FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

I m Markt der freien Finanzdienstleister gibt es bekanntlich viele Selbstständige, aber nur wenige Unternehmer. Marco Kantner darf als Ausnahme gelten. Gemein- sam mit seinem Kollegen Frank Berberich, vier Angestellten und einigen freien Mitar- beitern betreut er in Summe rund 250 Mil- lionen Euro für etwa 5.000 Kunden. Seine Firmengruppe um die WK Vermögens- verwaltung und die Internetplattformen Fonds-Super-Markt.de und Infos.com ist in den vergangenen Jahren deutlich ge- wachsen, auch durch Zukäufe. Fünf Mal hat er schon den Investmentbestand oder das Unternehmen eines ausscheidenden Maklers übernommen – und er signalisiert Interesse an weiteren Deals. Unterm Strich hält Kantner Zukäufe für eine gute Möglichkeit, das Unternehmen auf eine Größe zu hebeln, die auch in Zei- ten von Regulierung und Digitalisierung auskömmliche Margen erlaubt. Dieses Fazit ist alles andere als selbstverständlich, denn bei den bisherigen Transaktionen lief einiges schief. „In einem Fall hatte der Ver- käufer mit falschen Zahlen operiert – statt eines Gewinns hatte das Unternehmen in Wahrheit einen Verlust erwirtschaftet“, sagt Kantner. In einem anderen Fall waren laut Notarvertrag alle Steuern bezahlt. Doch kurz nach der Übernahme flatterte Kantner eine Rechnung des Finanzamtes ins Haus: Die Firma, die nun ihm gehörte, sollte doch bitte ihre Steuerschuld über 200.000 Euro beglei- chen. Kantner: „Ich habe schon vieles erlebt, aber bestimmt noch nicht alles.“ Bestand zu verkaufen Die Beispiele zeigen, dass Unterneh- mens- und Bestandsübernahmen alles andere als einfach sind. Es lauern zahlreiche Fallstricke, sowohl für Käufer wie für Verkäufer. Eines aber ist klar: Der Markt wird wachsen. Schon die Demografie wird dafür sorgen, dass in den kommenden Jahren zahlreiche Versicherungs- und Investmentbestände zum Verkauf stehen. Die Regulierung wird für eine weitere Konsolidierung sorgen. Doch noch haben die wenigsten Vermittler überhaupt einen Gedanken an dieses The- ma verschwendet. Sie raten ihren Kunden tagtäglich zu Vorsorge und Vermögensauf- 170 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 vertrieb & praxis I nachfolgeplanung & bestandsverkauf Foto: © Igor Pershin | Dreamstime.com Die eigene Firma ist für viele Vermittler zugleich die Altersvorsorge. Doch Regulie- rung und Demografie bringen die Preise für kleine Finanzdienstleister unter Druck. Nachfolger verzweifelt gesucht Für das eine oder andere Hobby lässt sich der Nachwuchs vielleicht begeistern. Eine Karriere als Finanzberater dagegen steht nicht gerade hoch im Kurs. Das verschärft das Problem, einen Nachfolger für das eigene Unternehmen zu finden, zusätzlich – und das in Zeiten, in denen der Preis für kleinere Investmentbestände ohnehin unter Druck steht. Altersstruktur der Vermittler Im Schnitt der drei Maklerpools sind 43 Prozent der Vermittler über 50 Jahre alt. Quelle: BCA, Fondsnet, Netfonds| Stand: Februar 2015 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 30 % 25 % 10 % 9,7 % 18,1 % über 60 Jahre 27 % 23,3 % 41,1 % 51–60 Jahre 37 % 42,7 % 33,7 % 41–50 Jahre 22 % 20,6 % 6,8 % 31–40 Jahre 4 % 0,3 % 3,7 % bis 30 Jahre n BCA n Netfonds n Fondsnet

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