FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

159 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 Widerstand gebildet hat“, berichtet Teichert. Plötzlich hätten Bankenvertriebe größere Skepsis gezeigt, und auch einzelne Reedereien seien etwas zurückhaltender geworden. Bran- chenkenner meinen, dass man so eine Abstim- mung gegen Michael Lange und sein Netz- werk nicht gewinnen kann. Teichert will über diesen Beirat nicht viele Worte verlieren, er stellt aber fest: „An den Abstimmungen sieht man die Kraft der Bei- räte.“ Dazu ein Vergleich: Sowohl Lange als auch Jan Bäumler als Beiratsvorsitzender des MS Lloyd Parsifal haben den Anlegern eine ausführliche und leidenschaftlich vorgetragene Empfehlung ausgesprochen. Im Gegensatz zu Lange war Bäumler für das Lloyd-Fonds- Konzept. Dass am Ende beide die Zustim- mung zu ihrer Empfehlung bekommen haben, stellt die Überzeugungskraft der Beiräte unter Beweis. Bäumler selbst fasst das Ergebnis der Anlegerbefragung ernüchtert zusammen: „Der Anstieg der Charterraten und Schiffspreise vor allem bei den Tankern hat es sicherlich schwerer gemacht.“ Anlegermotive Die Gedanken der Anleger sind statistisch nicht erhoben. Es ist aber davon auszugehen, dass viele von ihnen nicht nur emotional ge- steuert votiert haben. Viele Investoren haben sich rational mit dem Thema beschäftigt und das Angebot sachlich zu beurteilen versucht. Insbesondere bei den Tankschiffen waren die Diskussionen von der Frage geprägt, warum die Schiffe gegen Lloyd-Fonds-Aktien getauscht werden sollen, obwohl sich die Tankermärkte seit einigen Monaten endlich wieder positiv entwickeln. Das sieht auch Alexander Haindorff, Beirat in den Fonds mit den Tankern MT Mexican Sun und MT MS Sophie, so: „Die deutlich angezogenen Märk- te sowohl im Tanker- als auch im Container- bereich haben dazu geführt, dass viele Anle- ger mehr die (aktuellen) Chancen als die Ri- siken gesehen haben, besonders bei schulden- freien (MS Sophie) oder fast schuldenfreien Schiffen (Mexican Sun).“ Im Forum der Internetplattform „Wallstreet Online“ äußerten die User mehrheitlich Kritik an Lloyd Fonds. Dabei spielten nicht nur Diskussionen über die Bewertung der Schiffe eine Rolle. Angemerkt wurde auch, dass der Containermarkt immer noch schwach sei und die Tanker durch eine Gemeinschaft nicht ab- hängig von den Containerschiffen sein sollten. Teichert dazu: „Im vergangenen Sommer haben wir geglaubt, dass wir eher von den Anlegern der Containerschiffe eine größere Skepsis wegen der Tanker sehen werden, weil die Volatilität auf den Tankermärkten höher ist als bei den Containerschiffen. Unser Argu- ment der Risikodiversifikation in der Gemein- schaft der Schifffahrts-AG war bei den Tan- kern weggewischt, weil die überwiegende Zahl der Anleger gesagt hat, dass es ihren Tankern gut geht und sie mit den Tankern gutes Geld verdienen werden.“ Woran es noch lag Es waren aber nicht nur die aktuell besseren Marktaussichten bei den Tankern, die Lloyd Fonds das gewünschte Ergebnis vermasselt haben. Im Wallstreet-Online-Forum monierte ein offenbar informierter User: „Das Manage- ment von Lloyd Fonds hat in Gegenwart und Vergangenheit nicht geglänzt.“ Hier kommen die bisherigen Erfahrungen der Anleger ins Spiel: Bisher wurden laut shippress.de 55 Schiffe zu Sanierungsfällen. Davon schlitterten 18 in die Insolvenz, weitere sieben wurden zu- vor notverkauft. Trotzdem glaubt Fondsbeirat Haindorff: „Das Abstimmungsergebnis spe- ziell bei den Tankern hat vorrangig mit den guten Tankerraten zu tun und wenig oder gar nichts mit der Lloyd-Fonds-Führung.“ Lloyd Fonds hat sich in der Kommunika- tion und Vermarktung Mühe gegeben. Die ausführlichen Beschlussunterlagen wurden in Onlinekonferenzen und Präsenz-Gesellschaf- terversammlungen diskutiert. Teichert weiß aber: „Bei den Tankern sind wir mit unseren Argumenten nicht durchgedrungen. Das muss man so sehen.“ Enttäuscht ist auch Manfred Brenneisen, der einer der Protagonisten im Werbevideo von Lloyd Fonds ist und die Ent- scheidung der Anleger „bedauert“. Unge- wohnt selbstkritisch meint der Lloyd-Fonds- Vorstand, dass die Kommunikation zu sehr auf die Risiken ausgerichtet gewesen sei. Man hätte aber mehr über die Schifffahrts-AG und ihre positiven Erwartungen sprechen müssen. Zu seiner Position sagt Teichert: „Ich schmei- ße nicht hin, obwohl wir objektiv verloren haben. Ich bin jetzt noch mehr motiviert.“ Neue Pläne Nach der schweren Niederlage bei den An- legerabstimmungen kann Lloyd Fonds nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Die bör- sennotierte Gesellschaft verfolgt ihren Plan zur Wandlung in eine Schiffahrts-AG weiter. Nun soll das Konzept adaptiert und schließ- lich nur mit Containerschiffen umgesetzt wer- den. „Deutschland ist ein Containerschiffland, und das sollte der Fokus in unserem über- arbeiteten Modell sein“, meint Teichert. Na- türlich ist das auch die logische Konsequenz aus den Abstimmungen bei den Tankern. Das System der Bewertungen soll unverändert bleiben. Es ist aber möglich, dass sich Lloyd Fonds in den kommenden Monaten neu auf- stellt, einerseits mit professionellem Personal aus der Schifffahrt und andererseits mit eige- nen Schiffen. „Wir suchen ein Startportfolio, das sich nicht aus Fondsschiffen speist“, er- klärt Teichert. Ob das so rasch gelingt, ist fraglich. „Es ist auch schwer zu sagen, dass wir noch in diesem Jahr den Anlegern ein neues Angebot vorlegen werden. Es wird aber auf jeden Fall neu abgestimmt werden.“ Die Weichen dafür könnten auf der ordentlichen Hauptversammlung im kommenden Juli gestellt werden. ALExANDER ENDLwEBER | FP Teilnehmende Gesell- Gesell- Zu- schafter schafter stimmung Ablehnung n.a. n.a. 57,30 % 42,70 % n.a. n.a. 65,90 % 34,10 % n.a. n.a. 36,70 % 63,30 % n.a. n.a. 36,50 % 63,50 % 2.801 1.989 70,60 % 29,40 % 907 626 88,60 % 11,40% 328 252 35,50 % 64,50 % 361 278 53,86 % 46,14% 304 244 24,90% 75,10 % 286 218 8,40 % 91,60 % 367 302 16,10 % 83,90 % F 81 Lloyd Fonds Schiffsportfolio III (insgesamt 3 Schiffe, davon 1 Quelle: Eigenrecherche Torsten Teichert, Lloyd Fonds: „An den Abstimmungen sieht man die Kraft der Beiräte.“

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