 2,75 Euro. Dabei ist die Umwandlung geschlossener Fonds in Aktienbeteiligungen keine Neuerfin- dung von Lloyd Fonds. DCM, Canada Gold Trust und Chorus haben bereits ähnliche Deals umgesetzt. Nun sollen 18.000 Privat- kunden aus neun Schiffsfonds elf Schiffe auf die Lloyd Fonds AG übertragen und im Ge- genzug neue Aktien aus einer Kapitalerhö- hung beziehen. Dicker Stapel Papier Die bis zu 15 Jahre alten Schiffe sind laut Gutachten insgesamt 325 Millionen Dollar wert. Nach Abzug der langfristigen Schiffskredite, die Lloyd Fonds bei der Umwandlung übernehmen würde, brächten die Fonds elf Einschiffgesellschaften mit einem Wert von 162 Millionen Euro in die AG ein. Lloyd Fonds begründet die Umstrukturierungs- pläne mit Finanzierungs-, Risiko- und Kostenvorteile durch eine Flot- tenpolitik. Außerdem wolle man „mittel- und langfristig ein interna- tional agierendes Schifffahrtsunter- nehmen mit einer breit diversifizier- ten Flotte“ werden. Anfang März erhielten die Anle- ger per Post die Abstimmungsunter- lagen; die Vertriebspartner wurden kurz zuvor mit Informationen ver- sorgt. Die mehr als 100 Seiten um- fassenden Unterlagen sind erfreu- lich transparent. Jedoch zeigt ein Studium der Papiere, dass die Pläne und damit die Infor- mationen sehr komplex sind. Marktzwänge Hinter der Entscheidung zu die- sem neuen Geschäftsmodell verber- gen sich zukunftsentscheidende Überlegungen. Die hartnäckige Krise auf den Schiffsmärkten hat die Fonds und deren Anbieter schwer getroffen. An nennenswertes Neugeschäft ist nicht zu denken, im Gegen- teil: Immer noch müssen viele Schiffe gerettet beziehungsweise „notverkauft“ werden. Das liegt nicht daran, dass in der Krise die Grund- lage der Schifffahrt abhanden gekommen wäre. Schiffe sind das wichtigste Transport- mittel im Güterverkehr und ein zentrale Säule des Welthandels, allerdings kamen in den ver- gangenen Jahren einfach zu viele neue Schiffe auf den Markt beziehungsweise werden noch vom Stapel laufen. Zudem gibt es zu viele alte, unwirtschaftliche Schiffe, die keine Abnehmer oder nur Beschäftigung zu mise- rablen Konditionen finden. Das heißt: Wenn ein deutsches Fondshaus in der inter- nationalen Schifffahrt mitmischen will, muss es sich breiter aufstellen. Die internationalen Player konnten trotz Finanz- und Wirtschafts- krise neue Schiffe bestellen. Denn obwohl alle maritimen Unternehmen Federn lassen muss- ten, konnten und können sich sehr viele über die Kapitalmärkte refinanzieren. Man muss aber nicht gleich Reeder werden, um bei den Großen mitspielen zu können. Es gibt auch Unternehmen, die sich auf die Finanzierung und das kaufmännische Management von Schiffen konzentrieren, zum Beispiel die Ge- sellschaft Ship Finance Limited, die bereits 2004 an die Börse gegangen ist. Jan Bäumler, Beirat im Fonds MS Lloyd Parsifal und Ex- Vorstand bei IC Consulting und BIT Treu- hand, teilt die Auffassung von Lloyd-Fonds- Vorstand Torsten Teichert, dass es Zeit für einen Wandel ist: „Das Modell der Schiffs- finanzierung über deutsche Fonds ist im Moment und auf die nächsten Jahre betrachtet nicht marktfähig und wahrscheinlich ein Auslaufmodell.“ In der internationalen Aus- richtung sieht Bäumler Chancen für Lloyd Fonds: „In den USA und Norwegen gibt es vergleichbare, sehr erfolgreiche Schiffsfinan- zierungsgesellschaften. Das Management ist in der Schifffahrt und der Finanzierungsland- schaft gut vernetzt.“ Schiffe poolen Nun sollen ausgewählte Schiffe in der Aktiengesellschaft zu einem Pool zusam- mengefasst werden, wobei Lloyd Fonds den gesamten Schiffsbetrieb inklusive der Finan- zierung übernimmt (siehe Grafik). Der Pool- gedanke ist nicht neu, schließlich gibt es auf der ganzen Welt funktionierende Schiffspools. In der gegenwärtigen Krise, die bereits 2008 begonnen hat, bietet die Solidargemeinschaft Vorteile. Denn die Charterraten liegen in der Regel nach wie vor nicht auf einem kosten- deckenden Niveau. Deshalb ist es hilfreich, wenn entstehende Engpässe bei einzelnen Schiffen in einem Pool solidarisch durch die Einnahmen und Reserven der anderen Schiffe aufgefangen werden. Durch die Flotten- struktur soll aber für alle eine Reduzierung der Risiken erreicht werden. Eigentlich wollte Lloyd Fonds 39 Schiffe übernehmen. Das hat aber nicht geklappt, weil Torsten Teichert, Vorstandschef der Lloyd Fonds AG, fordert 18.000 Anleger auf, ihre Schiffe an den Fondsinitiator zu übertragen. 152 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 sachwerte I lloyd fonds Foto: © Ulrike Schmidt Der Fondsinitiator Lloyd Fonds will sich zu einem internationalen Schiffsfinanzierer entwickeln. Im ersten Schritt möchte die Gesellschaft elf Fondsschiffe übernehmen. Konzept gegen die Krise

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