FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

196 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 vertrieb & praxis I finanzbildung Foto: © Finanzberatung Frommholz U m beim Small Talk Sympathien zu ge- winnen, empfiehlt es sich, eher mit der Vier in Mathe zu kokettieren als mit dem Faible für die Börse. Doch das mangeln- de Finanzwissen kommt die Bürger teuer zu stehen. Wer überhaupt Geld zur Seite legt, in- vestiert meist zu konservativ – oder lässt sich auf unseriöse Renditeversprechen ein. Das kann sich nicht nur zum individuellen Pro- blem auswachsen, sondern zum gesellschaft- lichen. Dann nämlich, wenn die Altersarmut breite Schichten der Bevölkerung erfasst hat. Nicht zuletzt deshalb wurde inzwischen so manche Initiative gegen das mangelnde Finanzwissen ins Leben gerufen. Zuletzt sorg- te der Stuttgarter Landtag für Schlagzeilen, der im kommenden Jahr in Baden-Württem- berg Wirtschaft als Schulfach einführen möch- te. Einen Vorstoß der anderen Art wagten kürzlich unabhängige Finanzberater um den Hamburger Honorarberater Frank Fromm- holz: Sie haben Ende September das Internet- portal www.Finanzkun.de gestartet, auf dem sie in verständlicher Sprache Wissen rund um die persönlichen Finanzen vermitteln. „Unser hehres Ziel ist es, die Leser zu infor- mierten Finanzentscheidungen zu befähigen“, sagt Frank Frommholz, der das Projekt ge- meinsam mit seinem Sohn Frerk betreut. Auch wenn bei der Initiative eine gute Portion Idealismus mitschwingt, ganz uneigennützig ist sie nicht. „Das Portal ist Marketing für die Mitglieder. Es geht allerdings nicht darum, klassische Leads zu generieren, sondern da- rum, die Sichtbarkeit der Berater im Internet zu verbessern“, sagt Frommholz. Der Grundstein für das Portal wurde vor rund vier Jahren gelegt, als Frommholz mit zwei Handvoll Mitstreitern das Kollegennetz- werk „Bundesweite Honorarberatung“ grün- dete. Die gemeinsame Website wirkte nach einiger Zeit jedoch altbacken. Als der Such- maschinengigant Google seinen Suchalgo- rithmus dann so änderte, dass Angebote für mobile Geräte höher gewichtet wurden, war die Zeit reif für einen Neustart. „Wir haben die neue Seite gleich für Smartphones und Tablets programmieren lassen“, sagt Fromm- holz. „Unser Zielpublikum schaut am Flug- hafen oder abends auf der Couch aufs Tablet – dort wollen wir unsere Kunden erreichen.“ Thema Geld sehr breit gefasst Um die Leser nicht mit zu trockenen The- men zu verschrecken, wurde das Thema Geld sehr breit gefasst. „Wir behandeln alles, was im weitesten Sinne etwas mit Finanzen zu tun hat“, sagt Frommholz. Die Steuertricksereien von Apple sind genauso Thema wie die Preis- politik der Bahn oder die Flüchtlingswelle. Artikel zu den Kosten der Geldanlage oder zu typischen Fehlern beim Investieren finden sich eher in homöopathischen Dosen. Fromm- holz: „Die Leser müssen sich auch unterhalten fühlen, sonst kommen sie nicht wieder.“ Als Autoren treten ausschließlich die Bera- ter des Kollegennetzwerks auf, was zumindest ein wenig geschummelt ist. Die meisten ver- fassen ihre Artikel nämlich nicht selbst, son- dern geben nur in Stichwörtern das Gerüst vor, aus dem freie Autoren dann Texte for- mulieren. „Wir sind Finanzberater und haben weder die Zeit noch die Fähigkeiten, selbst Dutzende Artikel ohne professionelle Hilfe zu schreiben“, sagt Frommholz. Freigeschaltet werden die Texte erst, nachdem sie Korrektur gelesen wurden – neben der modernen Optik der Seite trägt das dazu bei, dass www.Fi- nanzkun.de so professionell wirkt, obwohl journalistische Laien dahinterstecken. Jeder Finanzberater zahlt 100 Euro im Monat und hat dafür einen Artikel „frei“, darf also einen Text nach seinen Vorgaben beauf- tragen. Bei etwa 50 angeschlossenen Beratern ist damit gewährleistet, dass Bewegung auf der Seite ist. Unter den Artikeln können die Leser den Berater kontaktieren. „Viel wichti- ger ist jedoch, dass die eigene Website des Beraters besser gefunden wird, wenn er bei uns präsent ist“, so Frommholz. Die Beiträge sollen außerdem die Wahrnehmung als Exper- te stärken. Das helfe nicht nur bei der Gewin- nung neuer Kunden, sondern auch bei der Bestandspflege, ist Frommholz überzeugt. Der Name der Website ist übrigens aus einem Wortspiel entstanden, sie soll Finanz- kunde für Finanzkunden bieten. „Vielleicht werden wir eines Tages als ‚Finanzkundler‘ wahrgenommen“, so Frommholz. Er stellt sich den Finanzkundler als Menschen vor, der mit der Lupe durch den Wald pirscht, stets fragend, ob er für seinen Kunden auch alles bedacht hat. „Dann kommen wir vielleicht auch weg vom leider negativ besetzten Be- griff des Finanzberaters, der in der Wahrneh- mung vieler Verbraucher zuerst auf den eige- nen Verdienst schaut.“ Bis dahin ist es aller- dings noch ein langer Weg. BERND MIKOSCH | FP Eine Gruppe von Honorarberatern vermittelt über ein Internetportal allgemein verständlich Wirtschaftswissen – und macht damit Marketing in eigener Sache. Fernziel „Finanzkundler“ Frank Frommholz und sein Sohn Frerk betreiben die Website www.Finanzkun.de . Rund 50 unabhängige Finanzberater unterstützen das Projekt. Nicht ganz uneigennützig: Sie wollen damit ihre Reputation im Internet verbessern.

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