FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

166 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 sachwerte I canada gold trust Foto: © Anna Rauchenberger A lte Anlegerregel: Sobald das Organi- gramm eines Firmengeflechts zu kom- plex wird, sollte man sehr vorsichtig werden. Auch im Fall der Fonds von Canada Gold Trust wäre das ratsam gewesen. Der hinter den Fonds stehende Berliner Unterneh- mer Jörg Schmolinski baute in den vergange- nen vier Jahren im In- und Ausland ein kaum überblickbares Firmenimperium auf, und heu- te besteht der Verdacht, dass dabei auch Ka- pital von Anlegern missbraucht wurde. Wahr- scheinliche Opfer sind unter anderem die An- leger der vier Canada-Gold-Trust-Fonds, die rund 47 Millionen Euro investiert haben. Seit Sommer 2014 bangen sie um ihr Geld. Da- mals forderte das Fondsmanagement eilig Mehrheitsbeschlüsse ein, mit denen die Dar- lehen der Fonds, die Tochtergesellschaften der kanadischen Henning Gold Mines Inc. ge- währt wurden, in Aktien umgewandelt wer- den sollten. Als die Fonds dann aber keine Aktien von Henning Gold Mines erhielten und im Hintergrund Berichte über „merkwür- dige Zahlungen“ die Runde machten, wurde Stefan Klaile stutzig. Er ist Geschäftsführer der Xolaris Service GmbH, die in allen vier Canada-Gold-Trust-Fonds Treuhandkomman- ditistin ist, und vertritt mehr als 3.500 Cana- da-Gold-Trust-Anleger. Er begann, die Ent- wicklungen in Kanada zu hinterfragen, wobei ihn vor allem ein Handelsverbot für die Ak- tien von Henning Gold Mines irritierte. Ver- hängt hatte das die Börsenaufsicht der kana- dischen Provinz British Columbia; die Anle- ger wurden darüber zunächst nicht informiert. Aber nicht nur das bereitet aus Anlegersicht Sorgen, auch die Wahl von Schmolinskis Geschäftspartnern flößt wenig Vertrauen ein. Einer davon ist Malte Hartwieg, dessen frü- here Firma Dima 24 im Vertrieb der Canada- Gold-Trust-Fonds eine Hauptrolle spielte. Hartwieg selbst steht seit 2014 massiv unter Druck, weil sich die Fonds seiner Emissions- häuser Selfmade Capital und NCI als Desaster entpuppten. Einige seiner Firmen sind inzwi- schen insolvent, die Staatsanwaltschaft Mün- chen ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs. Von der Koopera- tion Schmolinski-Hartwieg sind aufgrund eines verschachtelten Deals Tausende Anleger betroffen. Im Frühjahr 2014 verkaufte Hart- wieg sein Immobilien- und Fondshaus Euro Grundinvest an Schmolinski. Als Käufer trat die Schweizer International Property Fi- nance AG auf, die wiederum der JH Group gehörte. Die in St. Gallen ansässige Holding steht unter Schmolinskis Einfluss und ist auch eine der beiden Mehrheitseigentümerinnen der Henning Gold Mines Inc . Dank der Trans- aktion kontrollierte Schmolinski plötzlich nicht nur die 47 Millionen Euro Eigenkapital der Canada-Gold-Trust-Fonds, sondern auch rund 97 Millionen Euro Investorenkapital der Euro Grundinvest (siehe Organigramm). Hütchenspiel mit Firmen Was sich rund um dieses Geschäft abspiel- te, erinnert frappant an ein Hütchenspiel und ist offenbar auch Gegenstand der Ermittlun- gen der Staatsanwaltschaft München gegen Hartwieg: Ende April 2014 erwarb die damals noch Hartwieg gehörende Euro Grundinvest knapp die Hälfte der polnischen New Media Communication , die im Einflussbereich von Schmolinski steht. Im selben Atemzug gab die Euro Grundinvest ihrer neuen polnischen Tochterfirma ein Darlehen über 15 Millionen Euro. Und die polnische Gesellschaft gab we- nige Tage danach Schmolinskis International Property Finance AG zwei Darlehen über insgesamt 13,5 Millionen Euro. Mit diesem Geld kaufte Schmolinski Hartwieg kurz da- rauf die Euro-Grundinvest-Gruppe sowie einige andere Firmen ab (siehe Kasten Seite 167). Dieses mehr als verwirrende Unterneh- menskauf- und Darlehenskarussell diente Schmolinski dazu – so der Verdacht – mit den Anlegergeldern der Euro Grundinvest Fir- men von Malte Hartwieg zu kaufen. Im Ge- spräch mit FONDS professionell verteidigte Schmolinski seine Vorgehensweise. Es habe sich um ein marktübliches Buy-out, also eine Firmenübernahme mit Fremdkapital, gehan- delt. Auf die Frage, ob bei so einer Transak- tion auch der Einsatz von Anlegergeld üblich sei, sagte Schmolinski: „Nein, das nicht. Aber ich weiß nicht, woher Euro Grundinvest die Mittel für das Darlehen genommen hat.“ EGI-Geld bei CGT? Kurioserweise könnte das den Anlegern der Canada-Gold-Trust-Fonds Ausschüttungen beschert haben, denen gar kein geschäftlicher Erfolg zugrunde lag und die ihnen auch nicht Statt Gewinnen drohen den Anlegern von Canada Gold Trust heftige Kapitalverluste. Es besteht sogar Betrugsverdacht, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Hütchenspiel mit Fondsgeldern Jörg Schmolinski (links) hat ein Firmennetz aufgebaut, in dem die Fonds von Canada Gold Trust eine wesentliche Rolle spielen. Canada-Gold-Trust-Geschäftsführer Peter Prasch (rechts) ist das Gesicht des Emissionshauses.

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