FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

Mifid-II-Richtlinie für die Branche? Solange die nationale Umsetzung noch aus- steht, ist das schwer zu beantworten. Klar ist meiner Meinung nach, dass Mifid II einen ohnehin schon offensichtlichen Trend ver- stärken wird: Die individuelle Wertpapierbe- ratung verliert an Bedeutung, es läuft alles auf Fondslösungen und Vermögensverwaltungs- mandate hinaus. Der Beruf des Wertpapierbe- raters ist eine aussterbende Profession. Wegen der Regulierung – Stichwort Beratungsproto- koll – kann es sich eine Bank kaum mehr leis- ten, einem Kunden zum Umschichten von 20 Einzelaktien in seinem Depot zu raten. Ich denke, es wird zu einer Zweiteilung kommen: Die wohlhabenderen Kunden geben ihrer Bank oder ihrem Vermögensverwalter ein Mandat, die Kleinkunden landen beim On- linebroker – ohne jede Beratung. Ob das gut ist, sei mal dahingestellt. Der Regulierer sagt im Prinzip: Wertpapierberatung zu Aktien und Anleihen will ich nicht mehr haben. Welche Rolle spielen Fonds? Wer einen Fonds verkauft, vermittelt im Prin- zip eine Vermögensverwaltung. Dieses Ge- schäft hat nach wie vor Zukunft. Gerade in der Niedrigzinsphase sind Fonds für viele Sparer die richtige Wahl. Gefragt sind derzeit ja insbesondere Mischfonds, die den Anlegern die Entscheidung abnehmen, wann sie ihr Geld in welche Anlageklassen stecken sollen. Diese Entwicklung halte ich durchaus für gesund. An reine Aktienfonds trauen sich die deutschen Privatanleger wohl noch eine Weile lang nicht heran. Auch für unabhängige Vermögensverwalter sind Fonds interessant: Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Ver- walter, die eigene Fonds anbieten, ein stabile- res und unterm Strich erfolgreicheres Geschäft haben. Die jährliche Managementgebühr ist weniger zyklisch als die Einnahmen aus den individuellen Mandaten. Tatsächlich? Wenn es an den Märkten rappelt, ziehen Fondsanleger ihr Geld doch genauso schnell ab. In den Fonds liegt meistens Geld kleinerer Kunden, die sich, wie anfangs schon erwähnt, erst langsam an den Markt zurücktrauen. Sie haben einen viel geringeren Teil ihres Ver- mögens an der Börse investiert und reagieren daher weniger hektisch als viele vermögende Kunden. Wenn Mifid II Anfang 2017 in Kraft tritt, werden unabhängige Vermögens- verwalter keine Provisionen mehr aus den eigenen Fonds vereinnahmen kön- nen. Sind hauseigene Produkte dann nicht sogar hinderlich? Bislang fahren viele Vermögensverwalter eine Mischkalkulation: Sie vereinnahmen eine recht geringe Verwaltungsgebühr und behalten zudem die Provisionen aus den Fonds. Das müssen sie ihren Kunden zwar sagen, die absolute Höhe der Kosten bleibt aber oft im 201 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 ist vorbei“ » Bei einem kleinen Anbieter muss der Chef fast alles selbst erledigen. Wer ne- ben dem Portfoliomanagement und den Kundengesprächen noch Formulare ausfüllen muss, ist schnell genervt. « Hartwig Webersinke, Hochschule Aschaffenburg

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