FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

bank & fonds I thomas goldfuß | gls bank 258 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 Foto: © Frank Zarges S eit der Finanzkrise ist das Leben eines Bankers oft recht frustrierend. Die Bilanz muss schrumpfen, die Kunden sind überkritisch, der Ruf ist schlecht. Abseits dieser Tristesse gibt es jedoch ein Segment, das boomt: Nach- haltigkeitsbanken gewinnen Monat für Monat neue Kunden. Neben den konfes- sionell orientierten Banken stechen in Deutschland vier Institute hervor, die nach strengen ökologischen, ethischen und sozialen Kriterien arbeiten: GLS, Um- welt-, Ethik- und Triodos Bank. 2008 hatten sie bundesweit zusammen noch weniger als 140.000 Kunden, Ende ver- gangenen Jahres waren es schon 336.000. Mehr als die Hälfte davon haben sich für den Marktführer GLS entschieden. Die GLS Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken wurde 1974 gegründet und ist Mitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. FONDS profes- sionell traf Thomas Goldfuß, Leiter Vermö- gensmanagement und Treasury der GLS, in der Bochumer Zentrale der Bank zum Inter- view. Sein Team betreut nicht nur wohlha- bende Kunden und Stiftungen, sondern ver- antwortet auch das Wertpapiergeschäft, die Platzierung von Beteiligungsangeboten und die Eigenanlagen der Bank. Herr Goldfuß, die GLS Bank konnte die Zahl ihrer Kunden im vergangenen Jahr um 14 Prozent steigern. Jeden Monat kamen im Schnitt 1.900 neue Klienten hinzu, obwohl Sie nicht mit sonderlich hohen Zinsen punkten können. Wie er- klären Sie sich diesen Kundenansturm? Thomas Goldfuß: Das hat wahrscheinlich zwei wesentliche Gründe: Erstens ist unser Bekanntheitsgrad inzwischen sehr gut, deut- lich besser als noch vor zehn Jahren. Zweitens haben wir ein einzigartiges Geschäftsmodell, das es in dieser Konsequenz und Breite in Deutschland sonst nicht gibt. Bei uns bekom- men Kunden vom Girokonto über die Baufi- nanzierung bis hin zum Investmentfonds die komplette Bandbreite an Bankdienstleistun- gen, und das alles mit unserem sozial-ökolo- gischen Anspruch. Der Zustrom kommt vor allem über Empfehlungen. Viele Kunden sind richtige Fans der GLS Bank. Sie erzählen im Bekanntenkreis von ihrer Bank, daher inter- essieren sich immer mehr Leute für uns. Die GLS Bank ist seit mehr als 40 Jah- ren am Markt. Gab es schon früher Phasen mit einem ähnlich starken Kun- denzuwachs? Vor 15 Jahren hatten wir noch 2.000 Neukun- den im Jahr, nicht im Monat. In dieser Grö- ßenordnung wächst die Zahl unserer Kunden sicherlich erst seit der Finanzkrise. Was wir aber immer schon hatten, war eine Steigerung der Bilanzsumme um 18 bis 25 Prozent im Jahr, früher natürlich ausgehend von einem deutlich niedrigeren Niveau als heute. Pushen Sie das Wachstum, etwa mit zu- sätzlicher Werbung oder neuen Filialen? Oder sind Sie gut damit ausgelastet, den ohnehin vorhandenen Kundenzustrom zu verarbeiten? Entscheidend ist für uns, richtig gute Arbeit zu machen, sowohl auf der Kreditseite als auch mit Blick auf die Investments. Ge- rade im vergangenen Jahr haben wir viel investiert, damit wir dem Wachstum mit all unseren Prozessen weiterhin gerecht werden können. Schließlich soll die Ser- vicequalität nicht leiden. Im Marketing halten wir uns eher zurück, wir wollen jedoch schon mit unseren sozial-ökologi- schen Themen wahrgenommen werden. Unsere Standorte sind in der Vergangen- heit aus bestimmten Ereignissen entstan- den, zum Beispiel in Frankfurt durch die Übernahme der Ökobank 2003. Unsere sieben Standorte in ganz Deutschland sehen wir als Begegnungsstätten und nicht so sehr als klassische Filiale. Damit sind wir im Moment gut aufgestellt, wir planen keine weiteren Filialen. Die GLS Bank hat 245 Millionen Euro Eigenkapital. Woher kommt dieses Geld? Ganz überwiegend von unseren 38.000 Mit- gliedern, die Genossenschaftsanteile halten. Wir haben durchaus Kunden, die mehrere Millionen Euro in die Bank investiert haben. Früher, als das noch über stille Beteiligungen möglich war, haben uns viele Mitglieder dividendenfrei Kapital überlassen. Seit einigen Jahren stellen wir unseren Mitgliedern zwi- schen zwei und vier Prozent Dividende in Aussicht. Wie haben Ihre Kunden ihr Geld denn angelegt? Die wohlhabenden Kunden und Stiftungen, die bei uns im Vermögensmanagement betreut werden, haben mehr als die Hälfte ihres Gel- des in Bankeinlagen und GLS-Anteilen inves- tiert. Das unterscheidet uns doch deutlich von üblichen Wealth-Management-Angeboten, bei denen der größte Teil des liquiden Vermögens in Wertpapieren liegen dürfte. Unseren Kun- den gefällt, dass sie in unserem regelmäßig Thomas Goldfuß , Leiter des Vermögensmanagements der GLS Bank , über das starke Wachstum der Bochumer Nachhaltigkeitsbank, das besondere Verhältnis seiner Kunden zu Rendite und Risiko, die hohe intrinsische Motivation der Anlageberater und die Frage, warum sein Institut einen eigenen Aktienfonds lancieren musste. „Unsere Berater brauchen » Wenn Geld tatsächlich ein gesellschaftliches Gestaltungsmittel ist, sollte man Alternativen fördern, statt nur demon- strieren zu gehen. « Thomas Goldfuß, GLS Bank

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