FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

186 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 vertrieb & praxis I haftungsdach Foto: © Pei Ling Hoo | Dreamstime.com D ie Honorarberatung hat es in Deutsch- land bekanntlich schwer. Zum Stichtag 1. Oktober gab es republikweit gerade mal 106 Honorar-Finanzanlagenberater mit Erlaubnis nach Paragraf 34h Gewerbeord- nung, zeigt die jüngste Statistik des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Im Bafin-regulierten Bereich sieht es nicht besser aus: Im Honorar-Anlageberaterregister der Finanzaufsicht waren zuletzt nur zwei Banken und 15 Finanzdienstleistungsinstitute zu finden. Darunter sind bloß zwei Institute, die als Haftungsdach um freie Honorarberater werben. Doch diese Zahl könnte bald steigen, zeigt eine Umfrage von FONDS professio- nell. Außerdem gibt es zahlreiche andere Haf- tungsdach-Berater, die ausschließlich auf Rechnung arbeiten. Sie dürfen ihre Dienstleis- tung allerdings nicht „Honorar-Anlagebera- tung“ nennen, weil sich ihr Finanzdienstleis- tungsinstitut nicht dem strengen Reglement des entsprechenden Gesetzes unterworfen hat, das seit August vergangenen Jahres gilt. Das derzeit größte Haftungsdach für Hono- rarberater ist GSAM + Spee aus Düsseldorf. 30 Partner haben sich dem Unternehmen in- zwischen angeschlossen, teils als vertraglich gebundene Vermittler, teils als angestellte Portfoliomanager. Eine davon ist Ingrid Otten, Geschäftsführerin der FPO Finanzberatung aus Wildeshausen bei Bremen. Die Arbeit un- ter dem Honorarhaftungsdach „gewährleistet unseren Kunden eine hundertprozentige Beratung ohne Provisionen und zudem eine Vermögensverwaltung auf Honorarbasis, die dem Kunden weitere Vorteile bietet“, sagt sie. Otten verweist auch auf die EU-Finanzmarkt- richtlinie Mifid II, nach der sich ein Berater künftig nur noch unabhängig nennen darf, wenn er auf Provisionen verzichtet. „Hierfür sind wir schon jetzt gut gewappnet.“ VDH startet Kampagne Der gemessen an der Zahl der Berater in dieser Nische zweitgrößte Anbieter auf dem deutschen Markt ist der VDH, ein auf Hono- rarberatung spezialisierter Dienstleister aus dem fränkischen Amberg. Um ein Haftungs- dach offerieren zu können, kooperiert der VDH mit dem Luxemburger Vermögensver- walter Baumann & Partners. Weil ausländi- sche Anbieter nicht ins Honorar-Anlagebera- terregister der Bafin eingetragen werden, ist das Institut dort nicht zu finden. Dennoch darf es Honorar-Anlageberatung nach dem neuen Gesetz erbringen und seine Dienstleistung auch so bezeichnen. Derzeit haben sich diesem Haftungsdach zwölf Berater an- geschlossen, die in Summe rund 30 Millionen Euro verwalten, berichtet VDH-Geschäftsführer Dieter Rauch. „Zum Jahres- wechsel werden sechs weitere Berater folgen. Die Verträge sind schon unterzeichnet“, sagt er. Außerdem hätten viele weitere VDH-Partner ebenfalls Interesse bekundet, ins Haftungsdach zu wechseln. „Wir haben uns den vergangenen Monaten jedoch erst einmal darauf konzentriert, unser neues CRM-System fer- tigzustellen, damit die neuen Haftungsdach-Berater gleich mit der neuen IT arbeiten können und die Daten nicht mühsam vom alten ins neue System übertragen werden müssen.“ Rauch hat den VDH vor 15 Jahren gegründet. „Zu unserem Geburtstag werden wir eine Kampagne für das Haftungsdach starten. Bislang hatten wir dieses Angebot noch gar nicht breit beworben.“ NFS mit acht Honorarberatern Im Bafin-Register findet sich neben GSAM ein weiteres bekanntes Haftungsdach: die Net- fonds-Tochtergesellschaft NFS aus Hamburg. Derzeit bieten acht NFS-Partner Honorar-An- lageberatung an, darunter Roland Klotzsche, Inhaber der Vermögensberatung Faire Banker aus Hannover. Warum er sich für ein Haf- tungsdach und gegen eine Gewerbeerlaubnis entschieden hat, ist schnell erklärt: „Unsere Leidenschaft hat eine klare Ausrichtung: die Börse. Nur mit der ‚großen Lizenz‘ können wir auch zu Einzeltiteln inklusive bestimmter sinnvoller Absicherungsinstrumente beraten und sie in unsere Vermögensberatung mit einbauen“, sagt er. NFS-Geschäftsführer Christian Hammer nimmt unter den Vermitt- Bislang bieten nur wenige Haftungsdächer „echten“ Honorarberatern eine Heimat. Honorarbasierte Beratung ist allerdings auch über andere Institute möglich. Kleine, bunte Nische Ein Haftungsdach spannt einen Schirm über seine Vermittler, damit sie nicht im Regen stehen, wenn ein Kunde zum Beispiel Falsch- beratung vermutet. Die Nische der Honorar-Anlageberatung ist noch so winzig, dass dafür wohl ein kleiner Regenschirm reicht.

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