FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015
JEns EHrHarDt: » Ich gehe davon aus, dass wir uns derzeit noch nicht an einer Art gefährlichem Höchstpunkt einer zu Ende gehenden Aufwärtsentwick- lung befinden. « 56 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör Alle Fotos: © Wolf Heider-Sawall W enn eine an sich renommier- te Fondsgesellschaft wie die von Jens Ehrhardt vor mehr als 40 Jahren gegründete heutige DJE Kapital AG laut BVI-Statistik fünf Jahre hintereinander Nettomittelabflüsse von in diesem Zeitraum insgesamt 1,4 Milliarden Euro zu verzeichnen hat, dann stellen sich viele Marktbeobachter Fragen nach den möglichen Gründen dafür. Wenn sich dann auch noch – wie im vergan- genen Jahr – eine sichtbare Schwäche in der Performanceentwicklung bei den größten Fonds dieser Gesellschaft hinzugesellt, dann erklärt das zwar vielleicht, warum offenbar mancher Anleger aus den DJE-Vehikeln aus- gestiegen ist, lässt aber die Sorge aufkommen, es könnte sich hier eventuell nicht nur um eine Art Ausrutscher eines langfristig extrem erfolgreich agierenden Vermögensverwalters handeln. Antworten auf solche und andere Fragen hat die Redaktion in einem gemein- samen Analysegespräch mit Jens und Jan Ehrhardt sowie Detlef Glow, Head of Lipper EMEA Research bei Thomson Reuters, gesucht und erhalten. Hans Heuser (FONDS professionell): Wenn man die Möglichkeit hat, Jens und Jan Ehrhardt gemeinsam im Interview zu haben, muss man als Erstes fragen: Wie ist Ihre allgemeine Markteinschätzung? Jens Ehrhardt (DJE Kapital AG): Es ist schon auffällig, dass die Aktienmärkte bereits seit Oktober vergangenen Jahres insgesamt einen tollen Lauf mit deutlichen Kurssteigerungen gezeigt haben. Unsere Erwartungen sind im Grunde auch für die weitere Trendentwick- lung in der näheren Zukunft noch durchaus positiv. Aber die Geschichte lehrt uns, dass es – wie zuletzt – jederzeit zu den bekannten technischen Reaktionen an den Märkten kom- men kann, auch wenn die enorm hohen liqui- den Mittel, die durch die Notenbanken zur Verfügung gestellt werden, die Märkte eigent- lich relativ gut nach unten absichern müssten. Nachteilig ist natürlich, dass nun mehr und mehr Anleger auf den Trend aufmerksam geworden sind und immer noch einsteigen nach dem Motto: Wenn die Notenbanken die Entwicklung an den Aktienmärkten so stark stützen, dann können die Kurse ja eigentlich gar nicht fallen. Und die Erfahrung zeigt: Sobald die Titelbilder der Börsenzeitschriften signalisieren, dass in einem solchen Trend auch durchaus auch DAX-Stände von 20.000 Punkten und mehr erreichbar sind, ist das immer ein Zeichen dafür, dass man eventuell eben doch einmal mit einer technischen Ge- genreaktion rechnen muss. Auffällig ist, dass große institutionelle Anleger, speziell die Ver- sicherer, in Aktien noch immer relativ stark unterinvestiert sind. Das ist insofern eher be- ruhigend, als offenbar die großen institutio- nellen Investoren noch keineswegs so über- begeistert in Aktien investieren, wie das in den Jahren 2000 und 2007 der Fall war. Da- her gehe ich davon aus, dass wir uns derzeit Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG Detlef Glow, Head of EMEA Research, Lipper » Wir sind keine Perfor » Ich neige auch heute noch dazu, in Situationen, in denen ich wirklich alles rabenschwarz sehe, meine Positionen sehr konsequent zu verkaufen. « Dr. Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG
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