FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

BVI Deutschlands Anleger bleiben ihren Fonds trotz Börsenkorrektur treu Die jüngste Korrektur an den Börsen hat nicht wie befürchtet zu einem Ausverkauf bei Pu- blikumsfonds geführt. Trotz zum Teil großer Kursverluste im August und September blie- ben Deutschlands Privatanleger ihren Fonds treu, geht aus den jüngsten Zahlen des Bran- chenverbandes BVI hervor. Misch-, Renten- und offene Immobilienfonds sammelten so- wohl im August als auch im September fri- sches Geld ein. Aktienfonds hatten imAugust ebenfalls Zuflüsse verzeichnet, nur im Sep- tember stand unterm Strich ein kleines Minus. Beide Monate endeten an der Börse bekannt- lich mit tiefroten Zahlen. Rechnet man Spe- zialfonds für institutionelle Investoren hinzu, flossen der deutschen Fondsbranche in den ersten neun Monaten dieses Jahres 141 Mil- liarden Euro zu – doppelt so viel wie im glei- chen Zeitraum 2014. Beachtlich ist vor allem die enorm hohe Nachfrage nach Mischfonds. In diesem Segment summieren sich die Zu- flüsse seit Jahresbeginn auf über 29 Milliar- den Euro. Damit liegen diese gemischten Portfolios deutlich vor allen anderen Publi- kumsfondskategorien. Schon im Vorjahres- zeitraum hatten Mischfonds stolze 17 Mil- liarden Euro eingesammelt, in den ersten neun Monaten des Jahres 2013 waren es knapp 15 Milliarden Euro. Bleiben die Anle- ger den Fonds gewogen, dürfte 2015 erneut ein Rekordjahr für die Branche werden. Die Chancen dafür stehen gut, schließlich ist mit dem Sparbuch und Festgeldanlagen kaum noch Geld zu verdienen. Langsam wird den Sparern bewusst, dass die niedrigen Zinsen wohl kein schnell vorübergehendes Phäno- men sind – und sie handeln müssen. www.bvi.de Die große Koalition in Berlin arbeitet an der Abschaffung der Abgeltungsteuer. Nachdem zunächst Oppositionspolitiker und dann auch die SPD die Pauschalsteuer auf Kapitalerträge beerdigen wollten, schließt sich nun Bundes- finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) an. Er wolle „in der nächsten Legislaturperiode darüber nachdenken, ob wir die Stein- brück’sche Steuerreform bei der Kapitalertrag- steuer, die ja mit der Unvollkommenheit der Erfassung von Kapitaleinkünften begründet war, zur Disposition stellen“, sagte Schäuble kürzlich in einer Rede. Mitte November verabschiedete der Bundes- tag ein Gesetz zum automatischen Informa- tionsaustausch über Kapitalerträge. Von 2017 an werden Banken und Sparkassen zahlreiche Informationen über Anleger zur Verfügung stellen, darun- ter Steuer-ID, Jahresendsalden der Konten so- wie Kapitalerträge. An dem Datenaustausch nehmen weltweit mehr als 90 Staaten teil, in Deutschland sammelt das Bundeszentralamt für Steuern die Informationen. Schäubles Vorgänger Peer Steinbrück hatte die Abgeltungsteuer 2009 eingeführt mit dem Argument: „Besser 25 Prozent auf X als 42 Prozent auf nix.“ Damit hatte der SPD-Poli- tiker seine Partei davon überzeugt, Kapitaler- träge deutlich geringer zu besteuern als etwa Einkünfte aus Arbeit. Dank des automatisier- ten Datenaustauschs ist es künftig fast un- möglich, sein Geld imAusland zu verstecken – also kann die Abgeltungsteuer abgeschafft werden, so das Kalkül in Berlin. Für Anleger sind das schlechte Nachrichten. Oft vergessen wird, dass auch die Einführung der Abgeltungsteuer für sie einen großen Nachteil brachte: Damals wurde die einjährige Spekulationsfrist, die langfristiges Investieren gefördert hatte, gekippt. Von ihrer Wiederein- führung ist bislang keine Rede. Widerstand gegen die Pläne kommt unterdes- sen aus einer anderen Ecke: Die fünf Wirt- schaftsweisen kritisieren das Vorhaben, weil sie negative Effekte für Start-ups und Gründer fürchten, die ihr Unternehmen über Beteili- gungen finanzieren. „Beteiligungsfinanzierung ist laut Sachverständigenrat derzeit gegenüber der Finanzierung über einbehaltene Gewinne sowie der Fremdfinanzierung benachteiligt“, heißt es im Jahresgutachten des Sachverstän- digenrats. Mit einer Abschaffung der Abgel- tungsteuer würde die unterschiedliche Be- steuerung in der Unternehmensfinanzierung weiter verzerrt, so der Ökonom Lars Feld. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) spricht sich inzwischen für die Abschaffung der Abgeltungsteuer aus. Der automatische Datenaustausch über Kapitalerträge ermöglicht es, künftig höhere Steuern durchzusetzen. STEUERN Die Abgeltungsteuer steht vor dem Aus 18 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 news & products I investmentfonds Foto: © Blackrock, Carmignac, Allianz GI, Veritas, Bloomberg Finance LP, UBS AM; © Bundesministerium der Finanzen| Ilja C. Hendel; Christoph Hemmerich Das Geschäft brummt Mittelaufkommen Januar bis September 2015 Der Mischfondsabsatz toppt in diesem Jahr sogar das gute Ergebnis des Vorjahres bei Weitem. Quelle: BVI 2015 2014 Sonstige Publikumsfonds Offene Immobilienfonds Rentenfonds Aktienfonds Mischfonds , 29 4 Mrd. , 17 1 Mrd. , 11 5 Mrd. , 12 2 Mrd. , -3 5 , 4 4 Mrd. 9,7 Mrd. 2,4 Mrd. 0,3 Mrd. 0,4 Mrd.

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