FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

110 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I russland-fonds Foto: © Mikhail Grushin – Dreamstime A m tiefsten Punkt der hinter uns liegen- den Baisse in Moskau waren alle an der russischen Börse gehandelten Aktien in Summe weniger wert als Apple. Keine andere Börse wurde im vergangen Jahr so abgestraft. Der MSCI Russia büßte 2014 auf Eurobasis 38,81 Prozent ein, der MSCI World legte im selben Zeitraum 19,59 Prozent an Wert zu. Gründe für diese Entwicklung gab und gibt es reichlich: Die Krise in der Ukraine und die darauf folgenden Sanktionen, der Kursverfall des Rubels sowie der massi- ve Absturz des für Russland so wichtigen Ölpreises hätten schon jeder für sich allein einen Kurssturz auslösen können. Wie das in solchen Phasen üblich ist, treten dabei jene Argumente, die für einen Einstieg in die immerhin sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt sprechen, in den Hintergrund. Das ändert allerdings nichts daran, dass es die- se Argumente gibt. Russland besitzt die weltweit größten Reserven fossiler Ener- gieträger (Öl, Kohle, Erdgas), und die Staatsverschuldung liegt gemessen am Bruttoinlandsprodukt bei 13 Prozent (zum Vergleich in den USA: 106 Prozent). Seit Jahresbeginn „entdecken“ daher immer mehr Investoren den russischen Aktienmarkt. Er konnte seit Anfang Januar ein Plus von fast 40 Prozent verzeichnen, den- noch liegt er nach wie vor rund 50 Prozent unter dem Wert von 2011. Trotz der zurück- liegenden Erholung sind die Aktienbewertun- gen nach wie vor günstig, die Börse zählt auch Anfang Mai zu den billigsten der Welt. So finden sich etwa Qualitätstitel aus dem Energie- und Rohstoffsektor, die schon vor dem Ausbruch der Krise günstig bewertet waren und nun oftmals mit Kurs-Gewinn-Ver- hältnissen (KGV) von unter vier gehandelt werden. Nicht nur Rohstoffguru Jim Rogers setzt daher aktuell auf Russland, auch immer mehr Fondsgesellschaften glauben an eine positive Entwicklung des russischen Aktien- und Rentenmarktes. Damien Buchet, Head of Emerging Markets Fixed Income bei Axa Investment Managers, kam Ende April in einer Markteinschätzung zu dem Schluss, dass sich Russland aktuell in einer Phase der Er- holung befindet. Der Verfall des Rubelwech- selkurses sei zunächst gestoppt, und die Risi- koprämien seien in der Folge des jüngsten Ölpreisanstiegs und des Waffenstillstandes in der Ukraine gesunken. „Derzeit fließt viel im Ausland angelegtes Kapital zurück nach Russland. Dadurch sinkt die externe Ver- schuldung, und die Devisenreserven bleiben auf einem komfortablen Niveau. In der Folge tritt Russland in eine Phase der Erholung ein, ungeachtet der kurzfristigen Probleme durch die Rezession in Verbindung mit Inflation. Wir halten daher weiter ausgewählte Positionen in Papieren von Emittenten mit Verbindung zum russischen Staat. Insgesamt macht unser Engagement in Russland 8,22 Prozent des Portfolios aus, darunter befinden sich auch sehr kleine Positionen in Anleihen russischer Banken, die alle noch in diesem Jahr fällig werden“ , schreibt Buchet. Ukraine-Szenario Auch beim mit mehr als 600 Millionen Euro Volumen größten Russland-Fonds, dem East Capital Russia, zeigt man sich optimis- tisch. Für East-Capital-Gründer und Fonds- manager des Flaggschiffs Peter Elam Hå- kansson befindet sich der russische Markt auf einem historisch günstigen Niveau: „Dabei sind die Dividendenerträge der Unternehmen auf einem hohen Level, was wiederum ein gutes Fundament für solide Aktienentwicklungen bietet. Der in den vergangenen Wochen gestiegene Ölpreis hat viele Investoren ermutigt, in den Markt zurückzukehren.“ Dies wirkte sich auch positiv auf den East Capital Russia aus: Nachdem der Fonds im Vorjahr ein Minus von 45 Prozent hinnehme musste, konnte er seit Jahresanfang eine Performance von fast 50 Prozent erzielen. Für den East-Ca- pital-Gründer wird es nun vor allem darauf Der Tiefpunkt liegt wahrscheinlich hinter uns, aber bislang sind russische Aktien noch billig. Ein Überblick über die Lage und die interessantesten Fonds. Die billigste Börse der Welt Keine andere Börse lief 2014 so schlecht wie die in Moskau. Inzwischen liegt eine erste Erholung hinter uns, aber die Bewertungen vieler Aktien sind nach wie vor historisch günstig: So lag das KGV von Gazprom Anfang Mai bei 3,3. RTX im Vergleich zum MSCI World Der russische Aktienindex RTX konnte nach massiven Verlusten im Vorjahr seit Anfang des Jahres wieder deutlich zulegen. 2011 50 % 75 % 100 % 125 % 150 % 175 % 2010 2012 2013 2014 ’15 MSCI World RTX

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