FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

268 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 vertrieb & praxis I auszahlungsphase Foto: © Sandor Kacso | Dreamstime.com, Schroders D ie Versicherungsbranche beansprucht für sich, dass nur sie geeignete Produk- te für die Altersvorsorge im Köcher hat. Sie definiert Altersvorsorge daher auch gleich passend für sich als „garantierte, le- benslange Auszahlung im Ruhestand“. Die Fondsbranche hält dagegen, dass auch sie Altersvorsorgeprodukte anbietet. Da Fonds- gesellschaften aber das Langlebigkeitsrisiko nicht absichern können, muss die Definition für Altersvorsorge hier anders aussehen. Warum sollte man ein Vermögen, auf das man jederzeit zugreifen kann, nicht auch als Alters- vorsorge ansehen? Thema bisher verfehlt Bisher richteten Fondsgesellschaften bei der Altersvorsorge ihr Augenmerk jedoch in erster Linie auf die Einzahlungsphase, den Vermö- gensaufbau. Lebenszyklusfonds, Target-Date Funds etc. zielen darauf ab, dass der Anleger mit 65 Jahren zu 100 Prozent in sicheren Ren- ten oder gar in Cash investiert ist. Angesichts der mageren Zinsen ist das sicher keine attrak- tive Kapitalanlage für 65-Jährige. Wenn die Produktentwickler hier nicht zü- gig geeignete Produkte auf den Markt brin- gen, werden Fondsgesellschaften weiterhin mitansehen müssen, wie ihre Anleger bei Rentenbeginn ihr Fondsvermögen abziehen und in eine sofort beginnende Leibrente inves- tieren. Hier begnügen sich Fondsgesellschaf- ten damit, Zulieferer für die Versicherungs- branche zu sein. Erst ganz langsam werden von den Gesellschaften auch Stand-alone- Produkte für die Auszahlungsphase ent- wickelt. Fonds, die eine bestimmte Mindest- ausschüttung anstreben, und konservativ aus- gerichtete Asset-Allocation-Strategien sind ein guter Anfang, aber auch sie könnten noch zielgerichteter als Produkte für die Zeit nach dem Renteneintritt vermarktet werden. Und die Technik? Auszahlungspläne gibt es schon lang, allerdings wird meist nur eine von drei möglichen Serviceleistungen angeboten (siehe Kasten Seite 269), nämlich Summen- auszahlpläne. Der Bedarf ist da Dabei ist der Bedarf hoch. Erstens müssen immer mehr Ruheständler ihre gesetzliche Rente durch private Vorsorge aufstocken, und zweitens haben alteingesessene Berater oft be- tagtere Kunden, die sich fragen, wie sie ihren Ruhestand finanzieren sollen. Ohnehin ist die Investorengruppe 55+ interessant, denn sie verfügt im Regelfall über freies Kapital, was bei der „gehetzten Generation“ der 30- bis 50- Jährigen oft nicht der Fall ist. Christoph Bergweiler, Deutschland-Chef von J.P. Morgan Asset Management, bezwei- felt, dass viele Menschen ihre Rentenlücke mit ihrem Investmentvermögen stopfen kön- nen: „Rechnen Sie mal aus, wie viel Kapital Sie da bräuchten, bei drei Prozent Income. Und auch dafür brauchen wir schon Kunden, die bereit sind, gewisse Kapitalmarktrisiken zu akzeptieren.“ Das mag so sein, aber gerade weil der Kapitalstock der meisten Anleger ge- ring ist, ist eine hohe Verzinsung auch wäh- rend der Ruhestandsphase notwendig – ganz ohne Risiken und mit fixen Garantien kommt man hier nicht weiter. „Es ist an der Zeit, dass die Anleger in Deutschland ab dem Renten- eintrittsalter in renditestarke Anlageklassen in- vestieren. Innovative Multi-Asset-Lösungen bieten hier etwas Passendes“, meint beispiels- weise Charles Neus von Schroders. Target-Death-Fonds benötigt Benötigt werden Produkte unter dem Ar- beitstitel „Target Death“-Fonds, wobei sich diese Namensgebung vermutlich wenig für Marketingzwecke eignet. Aber sie beschreibt die Produktidee: Für die Entsparphase der Altersvorsorge benötigt man Fonds, die auf ein bestimmtes Sterbedatum des Anlegers hin optimiert werden. Natürlich ist keine Punkt- landung möglich – das Sterbedatum ist schwer zu planen. Im Zweifelsfall sollen Kun- den und deren Berater einfach von einer extrem langen Lebensdauer – warum nicht 100 Jahre? – ausgehen. Im schlimmsten Fall bleibt am Ende noch etwas für die Erben übrig – wen stört das wirklich? Ohnehin wol- len viele ihr Kapital nicht gänzlich aufbrau- chen, weil das Risiko der Pflege mit erhöhtem Kapitalbedarf besteht. Erste Ansätze findet man bei den angel- sächsischen Gesellschaften. Beispielsweise hat Schroders für die Ansparphase einen Fonds entwickelt, dessen Motor ein Multi-Asset- Bedarf ist da, Lösungen fehlen: Bislang tut sich die Fondsbranche schwer damit, Produkte für die Entsparphase zu entwickeln. Nur langsam kommen erste Fonds. Autopilot für die Rentenphase Jede Altersvorsorge sieht anders aus, aber sie sollte systematisch geplant und automatisch ausgeführt sein. Die Fondsbranche ist noch nicht so positioniert, dass sie Stand-alone-Produkte für die Entsparphase anbietet.

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