FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015
D ass in der klassischen Lebensversiche- rung keine fetten Erträge möglich sind, dürfte die meisten Käufer dieses Spar- produkts wenig stören, im Vordergrund stand und steht hier schon lange die Sicherheit des Kapitals. Dass nun aber auch diese Sicherheit in Form der aus- gesprochenen Garantien laufend geringer wird, setzt dem Konzept zu, sprich die Absatzzahlen sinken. Das Problem ist hinlänglich bekannt: Garantien benötigen risikolosen Zins, der ist bis auf Weiteres aber Geschichte. Und dass parallel dazu die Lebenserwartung steigt, macht die Sache für die Versicherungsanbieter nicht eben einfacher. Einerseits sollte das zwar für mehr Nachfrage sorgen, andererseits wirkt es sich auch auf die Kalkulation lebenslanger Renten aus. In den Produkt- entwicklungsabteilungen der Versicherun- gen wird in diesen Tagen daher heftig gerech- net, um den Spagat zwischen schwierigen Rahmenbedingungen auf der einen und ei- gentlich günstigen Absatzchancen auf der anderen Seite zu schaffen. „Die Zielgruppe 50 plus ist aktuell und in nächster Zukunft der Wachstumstreiber für Ruhestandsplanungsprodukte. Doch gerade für diese spezielle Zielgruppe fand in den ver- gangenen Jahrzehnten wenig Produktent- wicklung statt“, sagt Alexander Kling, Aktuar und Partner beim Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (IFA) in Ulm, das in die Produktentwicklung verschiedener Le- bensversicherer eingebunden ist. „Da die Menschen unterschiedlich sind – insbesondere hinsichtlich ihrer Risikoneigung –, wird sich eine größere Produktvielfalt auch in der Ent- sparphase herausbilden.“ Während die junge Generation ihr Geld tendenziell eher konsumiert und für Freizeit, Eigenheim und die junge Familie ausgibt, ver- fügt die Generation 50 plus über das nötige Geld, um ihre Ruhestandsplanung in Angriff zu nehmen. Genügend Lebenszeit dafür bleibt ihnen noch: Immerhin haben laut Statisti- schem Bundesamt 60-jährige Männer heute eine Restlebenserwartung von 23,4 Jahren, Frauen kommen auf 26,3 Jahre. Die Schät- zungen der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) gehen sogar von einer noch längeren Lebenserwartung aus (siehe Grafik). Glättungsprinzip reicht nicht Doch angesichts der gestiegenen Lebens- erwartung würden lebenslange Renten mit den klassischen Produkten bei den zu erwartenden niedrigen Renditen schlicht zu teuer. Da hilft auch die gern ins Feld geführte Glättung über das Kollektiv und über die Zeit nicht weiter. Zwar werden auch künftig manche Menschen früher und manche später sterben als der Durch- schnitt. Die Problematik, dass die mitt- lere Lebenserwartung steigt und daher generell längere Renten finanziert wer- den müssen, besteht jedoch auch für ein Kollektiv. Dass sich der Trend steigender Lebens- erwartung seit über 160 Jahren mehr oder minder linear entwickelt, zeigte Kling jüngst auf einer Fachtagung des auf die Fonds- und Versicherungsbranche spezia- Längst in Rente und kein bisschen müde? Immer mehr Senioren wollen den Lebensabend genießen und sind daher auf auskömmliche Renditen aus ihrer Altersvorsorge angewiesen. Klassische Lebensversicherungen bieten zu wenig. 294 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 fonds & versicherung I lebensversicherung Foto: © Photolandbest – Dreamstime.com Steigende Lebenserwartung und tiefe Zinsen setzen die Assekuranz unter Druck. Die Versicherer suchen Wege, die Lebenspolicen wieder interessanter zu machen. Neue Konzepte Restlebenserwartung Ein heute 50-jähriger Mann darf im Schnitt mit einer Restlebens- erwartung von fast 33 Jahren rechnen, zeigen Zahlen des Statis- tischen Bundesamtes. Die Deutsche Aktuarvereinigung DAV kal- kuliert sogar mit einer Restlebenserwartung von über 37 Jahren. Quelle: Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (IFA) 37,2 41,2 27,1 31,1 17,8 21,1 0 10 20 30 40 50 Jahre 60 Jahre 70 Jahre Männer (Stat. Bundesamt) Männer (DAV) Frauen (Stat. Bundesamt) Frauen (DAV) 32,9 JAHRE Restlebens- erwartung 36 JAHRE Restlebens- erwartung 23,4 JAHRE Restlebens- erwartung 26,3 JAHRE Restlebens- erwartung 15 JAHRE Restlebens- erwartung 17,2 JAHRE Restlebens- erwartung
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