FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015
eine möglichst gute Auswahl von Einzeltiteln für unsere Fonds vorzu- nehmen, gleichzeitig aber die Risi- ken für unsere Anleger so gering wie möglich zu halten. Viele Marktteilnehmer übersehen nur all- zu oft, dass wir gerade in früheren Ab- schwungphasen deutlich besser abgeschnitten haben als viele unserer Mitbewerber. Wir ge- hen davon aus, dass dies am Ende auch im laufenden Zyklus so sein wird Glow: Apropos Risikomanagement. Wie muss man sich das vorstellen in derAuftei- lung zwischen Vater und Sohn Ehrhardt? Jens Ehrhardt: Grundsätzlich würde ich es auf eine einfache Formel bringen: Jan küm- mert sich sehr viel stärker um die Beobach- tung und Überwachung unserer Einzelwerte in den verschiedenen Portfolios, ich bin mehr auf unsere Ausrichtung hinsichtlich makro- ökonomischer Entwicklungen konzentriert. Jan Ehrhardt: Wir werden dabei von einem in den vergangenen Jahren auf insgesamt 25 Mitarbeiter angewachsenen Team in Research und Fondsmanagement unterstützt. Und unser kontinuierlich aktualisiertes System verschie- denster makro- und mikroökonomischer Kennzahlen erlaubt uns eine fortlaufende Überwachung der wesentlichen Entwick- lungen an den Märkten. Auch wir liegen in unseren Einschätzungen sicher nicht immer richtig. Aber wir sind heute sehr viel schneller in der Lage zu erkennen, an wel- chen Stellen wir vielleicht gerade eine aussichtsreiche Investment- chance zu verpassen drohen, um dann möglichst schnell zu reagieren beziehungsweise mögliche Schwachstellen in unserer aktuellen Anlage- strategie aufzudecken und zu korrigieren. Heuser: Sind Sie beide ein Paradebeispiel für den Generationenübergang von einem mehr vom Bauchgefühl geprägtes Fonds- management der 80er- und 90er-Jahre hin zu einem sehr viel stärker systematischen und von Digitalisierung geprägten Ma- nagementstil der heutigen Zeit? Jens Ehrhardt: In gewisser Weise beschreibt es das schon richtig. Wobei ich sagen muss, dass auch ich keineswegs immer nur der Bauchentscheider gewesen bin. Die von mir entwickelte FMM-Methode war ja eigentlich die erste ihrer Art in der Branche, die versucht hat, Trends und Entwicklungen an den Ak- tienmärkten auf eine quasi-wis- senschaftliche Basis zu stellen. Viele andere Marktteilnehmer oder auch Börsenbriefe und an- dere Publikationen arbeiteten damals noch eher mit einer Art Hörensagen nach dem Motto: Wie aus vertraulichen und zu- verlässigen Quellen am Börsen- platz Frankfurt zu erfahren war, steigen diese und jene Insider gerade wieder verstärkt in Aktien oder bestimmte Einzel- werte ein – was dann natürlich als Aufforderung oder Signal zum Kauf gewertet wurde. Mit meinen Arbeiten habe ich dage- gen von vornherein versucht, ei- ne gewisse Systematik in meine Entscheidungen für einen Ein- oder Ausstieg hineinzubringen. Glow: Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob Sie das tatsächlich in ex- tremen Situationen vor größeren Verlusten für Ihre Anleger geschützt hat. Jens Ehrhardt: Ich glaube, das darf ich schon behaupten. Im Jahr 1987 habe ich vor dem größten Nachkriegs-Crash sozusagen recht- zeitig alle Positionen glatt gestellt, ich habe sogar einige Verkaufsoptionen gekauft, mit denen wir in dieser Situation zum Teil sogar Gewinne erzielen konnten. Und ich neige auch heute noch dazu, in Situationen, in de- nen ich wirklich alles rabenschwarz sehe, meine Positionen sehr konsequent zu verkau- fen. Das hat auch während der Technologie- krise im Jahr 2000 eigentlich recht gut funk- tioniert, ich habe dann nur den Fehler began- gen, dass ich im 2. Halbjahr 2002 im Prinzip ein halbes Jahr zu früh wieder eingestiegen bin. Damals befanden sich die Märkte in den USA und eigentlich weltweit bereits wieder in der Aufschwungphase, nur in Deutschland haben die Aktienmärkte zunächst noch weiter korrigiert. Auch die Finanzkrise von 2008 ha- ben wir eigentlich sehr viel besser gemeistert als viele unserer Wettbewerber. Nur im Jahr 2011 habe ich nicht die großen Gefahren er- kannt, die sich von der makroökonomischen Seite und derAngst um einAuseinanderbrechen des Euros ergaben. Aufgrund unserer starken Übergewichtung in deutschen Aktien, verloren wir zeitweise zirka 15 Prozent, da der DAX-In- dex im 2. Halbjahr zeitweise um 35 Prozent zu- rückgegangen war. Dann zog der Markt be- kanntlich aber genauso schnell wieder an. Jan Ehrhardt: „In einer Zeit, da die Politik der Notenbanken, die am Ende den Zins bestimmen, immer unberechenbarer geworden ist, bietet die Aktie immer noch deutlich mehr Substanz und im Endeffekt sogar mehr Berechenbarkeit als Anleihen oder andere Assetklassen.“ 60 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör » Wir werden von einem in den vergangenen Jahren auf insge- samt 25 Mitarbeiter gewachsenen Team in Research und Fonds- management unterstützt. « Jan Ehrhardt, DJE Kapital AG Alle Fotos: © Wolf Heider-Sawall KREUZ VERHÖR
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