FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015
noch nicht an einer Art gefährlichem Höchst- punkt einer zu Ende gehenden Aufwärtsent- wicklung befinden. Detlef Glow (Lipper): Wie sind vor diesem Hintergrund Ihre Fonds, insbesondere der FMM-Fonds und der DJE Dividende & Substanz als die beiden größten Produkte, derzeit investiert? Jan Ehrhardt (DJE Kapital AG): Beide Fonds haben aktuell immer noch ein Übergewicht in Europa, speziell auch in Deutschland und der Schweiz. Das hat weniger mit einer Art Home Bias zu tun, auch wenn wir natürlich gerade die deutschen Unternehmen sehr viel besser kennen als andere, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass viele dieser Gesellschaften schon allein von der Währungsseite her aktu- ell ein wesentlich besseres Gewinnwachstum aufweisen als viele Unternehmen in den USA. Die Geschäftszahlen für das erste Quartal 2005 zeigen deutlich, dass der zuletzt starke US-Dollar sich vergleichsweise günstig auf die Gewinnentwicklung bei den europäischen Unternehmen beziehungsweise ungünstig bei den amerikanischen Gesellschaften auswirkt. Ein leichtes Übergewicht haben wir auch in japanischen Aktien. Gründe dafür sind zum einen eine deutlich verbesserte monetäre Situation, aber auch eine erheblich günstigere Bewertung in Bezug auf Kennzahlen wie das Kurs-Buchwert- oder das Kurs-Umsatz-Verhältnis. Jens Ehrhardt: Ich würde sogar sagen, dass der japanische Aktienmarkt im Vergleich der großen Marktplätze derzeit die von den Bewertungen her preiswerteste Börse ist, also nicht nur gegenüber den europäischen und den US-amerikanischen Aktienmärkten, son- dern sogar in Relation zum chinesischen Aktienmarkt. Hinzu kommt, dass die japani- schen Unternehmen erstmals begonnen haben, Aktienrückkaufprogramme aufzulegen. Au- ßerdem hat Japans Ministerpräsident Shinzo Abe die Unternehmen ermuntert, ihre Aus- schüttungspolitik zu verändern und mehr von ihren Gewinnen an die Aktionäre auszuschüt- ten. Das signalisiert mir, dass die Dividenden- renditen japanischer Unternehmen früher oder später steigen müssten. Heuser: Anders als Ihr Sohn im Dividende & Substanz waren Sie auch im vergangenen Jahr schon sehr früh relativ stark überge- wichtet in Japan. War das im Rückblick ein Fehler? Jens Ehrhardt: Das wäre eine zu einfache Er- klärung. Denn insgesamt gehörte die japani- sche Börse im vergangenen Jahr doch zu den Märkten mit der besten Wertentwicklung. Deshalb war es im Grunde kein Fehler, bereits Anfang 2014 den japanischen Aktienmarkt deutlich überzugewichten, zeitweise war der FMM-Fonds bis zu 35 Prozent in japanischen Werten investiert. Ich hatte allerdings überse- hen, dass auch viele andere Marktteilnehmer die gleiche Idee hatten, sodass Japan schnell zu so etwas wie dem „Most-crowded Trade“ wurde. Die Quittung kam dann in Form einer Korrektur, die den Markt von seinem Hoch im Januar bis zu seinem Tief im April um ganze 20 Prozent nach unten geführt hat. Da wir als ein Value-Haus stets darauf bedacht sind, Verluste möglichst schnell zu begrenzen, habe ich meinen Japan-Anteil reduziert. Im Rückblick ist es natürlich einfach zu sagen, Jan EHrHarDt: » Ein Übergewicht in Deutschland und Europa bei gleichzeiti- ger Untergewichtung der US-Aktienmärkte hat natürlich im ver- gangenen Jahr hin- sichtlich der Perfor- mance geschadet. « 57 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 Jan Ehrhardt, DJE Kapital AG Hans Heuser, FONDS professionell KREUZ VERHÖR mance-Hasardeure«
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