FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015
Heuser: Was machen Sie heute anders? Jens Ehrhardt: Im Vergleich zu unseren Anfängen, die mittlerweile mehr als 40 Jah- re zurückliegen, ist es heute schon vom Grundsatz her etwas vollkommen anderes, eine Firma op- timal zu leiten, die mittlerweile ins- gesamt über 100 Mitarbeiter be- schäftigt. Daher bin ich sehr froh darüber, dass mein Sohn die in un- serem heutigen Zeitalter einer immer stärkeren Digitalisierung unbedingt notwendige systematische Aufberei- tung und Bereitstellung von Daten wirklich sehr gut aufgebaut und im Griff hat – unabhängig davon, dass er wie gesagt ohnehin der systema- tischere Typ von uns beiden ist, während ich vielleicht doch an der einen oder anderen Stelle noch etwas höhere Risiken ein- zugehen bereit bin. Wenn ich von einer aus meiner Sicht zu erwartenden Entwicklung wirklich überzeugt bin, erlaubt uns das Infor- mations- und Datensystem, auf das wir heute zurückgreifen können, dass wir uns sehr viel sicherer bewegen können in unseren Entschei- dungen, statt aus dem Bauch heraus zu pro- gnostizieren, ob eine Notenbank die Zinsen noch weiter senken wird, und daraus eine Kaufentscheidung abzuleiten. Heuser: Dennoch fällt natürlich auf, dass speziell der FMM-Fonds, dessen Zielset- zung Sie selbst als „Abbildung einer hoch- wertigen privaten Vermögensverwaltung in einem Fonds“ beschreiben, immer noch sehr viel aktienlastiger investiert ist, wäh- rend viele Ihrer Wettbewerber in den ver- gangenen Jahren sehr viel rentenlastiger investiert waren. Was ist der Grund? Jens Ehrhardt: Es ist schon richtig, dass eini- ge unserer Wettbewerber durchaus ihre Erfol- ge mit ihren Mischfonds gehabt haben. Wir hatten schon vor Jahren entschieden, diesem Trend nicht zu folgen, weil wir er- wartet hatten, dass mit Anleihen kaum noch Geld zu verdienen sein würde. Dass der Zins für zehnjäh- rige Bundesanleihen dann in der Folge noch bis auf ein Niveau von 0,05 Prozent fallen würde mit ent- sprechenden Kursgewinnen für die entsprechenden Rentenwerte, hatten wir tatsächlich so nicht erwartet. Die Entscheidung für Dividenden- aktien und gegen Renten mag man im Rückblick als Fehlentscheidung betrachten, ich glaube allerdings dass die ganzen Mischfondstheore- tiker eine sehr schwierige Zukunft vor sich haben angesichts einer im- mer größer werdenden Anleihebla- se, die sich gebildet hat. Jan Ehrhardt: Wobei man auch sagen muss, dass unser Haus schon seit jeher deutlich aktienlastiger investiert hat als die meisten an- deren Marktteilnehmer. Das mag zeitweise durchaus für eine etwas höhere Volatilität in unseren Fonds sorgen, die damit verbunden ist. Auf Dauer erwarten wir dennoch, dass sich mit einem höheren Investitionsgrad in Aktien die besseren Ergebnisse erzielen las- sen. In einer Zeit, da die Politik der Noten- banken, die am Ende den Zins bestimmen, immer unberechenbarer geworden ist, bietet die Aktie nach unserer Auffassung immer noch deutlich mehr Substanz und im End- effekt sogar mehr Berechenbarkeit als Anlei- hen oder andere Assetklassen. Danke für das Gespräch. HANS HEUSER I FP Jan Ehrhardt: „Unser Haus hat schon seit jeher deutlich aktienlastiger investiert als die meisten anderen Marktteilnehmer.“ 62 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR » Ich glaube, dass die ganzen Mischfondstheoretiker eine sehr schwierige Zukunft vor sich haben angesichts einer immer größer werdenden Bondblase, die sich gebildet hat. « Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG Alle Fotos: © Wolf Heider-Sawall analystenurteil: „Methodisch zum Erfolg“ Die im Hause der in Pullach bei München ansässigen DJE Kapital AG von Jens und Jan Ehrhardt verwalteten Fonds werden mit einem kombinierten Top-down/Bottom-up- Ansatz gemanagt. Das Herzstück zur Entwicklung und Überprüfung der Anlagestrategie ist die von Jens Ehrhardt entwickelte FMM-Methode, mit der einzelne Märkte und Segmente nach fundamentalen, monetären und markt- technischen Kriterien bewertet werden. In unserem Gespräch merkte Jens Ehrhardt an, dass sein Sohn Jan Ehrhardt die Datenbank hinter der FMM-Methode weiter- entwickelt hat, sodass der Ansatz heute noch strukturierter und systematischer in den verwalteten Portfolios umge- setzt werden kann. Dass ein an Fundamentaldaten orientierter Investmentan- satz kurzfristig nicht immer die gewünschten Ergebnisse bringt, hat die Wertentwicklung der DJE Fonds im Jahr 2014 gezeigt. Diese Schwächephase hat aber nicht dazu geführt, dass die beiden Fondsmanager ihre Anlagegrund- sätze geändert haben. Jens Erhardt betont, dass es für den Erfolg an den Kapitalmärkten wichtig sei, bei seiner Stra- tegie zu bleiben und auch Schwächephasen aushalten zu können, ohne mit einem Strategiewechsel den Märkten hinterherzulaufen. Diese Kontinuität zeichnet das Haus DJE Kapital AG und die dort verwalteten Fonds aus. Dem Ansatz entsprechend sollten Anleger, die in einen DJE-Fonds investieren wol- len, neben der entsprechenden Risikotragfähigkeit insbe- sondere auch über einen langfristigen Anlagehorizont ver- fügen, da fundamentale Managementansätze wie die FMM-Methode oftmals einen ganzen Wirtschaftszyklus benötigen, um ihre Stärken ausspielen zu können. Ebenso sollten Anleger bereit sein, dem Fonds Phasen mit einer unter der Marktentwicklung liegenden Rendite zu erlauben, da es immer wieder Marktsituationen gibt, in denen Fun- damentaldaten keine Beachtung durch die Marktteil- nehmer finden. FMM-Fonds ISIN: DE0008478116 Agio: 5 % Verwaltungsgebühr: 1,50 % p.a. Erstausgabedatum: 17. 8. 1987 Fondsmanager: Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG ’12 ’13 ’14 ’09 ’10 ’11 ’06 ’05 ’07 ’08 250 300 400 350 450 500 Euro FMM-Fonds
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