FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

250 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 cover I umbruch bei pimco Foto: © 2011 Bloomberg Finance I m Fondsgeschäft ist gern vom Teaman- satz die Rede. Der einzelne Manager? Gar nicht wichtig – die Mannschaft ist der Star! Manchmal jedoch werden solche Flos- keln durch pure Zahlen widerlegt. In den sechs Monaten nach Bill Gross’ spektakulä- rem Abgang im September bei Pimco zogen Anleger sagenhafte 100 Milliarden US-Dollar aus seinem früheren Flaggschifffonds Total Return Bond ab. Sie hatten offensichtlich in Bill Gross investiert, nicht in Pimco. Der Börsenwert des Mutterkonzerns Allianz sank binnen Tagen um mehrere Milliarden Euro. Und das alles nur, weil ein Mann seinen Hut nahm, der längst das Rentenalter erreicht hat: Bill Gross ist 70 Jahre alt. Die Personalie ist eine Zäsur für den welt- größten Anleihenmanager. Der Unterneh- mensgründer, der wesentlichen Anteil daran hatte, aus einer Investmentboutique einen zeit- weise zwei Billionen Dollar schweren Fonds- giganten zu formen, geht im Streit mit dem restlichen Topmanagement von Bord. Anleger ziehen Milliarden ab – zunächst überstürzt, dann immer noch hektisch, zuletzt nur noch dosiert. Und die früheren Kollegen in New- port Beach oder die Manager beim Eigen- tümer aus München? Reagieren erstaunlich gelassen. FONDS professionell hat mit Scott Mather, Gross’ Nachfolger an der Spitze des Pimco Total Return Bond Fund, und Jay Ralph, dem für das Asset Management zu- ständigen Allianz-Vorstand, gesprochen (siehe Interviews auf den folgenden Seiten). Die beiden Amerikaner erwecken zumindest nach außen den Anschein, die verlorenen Milliar- den mit einem Schulterzucken hinzunehmen – und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Bloß nicht in Rente In einigen Jahren wird man Gross’Abgang vielleicht nur noch als überfälligen Führungs- wechsel interpretieren. Der Stimmung in Newport Beach war seine Demission jeden- falls zuträglich. Das „Wall Street Journal“ be- richtet, im Dezember auf der Weihnachtsfeier im Hyatt Regency Huntington Beach sei so ausgelassen gefeiert worden wie lange nicht mehr. Denn nach allem, was man hört, war Gross zwar ein hervorragender Investor, aber eine miserable Führungskraft. In München wird man sich über den überraschenden Abgang geärgert haben, zumal die Mittel- abflüsse deutlich auf das Ergebnis durch- schlagen. Doch Pimco ist nach wie vor eine Gewinnmaschine – auch ohne Gross. Und Gross selbst? Der bereut seinen Schritt wahrscheinlich überhaupt nicht. „Ich war immer schon ein Investmenttyp. Der andere Kram – Leute anheuern, Planung und so wei- ter – wurde zum Problem für mich. Ich bin unendlich froh, das alles endlich vom Tisch zu haben“, sagte er dem Wirtschaftsmagazin „Barron’s“. Außerdem darf der „King of Bonds“ weiterhin seiner Leidenschaft frönen. Schließlich verließ er Pimco nicht, um sich seinem Garten oder dem Golfhandicap zu widmen. Nein, er heuerte bei Janus Capital an, um dort den Janus Global Unconstrained Bond Fund zu übernehmen. „Geld zu verwalten liegt mir im Blut“, sag- te er im „Barron’s“-Interview. „Ich stehe gern Bill Gross’ Abgang bei Pimco ist eine Zäsur für den weltgrößten Anleihenmanager. In Panik gerät in Newport Beach jedoch niemand – trotz der hohen Abflüsse. Zurück auf Los Bill Gross denkt noch nicht ans Aufhören, mit 70 Jahren hat er gerade den Arbeitgeber gewechselt. Bei Janus konzentriert er sich wieder auf das, was ihm am meisten Spaß macht: das Portfoliomanagement. Um die ihm lästig gewordene Mitarbeiterführung bei Pimco kümmern sich nun andere – auch zur Freude seiner früheren Angestellten.

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