FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

sicherungen. Diese Lenkungswirkung weg von Wertpapieren ist nicht zu rechtfertigen und angesichts der niedrigen Zinsen be- denklich für die Sicherung des Wohlstands breiter Bevölkerungskreise. Die größten Zuflüsse hatten in der jün- geren Zeit Renten- und Mischfonds. Wächst damit nicht die Gefahr, dass sich hier sozusagen das nächste Damo- klesschwert über der Fondsbranche aufrichtet? Nicht umsonst wird bereits über eine sich bildende Blase an den Rentenmärkten heftig diskutiert. Wobei ja nicht nur die Rentenmärkte enorme Zuflüsse verzeichnen, auch die Aktienmärkte haben in den vergangenen Monaten streckenweise immer neue Höchststände vermeldet. Dahinter steht in erster Linie die Suche nach mehr Rendite von Anlegern, die aufgrund der Niedrig- zinspolitik und der damit einhergehenden Bereitstellung einer enorm hohen Liquidität durch die Notenbanken weltweit ihr Geld aus kurzfristigen Bankanlagen abziehen, um es über Investmentfonds in die Renten- oder Aktienmärkte zu investieren. Fonds haben wie kein anderes Produkt die Mög- lichkeit, renditestarke Anlagen wie Aktien mit anderen Anlageklassen wie Anleihen oder Immobilien zu mischen und damit das Risiko aktiv zu managen. Fonds profitieren also von den niedrigen Zinsen. Und natür- lich fördert die enorme Liquidität die Bil- dung von Blasen außerhalb der Zinsmärkte. Die Kapitalmarktentwicklung stellt meines Erachtens inzwischen eine größere Gefahr dar als die Regulierung. Dass gerade Sie als BVI-Chef, der mit am deutlichsten gegen so manches Vor- haben aus Brüssel aufbegehrt hat, nun schon Entwarnung hinsichtlich der Regulierung der Fondsbranche ausru- fen, hätte ich allerdings nicht erwartet. Entwarnung ausrufen möchte ich nicht. Im Gegenteil, die Schattenbankendebatte birgt erhebliche Gefahren. Außerdem bleiben wir bei unserer Forderung: Nach 100 europäi- schen und deutschen Gesetzen über Fonds seit 2008 ist es Zeit für eine Regulierungs- pause. Gesetzgeber und Aufseher haben in den vergangenen Jahren einen immer dich- teren Paragrafendschungel geschaffen. Zum Teil ergeben sich dabei Widersprüche und Überschneidungen, weil nicht nur der nationale und der europäische Gesetzgeber daran beteiligt sind, sondern auch die jewei- 245 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 Pause bei der Regulierung “ » Private Sparer besitzen nach Angaben der Bundes- bank ein Geldvermögen von über 5.000 Milliarden Euro. Davon entfallen aber mehr als zwei Drittel auf Zinspro- dukte wie Sicht- und Ter- mineinlagen. Aufgrund der niedrigen Zinsen verliert das Geldvermögen abhän- gig von der Inflationsrate real an Wert. « Thomas Richter, BVI

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