FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

G eschlossene Fonds emittieren und platzieren nur schleppend“ , berichtete die Ratingagentur Scope im Oktober. Im dritten Quartal 2015 seien für Privat- anleger nur fünf geschlossene alternative Investmentfonds (AIF) auf den Markt ge- kommen. Die Zurückhal- tung der Anbieter im Neu- geschäft liegt nach Meinung von Scope einerseits an der Schwierigkeit, attraktive In- vestments zu tätigen, und an- dererseits am schwachen Ver- trieb. Von 38 geschlossenen Pu- blikums-AIF, die seit Inkrafttreten AIFM-Regulierung aufgelegt und von Scope untersucht worden seien, befanden sich 24 noch immer in der Platzierung. Der Vertrieb kann aber auch auf andere Beteili- gungsformen ausweichen. FONDS professio- nell hat sich vier verfügbare Produkte näher angesehen. Paribus Rail Portfolio III Bis zur Jahrtausendwende gab es zahlreiche Fonds, die in Eisenbahnen und Lokomotiven investiert haben. Sie machten sich das Modell des Finanzierungsleasing zunutze, das steuer- lich für die Anleger attraktiv war und auch bei Flugzeugen zum Einsatz kam. Nach Ände- rung der rechtlichen Rahmenbedingungen gab es eine Weile weder Flugzeug- noch Eisen- bahnfonds. 2008 feierten die Schienenfahr- zeuge durch den Hamburger Initiator Paribus ein Comeback. Anleger haben im „Rendite- fonds 09 Deutsche Eisenbahnen“ 38 Rangier- und Zubringerlokomotiven mitfinanziert. Die Lokflotte des 2010 emittierten Nachfolge- fonds umfasst 38 neue und gebrauchte Loko- motiven von neun unterschiedlichen Lokomo- tivtypen. Rund 100 Millionen Euro sind die beiden Fonds schwer. Das niedrige Zinsni- veau drückt die Mieteinnahmen, gleichzeitig sind die Reparaturkosten teilweise höher als erwartet. Während das Erstlingswerk die Aus- zahlungsprognose nicht erfüllt, entspricht der zweite Fonds den Erwartungen, die allerdings gegenüber dem Vorgänger reduziert wurden. Ende Oktober ist der alternative Invest- mentfonds (AIF) „Rail Portfolio III“ im Ver- trieb gestartet. Es handelt sich hier um ein Investment, das erstmals im Jahr 2013 auf den Markt kam. Damals war es als Vermögensan- lage konzipiert. Im Sommer 2014 wurde der Vertrieb gestoppt, um den Fonds AIFM-kon- form an das Kapitalanlagegesetzbuch anzu- passen und jetzt weiterplatzieren zu dürfen. Der Fonds soll über zwei Projektgesell- schaften Rangier- und Streckenlokomotiven kaufen und vermieten. Bis zu 40 Prozent des zu investierenden Kapitals können in Wag- gons für den Personenverkehr investiert wer- den. Das Flottenmanagement hat wie in den Vorgängerfonds Northrail übernommen. Die Gesellschaft ist ein Gemeinschaftsunter- nehmen der Stadt Kiel mit Paribus. Northrail managt derzeit 80 Rangier- und 20 Strecken- lokomotiven und 90 Reisezugwagen. Paribus strebt eine jährliche Bruttomietren- dite von durchschnittlich rund 10,5 Prozent an. Ausgehend davon, dass die Rangierlo- komotiven zu 85 Prozent und die Strecken- lokomotiven zu 95 Prozent ausgelastet sind, beträgt die prognostizierte Nettomietrendite 9,3 Prozent im Jahr. Zum Vergleich: Die Lokomotiven der Vorgängerfonds waren im Jahr 2013 nur zu rund 70 Prozent vermietet. Das kalkulierte Investitionsvolumen beträgt 34 Millionen Euro. Die Lokomotiven sollen mit 20 bis 35 Prozent Fremd- kapital finanziert werden. Unter Be- rücksichtigung der Anschaffungs- nebenkosten, der Fondskosten und der Liquiditätsreserve beläuft sich das Gesamtvolumen auf 40,3 Millionen Euro. Darin sind 8,8 Millionen Euro Fremdkapital enthalten. Bislang wurden etwas mehr als 6,4 Millionen Euro Eigenkapital platziert. Davon wurden 4,6 Millio- nen Euro zuzüglich rund 3,9 Millionen Euro Fremdkapital in vier Lokomotiven investiert. Die Anleger erhielten bislang Auszahlungen in Höhe von sechs Prozent pro Jahr. Der Fonds wird von der Paribus Kapi- talverwaltungsgesellschaft gemanagt. Bis Ende 2016 will Paribus das Eigenkapital auf 30 Millionen Euro aufstocken. Die Fonds- laufzeit beträgt zehn Jahre ab Schließung. Nach Abzug aller Fonds- und Management- kosten sollen Anleger mit dem höchsten Steuersatz eine jährliche Nettorendite von 3,9 Prozent (IRR) erreichen. Neitzel & Cie. Energie 4 Der Hamburger Fondsinitiator Neitzel & Cie. hat nach einer längeren Schaffenspause wieder einen neuen geschlossenen Fonds auf den Markt gebracht. Die Beteiligung „Zu- kunftsenergie Deutschland 4“ wurde wie die Vorgänger nach dem Vermögensanlagengesetz und nicht nach AIFM-Recht konzipiert. Trotz- dem betritt der Initiator Neuland. Denn der Fonds soll nicht nur in deutsche Solaranlagen investieren, sondern auch in Blockheizkraft- werke. In diesem Segment hat sich Neitzel & Cie. bislang noch nicht engagiert. Der Initiator plant, mindestens 20 Millionen Euro Eigen- kapital bei Investoren zu platzieren; Anleger müssen mindestens 20.000 Euro plus fünf Prozent Agio investieren. Das aktuelle Produkt bewirbt Neitzel mas- siv mit der Performance der Vorgängerfonds. Über 1.400 Anleger sollen rund 40 Millionen Euro Eigenkapital investiert haben. Der dritte sachwerte I aktuelle beteiligungen 168 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 Foto: © Roberto1977 – Dreamstime FONDS professionell liefert einen Überblick über die aktuell in Zeichnung befindlichen Beteiligungen. Früher haben sich die Anbieter auf ein starkes Jahresendgeschäft verlassen können. Dieses Jahr weht nur ein laues Lüftchen im Beteiligungsvertrieb. Sachwert radar

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