FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

164 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 sachwerte I schiffsfonds Foto: © Willem Dijkstra | Dreamstime.com, Lloyd Fonds, Conti G ute Nachrichten aus der Schifffahrt ha- ben inzwischen Seltenheitswert, wes- halb sie mitunter leicht untergehen. Dabei hat sich ein Markt im vergangenen Jahr sehr gut entwickelt. Der niedrigere Ölpreis und die höheren Produktionsmengen haben die Tankschiffe angeschoben. Die positive Entwicklung auf den Chartermärkten wirkt sich auf die deutschen Schiffsfonds aus: Nach einigen trockenen Jahren flossen in diesem Jahr bei zahlreichen Gesellschaften wieder Auszahlungen an die Anleger – und das zum Teil in beträchtlicher Höhe. FONDS professionell nahm die Ausschüttungen der Fonds (siehe Tabelle) zum Anlass, die Marktentwicklung zu beleuchten und ein Stimmungsbild bei den Emissionshäusern einzuholen. Sie sind auch für die Zukunft optimistisch, weisen aber auch auf einige Risiken für die Tankermärkte hin. Sechsstellige Tagesrate Die Preise für neuwertige und gebrauch- te Tanker sind momentan im Vergleich zum Jahr 2012 um gut ein Viertel höher (siehe Tabellen auf Seite 165). Die Neu- baupreise sind nicht so stark gestiegen, was unter anderem damit zusammenhängt, dass heute bestellte Schiffe erst in zwei bis drei Jahren abgeliefert werden. Die Preisentwick- lung steht in Verbindung mit den Charterraten, die Eigentümer mit ihren Tankern erzielen. Nach einem starken ersten Halbjahr 2015 sind die durchschnittlichen Einnahmen im Tanker- markt bis Mitte September wieder etwas ge- fallen. Der Fondsmanager Hansa Treuhand schreibt in seinem jüngsten Marktbericht, dass sich die Raten für kurzfristige Charter (Spot- markt) trotz des Rückgangs in den Sommer- monaten am Ende des dritten Quartals „immer noch auf einem zufriedenstellenden Niveau“ befanden. Bei den größten Tankern, den Very Large Crude Carrier (VLCC) mit 160.000 bis 320.000 Tonnen Ladevolumen und den Suezmax-Schiffen, erhöhten sich die Raten sogar wieder. Entscheidend ist für die Anleger der deutschen Fonds aber, dass die Charterraten in allen drei Quartalen 2015 und somit über einen längeren Zeitraum deutlich über dem Niveau des Vergleichszeitraums des Vorjahres lagen. Rohöltanker verdienen auf dem Spotmarkt in diesem Jahr ein Vielfaches dessen, was sie in den vergangenen beiden Jahren erlöst ha- ben (siehe Chart „Spotmarktraten der Rohöl- tanker“ auf Seite 166). Im Einzelfall haben die großen Rohöltanker in der VLCC-Klasse im Frühsommer über 80.000 Dollar und Ende September sogar mehr als 100.000 Dollar pro Tag verdient. Das erklärt Wolfgang Menzl, Geschäftsführer der Conti Corona Anlagever- mittlungsgesellschaft, wie folgt: „Anhaltend hohe Rohölimporte Chinas führen zu längeren Wartezeiten vor den Häfen, was neben der zurzeit sowieso schon hohen Tonnenmeilen- anzahl bei chinesischen Importen aus West- afrika und dem Arabischen Golf zusätzliche Tonnagebindung bedingt.“ Ähnlich positiv, wenn auch mit ein paar Abschlägen haben sich die Charterraten für längerfristige Beschäftigungen (Time-Char- ter-Verträge) entwickelt (siehe Tabellen mit Charterraten auf Seite 165). Markante Bei- spiele bei den Vertragsabschlüssen in den vergangenen Monaten sind die Anbindung eines VLCC-Tankers (Baujahr 2000), der von Exxon Mobil für 18 Monate zu einer Tagesrate von 42.500 Dollar angemietet wurde. Das chinesische Unternehmen Uni- pec sicherte sich im September einen 2009 gebauten VLCC-Frachter für ein Jahr und 47.500 Dollar pro Tag. Wie geschmiert Es gibt viele Gründe für den Auftrieb auf dem Tankermarkt. Einerseits wächst die Viele Schiffsfondsanleger haben endlich wieder Grund zur Freude. Denn die Tankermärkte laufen nun so gut, dass die Fonds Auszahlungen leisten können. Öl befeuert Schiffsfonds Der niedrigere Ölpreis und die höheren Produktionsmengen wirken sich positiv auf das Geschäft mit Tankschiffen aus. Die besseren Chartermärkte spüren auch die deutschen Schiffsfonds. Entwicklung des Ölpreises Der Preis für ein Fass Rohöl (ein Barrel) hat sich in einem Jahr halbiert. Das hat die Nachfrage angeheizt. Quelle: Bloomberg USD/barrel 70 80 50 60 110 120 90 100 40 2014 2015 2013 2012 2011 ’10 Ölpreis Dollar/Tag A

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