FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

cover I jay ralph | allianz 258 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 Foto: © Wolf Heider-Sawall A llianz Asset Management verwaltet gut 1.800 Milliarden Euro und zählt damit zu den größten Vermögensverwaltern der Welt. Dennoch reicht dieser Allianz-Sparte ein vierstöckiger Altbau in München-Schwa- bing aus. Der Grund dafür: Allianz Asset Ma- nagement dient vor allem als Holding über Pimco und Allianz Global Investors. Die bei- den Investmenthäuser arbeiten sehr eigenstän- dig, entsprechend schlank kann die Verwal- tung in der Münchener Königinstraße ausfal- len. Jay Ralph, der zuständige Allianz-Vor- stand, erläutert im Interview mit FONDS professionell, was die Umwälzungen bei Pimco bedeuten, wie die Mittelabflüsse auf das Ergebnis durchschlagen und warum Allianz Global Investors dank neuer Struk- tur wieder auf Wachstumskurs ist. Herr Ralph, was war Ihr erster Gedanke, als Sie Ende September 2014 erfahren haben, dass Bill Gross Pimco verlassen wird? Oder anders gefragt: Wurden Sie von dieser Nach- richt überhaupt überrascht? Jay Ralph: Wir waren überrascht, aber wir waren vorbereitet. Es war absehbar, dass es eines Tages zu einer Veränderung kom- men würde – von einem gründergeführten Unternehmen hin zu einem globalen Asset Manager mit einem breiter aufgestellten Füh- rungsteam. Sie dürfen nicht vergessen, dass Douglas Hodge zu dem Zeitpunkt schon Vor- standschef des Unternehmens und auch die stellvertretenden Chefinvestmentstrategen längst ernannt waren. Wir waren wirklich be- eindruckt, wie reibungslos dieses Team die betroffenen Portfolios übernommen hat. Be- sonders stolz bin ich darauf, wie die Kollegen an besagtem Freitag, als die Nachricht ver- kündet wurde, reagiert haben: Die Portfolio- manager gingen im Handelssaal weiterhin konzentriert ihrer Arbeit nach, und die Kun- denbetreuer haben die Kunden wie gewohnt über die Portfolios informiert und gegebenen- falls deren Liquiditätswünsche erfüllt. Dazu kommt, dass die Wertentwicklung der Fonds in den ersten Monaten nach Bill Gross’ Ab- gang wirklich hervorragend ist. In den fünf Handelstagen nach Gross’ Demission verlor die Allianz-Aktie acht Prozent an Wert. Können Sie die Reak- tion Ihrer Aktionäre nachvollziehen? Oder war der Abverkauf übertrieben? Investoren mögen keine Überraschungen, die Allianz steht im Ruf, nicht oft negativ zu überraschen, vielleicht mag das die Markt- reaktion erklären. Nachdem wir unsere Ge- schäftszahlen für das dritte Quartal und die neue Dividendenpolitik bekanntgegeben hat- ten, war das Minus aber schon wieder ver- daut. Unsere Aktionäre haben außerdem ge- sehen, dass sich unsere Asset-Management- Sparte weiterhin gut entwickelt. Inzwischen notiert der Aktienkurs deutlich höher als Ende September 2014. Von September bis einschließlich Fe- bruar zogen Anleger in Summe 100 Mil- liarden Dollar aus Gross’ früherem Fonds Pimco Total Return ab. Was tun Ihre Kollegen in Newport Beach, um die Abflüsse zu stoppen? Ihr Fokus liegt klar auf der Performance für die Kunden. Diese wiederum ist immer ein wichtiger Treiber hinter Zu- und Abflüssen, darum haben wir auch keinen Zweifel daran, dass sich der Trend in naher Zukunft wieder drehen wird. Die Abflüsse haben sich über die letzten Monate schon deutlich verringert. Ne- ben der Performance spielen für das Mittel- aufkommen natürlich auch die Entwicklungen an den Finanzmärkten eine wichtige Rolle. Schon vor Bill Gross’Abgang musste Pimco als weltgrößter Anleihenmanager gewisse Abflüsse hinnehmen, einfach weil Investoren ihre Asset Allocation angepasst und ihre Ren- tenquote gesenkt haben. Über alle Fonds hinweg summieren sich die Nettomittelabflüsse konzern- fremder Investoren bei Pimco 2014 auf 236 Milliarden Euro. Wie schlägt das auf die Ergebnisse des Segments und der Allianz insgesamt durch? Ein großer Teil der Abflüsse wurde durch die Kurssteigerungen an den Renten- märkten und Währungseffekte kompen- siert. Das für Dritte verwaltete Vermögen bei Pimco sank in Euro gerechnet darum nur um gut fünf Prozent. Dank der Zu- flüsse bei Allianz Global Investors und der höheren Investments der Allianz- Gruppe stieg das verwaltete Vermögen der gesamten Asset-Management-Divi- sion im vergangenen Jahr sogar um knapp vier Prozent auf 1,8 Billionen Euro. Der ope- rative Gewinn sank um 15 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, was innerhalb unseres Ziel- korridors von 2,5 bis 2,9 Milliarden Euro liegt. Trotz der Abflüsse bei Pimco war 2014 für Allianz Asset Management das drittbeste Jahr der Geschichte. Von außen wirkt Gross’Abgang wie ein harter Schlag für Pimco. Es gibt aber auch Berichte, dass viele Mitarbeiter in Newport Beach froh waren, als ihr wohl nicht immer ganz einfacher Chef die Firma verließ – angeblich wirken sie befreit, es herrscht Aufbruchstimmung. Welche Lesart stimmt? Die Kollegen sind sehr zufrieden mit dem neuen Führungsteam. Dan Ivascyn, der neue Jay Ralph , Asset-Management-Vorstand der Allianz , über Bill Gross’ Abgang bei Pimco, neue Investmentstrategien in Zeiten niedriger Zinsen, den Turnaround von Allianz Global Investors und die Frage, warum er das Indexfondsgeschäft für wenig attraktiv hält. „Wir hatten immer schon viele » Ein großer Teil der Abflüsse wurde durch die Kurssteigerungen an den Rentenmärkten und Währungseffekte kompensiert. « Jay Ralph, Allianz

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