FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

Vom Idealismus allein können wir nicht leben. Im Dezember 2013 haben Sie gemein- sam mit Universal-Investment einen eigenen Investmentfonds aufgelegt, den GLS Bank Aktienfonds. Warum das? Schließlich gibt es inzwischen mehrere hundert Fonds, die sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrie- ben haben. Da müsste doch auch für die GLS-Kunden was Passendes dabei sein. Das mag von außen so aussehen, doch so viele Aktienfonds kommen gar nicht in Frage. In den meisten Portfolios finden sich Titel, die wir nicht reingenommen hätten. In der Ver- gangenheit haben wir einen Fonds vermittelt, der durchaus gut ist, der jedoch vor einiger Zeit seine ohnehin schon hohen laufenden Kosten nochmals erhöht hat. Bei einem eige- nen Fonds dagegen weiß ich, welche Titel drin sind und kann das meinen Anlegern gegenüber auch begründen. Auch die Kosten sind transparent. Für den Fonds fallen weder Ausgabeaufschlag noch Bestandsprovisio- nen an. Mit laufenden Kosten von 1,7 Prozent im Jahr ist das Produkt dennoch nicht günstiger als viele andere global investie- rende Aktienfonds. Die GLS Bank als Fondsberater erhält bis zu 1,5 Prozent Vergütung pro Jahr. Da wird der Ver- trieb doch quasi durch die Management- gebühr quersubventioniert. Wir rechnen nicht auf, welcher Teil der Bank einen anderen womöglich „quersubventio- niert“. Vielmehr ist es so, dass wir uns bei dem Aktienfonds die eigentliche Kerndienst- leistung vergüten lassen: das Nachhaltig- keitsresearch, den Anlageausschuss und das Portfoliomanagement. Welche Hürden muss eine Aktie neh- men, bevor sie im Fonds landet? In Frage kommen nur Titel aus unserem Anlageuniversum. Ob eine Aktie oder Anleihe dort aufgenommen wird, ent- scheidet der GLS-Anlageaus- schuss nach unseren Positiv- und Negativkriterien. Für jedes Unternehmen erstellt unser Nachhaltigkeitsresearch, das durch zwei externe Analyse- häuser unterstützt wird, mehr- seitige Profile. Welche Titel aus dem Anlageuniversum dann in den Fonds aufgenom- men werden sollen, ist Sache des Investmentausschusses, der mit dem Leiter Wertpapiere, einem Kollegen aus dem Trea- sury, einemAnlageberater und einem Mitarbeiter des Nach- haltigkeitsresearch besetzt ist. Planen Sie weitere eigene Fonds? Eigentlich wollten wir nicht nur einen Aktien-, sondern auch einen Rentenfonds lan- cieren. Aber das ergibt derzeit einfach keinen Sinn. Wegen der niedrigen Zinsen haben wir die Idee wieder verworfen. Mit externen Angeboten ist es auch hier schwierig: Wir hat- ten zwei Rentenfonds imAngebot, von denen einer jedoch wirtschaftlich schwach war, und beim zweiten tauchte eines Tages ein Auto- mobilkonzern unter den zehn größten Posi- tionen auf. Ein solches Factsheet kann ich meinen Kunden nicht vorlegen! Bei den Mischfonds sehen wir keinen Handlungs- bedarf, da wir vor fünf Jahren den schon erwähnten Fair World Fonds mitinitiiert haben. Die Idee für den Fonds kam von Brot für die Welt, die sich daran gestört hatten, dass sich zwar im Bereich der Ökologie harte Aus- schlusskriterien etablieren konnten, nicht aber mit Blick auf soziale und Menschenrechts- kriterien. Darum hat Brot für die Welt gemeinsam mit der KD Bank und uns einen entsprechenden Katalog erarbeitet. Das Port- foliomanagement hat Union Investment über- nommen. Der Fonds verzeichnet Monat für Monat Zuflüsse, inzwischen verwaltet er 260 Millionen Euro. Mein Wunsch wäre es, für jede Anlageklasse einen oder mehrere gute Fonds zu haben. Darauf aufbauend könnten wir dann auch im Breitengeschäft eine echte Vermögensverwaltung anbieten. Vielen Dank für das Gespräch. BErnD MiKoScH | FP Thomas Goldfuß: „Für mich heißt Honorarberatung, dass sie vollständig unabhängig ist. Wir können aber nicht unabhängig beraten, weil wir wegen unserer sozial-ökologischen Ausrichtung immer ein Empfehlungsportfolio haben werden.“ bank & fonds I thomas goldfuß | gls bank 262 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 » Eigentlich wollten wir nicht nur einen Aktien-, sondern auch einen Rentenfonds lancieren. Aber das ergibt derzeit einfach keinen Sinn. Wegen der niedrigen Zinsen haben wir die Idee wieder verworfen. « Thomas Goldfuß, GLS Bank Foto: © Frank Zarges

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