FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

270 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 vertrieb & praxis I neue fondsgesellschaften Foto: © Tomas Marek | Dreamstime.com, Artemis, GAM, JOHCM W er an Fondsanbieter aus Großbritan- nien denkt, dem fallen Namen ein wie Schroders, Threadneedle oder M&G, doch Europas Finanzzentrum London hat deutlich mehr zu bieten. Neben den be- kannten Häusern buhlen zahlreiche Invest- mentboutiquen um das Geld von Anlegern. Gleich drei von ihnen werden nun auch in Deutschland aktiv. Sie haben entweder erst- mals den Sprung über den Ärmelkanal ge- wagt oder aber angefangen, sich in Deutsch- land auch an private Anleger zu wenden, nachdem sie sich bislang auf institutionelle Kunden konzentriert hatten. Alle drei eint dabei, dass sie Aktienfonds managen und guter Hoffnung sind, hierzulande genügend Investoren zu finden – auch wenn die Deut- schen gemeinhin als Aktienmuffel gelten. Artemis Investment Der jüngste Neuzugang auf dem deutschen Markt heißt Artemis Investment Management. Die 1997 gegründete Fondsboutique meldete Ende 2014 fünf US-Aktienfonds in Deutsch- land, Österreich, Frankreich, Spanien und der Schweiz zum Vertrieb an. Insgesamt verwaltet die Gesellschaft 25 Fonds mit einem Volumen von rund 25 Milliarden Euro. „Wir sind eine der letzten etablierten bri- tischen Fondsboutiquen, die noch nicht in Europa präsent sind. Mit dem Wechsel von Cormac Weldon, dem ehemaligen US-Aktien- chef bei Threadneedle, und seinem sechs- köpfigen Team im Mai vergangenen Jahres ist nun eine Gelegenheit gekommen, den Sprung nach Kontinentaleuropa zu wagen“, begründet James Young, Head of European Sales, die Expansion des Unternehmens. „Da wir fünf US-Aktienfonds auflegen mussten, um treue, wechselwillige Kunden von Cormac und seinem Team zu bedienen, haben wir das in Form von UCITS-Fonds getan und können damit auch Anleger außerhalb Großbritan- niens ansprechen. Die Größe des deutschen Marktes macht diesen automatisch sehr inter- essant.“ Zudem habe er dort und in Österreich bei seiner früheren Sales-Tätigkeit für Thames River Capital einen großen Kundenstamm aufgebaut. Außerdem stamme ein großer Teil der Anlagegelder, die Weldon bei Thread- needle verwaltete, aus Deutschland und Öster- reich. Daher sehe Artemis auch für seine Ak- tienfonds Potenzial in Deutschland. Das Unternehmen, das mehrheitlich dem US-amerikanischen Asset Manager Affiliated Managers Group gehört – 31 weitere Partner, darunter alle Fondsmanager, halten die übri- gen Firmenanteile – richtet sich in erster Linie an Privatkunden. „85 Prozent des von Artemis verwalteten Vermögens stammen von Retail- investoren. Daher werden wir in Deutschland zunächst Banken und Dachfonds ansprechen“, so Young. Eine weitere wichtige Zielgruppe sind semiinstitutionelle Family Offices. Auch mit unabhängigen Vermittlern wird Young Kontakte knüpfen, allerdings erst in einem zweiten Schritt. Denn er weiß, dass man in Deutschland ohne ein Büro vor Ort von Groß- britannien aus nicht schnell so tief Fuß fassen kann. Wenn alles gut läuft, soll dies aber in anderthalb bis zwei Jahren geschehen. Möglicherweise wird dann doch eine deut- sche Zweigstelle eröffnet: „Darüber wird spä- ter entschieden“, so Young, „mein Kollege, der für Spanien und Frankreich zuständig ist, und ich werden unsere Kunden bis auf Wei- teres von London aus betreuen und natürlich auch viel reisen.“ Sein größtes Marketing- Asset ist dabei Cormac Weldon, dessen guter Track Record laut Young allgemein bekannt ist und der sicher auch dazu beigetragen hat, dass Artemis bei britischen Anlegern in den fünf US-Fonds seit Auflage im September be- ziehungsweise Oktober bereits 400 Millionen US-Dollar einsammeln konnte. Income-Fonds Artemis bezeichnet sich selbst als Aktien- haus, was der Anlegerkultur in Großbritannien geschuldet ist – Aktienfonds, die regelmäßige Erträge erwirtschaften, sind dort seit jeher gefragt. Dabei hat die Gesellschaft mehr zu bieten als nur Cormac Weldon, denn sie be- schäftigt insgesamt zwölf Investmentteams. Young betont, dass diese vollkommen unab- hängig in ihren Strategien und Entscheidun- Drei Investmentboutiquen aus Großbritannien haben jüngst den Sprung auf den deutschen Fondsmarkt gewagt – und wollen mit ihren Aktienfonds punkten. Made in England Big Ben, rote Telefonzellen – so kennt man London. Die Stadt zieht freilich nicht nur Touristen in Scharen an, sondern auch zahlreiche Asset Manager. Drei von ihnen wollen nun ihr Deutschlandgeschäft ausbauen.

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