FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015
ich hätte voll investiert bleiben sollen, um den darauf folgenden starken Kurs- aufschwung mitzunehmen. Glow: Wenn man die jüngste Wert- entwicklung beim FMM-Fonds wie auch beim Dividende & Substanz insgesamt betrachtet, so hat diese allerdings manchemAnleger im ver- gangenen Jahr schon zeitweise Sor- genfalten ins Gesicht getrieben. Ge- rechtfertigt? Jan Ehrhardt: Ich würde vielleicht eher sagen verständlich, aber nicht gerecht- fertigt. Ein Übergewicht in Deutschland und Europa bei gleichzeitiger Unterge- wichtung der US-Aktienmärkte, das hat natürlich im vergangenen Jahr hinsicht- lich der Performance geschadet. Dafür war eine solche Aufstellung im laufen- den Jahr unser Vorteil, wodurch wir den Rückstand gegenüber so manchem Wettbewerbern sowie dem Weltindex wieder aufholen konnten. Ich bin aller- dings auch davon überzeugt, dass es von besonderer Bedeutung ist, nicht je- dem – oft fundamental nicht gerechtfer- tigten – Trend, der an den Märkten auf- taucht, hinterherzulaufen oder womöglich die eigene Strategie in Frage zu stellen, weil be- stimmte Märkte, in die man als Fondsmana- ger ja bewusst nicht investiert, zeitweise ein- mal einen klar besseren Lauf haben als ande- re, in denen man aus einer ganz bestimmten Überzeugung heraus eben investiert ist. Genau das haben wir getan, und dafür wurden wir im bisherigen Jahresverlauf, in dem beide Fonds mit ihren Ergebnissen vergleichsweise gut dastehen, auch belohnt. Außerdem bin ich aktuell durchaus zufrieden damit, bestimmte Risiken gar nicht im Portfolio zu haben. Jens Ehrhardt: Dem kann ich nur zustimmen. Denn es ist ja keineswegs so, dass wir schlechte Aktien für die Portfolios ausgewählt hätten, ganz im Gegenteil. Das wird beson- ders deutlich, wenn man einmal genau analy- siert, woher eigentlich die zum Teil guten Per- formanceergebnisse bei manchem anderen Anbieter stammen. Bei vielen resultiert näm- lich ein Teil ihrer guten Performance aus einer günstigen Währungsentwicklung insbesondere beim US-Dollar. Mancher Wettbewerber hat eine ganze Reihe von Titeln – zum Teil bis zu 80 Prozent – im Portfolio gehabt, deren Kurse sich so gut wie kaum gerührt haben, die aber aus Sicht eines in Euro rechnenden Investors um vielleicht 30 Prozent gestiegen sind, nur weil der US-Dollar sich entsprechend analog gegenüber dem Euro verbessert hat. Bei uns aber stammt ein Plus in der Performance überwiegend aus der richtigen Auswahl der einzelnen Titel. Heuser: Die Anleger scheinen das aber nicht zu honorieren. Laut BVI-Statistik hatte Ihre Gesellschaft in den vergangenen fünf Jahren unter Nettomittelabflüssen zu leiden. Beunruhigt Sie das nicht? Jan Ehrhardt: Wobei das eben nur einzelne Fonds betrifft. Dass wir in diesem Bereich – speziell im vergangenen Jahr – erhebliche Mittelabflüsse aus einigen unserer Fonds hin- nehmen mussten, ist zwar bedauerlich, aber am Ende auch nur die halbe Wahrheit. Zum einen konnten wir gleichzeitig in manchen Fonds wie etwa beim größ- ten Fonds, dem DJE Zins & Dividen- de deutliche Mittelzuflüsse verzeich- nen, zum anderen haben wir auf der Seite der von unserer Gesellschaft ver- walteten Mandate für Einzelkunden – sowohl private wie auch institutionelle Investoren – erfreuliche Mittelzuwäch- se verbuchen können. Jens Ehrhardt: Das hat üb- rigens dazu geführt, dass wir zuletzt im Hinblick auf die insgesamt von unse- rem Unternehmen verwal- teten Gelder ein neues All- zeithoch von zirka elf Mil- liarden Euro erreicht haben. Außerdem haben sich die Mittelflüsse, auch im Bereich der Wertpapierpublikums- fonds, im ersten Quartal wieder sehr viel erfreulicher entwickelt. Wir ver- zeichnen dort im bisherigen Jahresver- lauf wieder Nettozuflüsse, wenn auch bisher nur im einstelligen Prozentbe- reich. Andererseits verhehlen wir ja kei- neswegs, dass für uns insbesondere das erste Halbjahr 2014 von der Performance für eine Reihe unserer Fonds wirklich schlechter ge- laufen ist für uns als bei einigen Wettbewer- bern, die mehr auf Anleihen oder Dollaranla- gen gesetzt hatten. Das hat sicher dazu beige- tragen, dass manche unserer Anleger dann im Oktober, als die Märkte noch einmal kurzfri- stig deutlich korrigiert haben, bei uns ausge- stiegen sind. So mancher wird sich aber heute über eine solche Entscheidung ärgern, weil er bei der anschließenden Aufwärtsbewegung der Fonds von zeitweise 30 Prozent nicht mehr dabei gewesen ist. Jan Ehrhardt: Wir sind wie gesagt unserer Philosophie treu geblieben und haben auch im vergangenen Jahr nie einen schnellen Strate- giewechsel in Betracht gezogen, nur um viel- leicht an der einen oder anderen Stelle eine vermeintlich besondere Gelegenheit zu nut- zen. Wir sind Value-Investoren, aber wir sind keine Performance-Hasardeure. Und als ein auf das Thema Value konzentrierter Manager wissen wir nur allzu genau, dass es immer Phasen geben kann, in denen man schlechter liegt als andere. Aber das gleicht sich eben über die Zeit auch wieder aus. Wir versuchen, Jens Ehrhardt: „Wir haben zuletzt bei den insgesamt von uns verwalteten Geldern ein neues Allzeithoch von knapp elf Milliarden Euro erreicht.“ 58 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR Alle Fotos: © Wolf Heider-Sawall » Bei vielen unserer Mitbewerber resultiert der Großteil ihrer guten Performance aus einer günstigen Währungsentwicklung, insbesondere beim US-Dollar. « Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG
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