FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015
64 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds W arum kompliziert, wenn es auch ein- fach geht? Das haben sich wohl die Produktstrategen von Carmignac Gestion gedacht. Während allen voran nam- hafte angelsächsische Wettbewerber wie J.P. Morgan Asset Management, Schroders, Fide- lity oder Blackrock den neuen Trend zu Mul- ti-Asset-Income-Produkten bereits seit einigen Jahren mit speziellen Fondslösungen beackern und auch beträchtliche Vertriebserfolge verbu- chen, hat die französische Fondsgesellscahft unlängst eine Abkürzung genommen – und kurzerhand eine ausschüttende Anteilsklasse für ihr Flaggschiff Patrimoine aufgelegt. Aus Marketingsicht ein cleverer Kniff, gilt doch der Patrimoine als Blaupause für eine ganze Ge- neration moderner Mischfonds, die seit 2008 mit ihrem vermögensverwaltenden Ansatz ein Depot nach dem anderen erobern. Dass Car- mignac dieses Aushängeschild nutzen möchte, ist daher nur zu verständlich, auch wenn es auf den ersten Blick wie ein etwas holpriger Ver- such wirken mag, mit möglichst wenig Auf- wand vom derzeit wohl wichtigsten Anlage- trend im Markt profitieren zu wollen. Über 38 Milliarden Euro (siehe Grafik Seite 74) haben Anleger seit 2013 jener stetig wachsenden Zahl von Fonds anvertraut, deren Risiko-Er- trags-Profil zwischen Anleihen- und Aktien- fonds rangiert und die „Income“, also regel- mäßige Ausschüttungen, versprechen. Keine verbindliche Definition Gleich acht Gesellschaften haben im ver- gangenen Jahr Fonds lanciert, die explizit eine Multi-Asset-Income-Strategie verfolgen. Das marktweite Angebot hat sich damit grob ver- doppelt. Wie bei den vermögensverwaltenden Fonds auch gibt es für dieses Segment keine verbindliche Definition, was die Vergleichbar- keit erschwert. In der Regel zeichnen sich die Produkte dadurch aus, dass sie weltweit über risikoreichere, dafür aber ertragsstarke Vermö- genswerte streuen, die, richtig kombiniert, ein stabiles Portfolio samt konstanter Ausschüt- tung bilden sollen. Anders als bei traditionel- len Mischfonds haben also weder Kapitaler- halt noch Kapitalzuwachs oberste Priorität: An erster Stelle steht der regelmäßige Ertrag. Der Carmignac Patrimoine fällt also in dop- pelter Hinsicht aus dem Raster: Erstens inves- tiert er ausschließlich in Aktien und Anleihen, zweitens bleibt die Anlagestrategie vomAuschüttungscharakter unbe- rührt. Der Fokus der neuen Tranche liegt also wie beim Origi- nal auf den beiden Säulen Wert- entwicklung und Risikokontrolle, was Anlegern in den vergangenen 25 Jahren im Schnitt über acht Prozent Rendite pro Jahr einbrach- te. Mit genau dieser Strategie will man auch das gesteckte Ertrags- ziel von fünf Prozent jährlich er- reichen, was ziemlich genau dem Ausschüttungsziel der meisten an- deren derzeit so beliebten und deutlich breiter aufgestellten Mul- ti-Asset-Income-Fonds entspricht. Anleger wie Berater könnten die neue Anteilsklasse des Patrimoine trotz aller Unterschiede also genau in diesem Segment verorten. Am Ende wird es nur darauf ankom- men, ob der Klassiker unter den vermögensverwaltenden Fonds auch verlässlich Erträge liefern kann. Hohe Zuwachsraten Unter den in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds tragen heute mehr als 130 Produkte den Zusatz „Income“ in ihrem Namen, der derzeit älteste ist der Threadneedle UK Monthly Income Fund aus dem Jahr 1964. Noch entfällt das Gros dabei auf Aktien- und Rentenfonds. Die höchste Zu- wachsrate verzeichnen zuletzt jedoch Misch- fonds respektive Multi-Asset-Strategien. Ak- tuell lassen sich mindestens 20 Fonds am Markt identifizieren, die die Begriffe „Multi- Asset“ und „Income“ in ihrem Namen tragen oder deren Anlagestrategie darauf ausgelegt ist, weltweit ohne Restriktionen regelmäßige Erträge zu generieren. Einen Großteil der angebotenen Produkte haben wir bereits in den Ausgaben 3/2013 und 4/2014 vorgestellt. Und schon damals offenbarten erste Vergleiche zum Teil erheb- liche Unterschiede, wie die Fondsmanager ihr Versprechen einlösen wollen, im derzeitigen Markt- beziehungsweise Zinsumfeld attraktive Erträge zu erwirtschaften. Wie stark die In- Foto: © Stockfotoart | Dreamstime.com Verwirrende Vielfalt Der Trend zu Multi-Asset-Income-Fonds ist ungebrochen. Dass mit jedem neuen Produkt auch die Unterschiede zunehmen, zeigt ein exklusiver Vergleich. Wer an Streichhölzer denkt, hat automatisch ein Holzstäbchen mit rotem Kopf vor Augen. Unser Foto zeigt, dass es selbst bei so simplen Produkten deutliche Unterschiede gibt. Bei Multi-Asset-Income-Fonds fallen sie noch größer aus.
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