FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

218 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 vertrieb & praxis I performance und ver triebserfolg Foto: © Cacaroot | Dreamstime.com F rank Fischer dürfte mit Fug und Recht von sich behaupten, zu Europas besten Porfoliomanagern zu gehören. Sein Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hat seit dem Lehman-Kollaps 2008 rund 17 Prozent zugelegt – Jahr für Jahr. Und das mit einer Konstanz, die manchen Rentenfonds als volatiles Anlagevehikel erscheinen lässt. Den- noch würde Fischer nie mit seiner Perfor- mance prahlen, dafür ist er viel zu bescheiden. Vor anderthalb Jahren hatte er im Interview mit FONDS professionell eingeräumt, dass der erstaunlich gerade Kursverlauf seines Fonds von links unten nach rechts oben ein Stück weit auch mit Glück zu erklären sei. „Der Chart ist ehrlich gesagt ein großes Problem, denn er weckt falsche Hoff- nungen“, sagte er. „Wer diesen Kursver- lauf sieht, erwartet, dass es immer so weitergeht.“ Diese Hoffnung hatten wohl auch viele unabhängige Finanzberater, die Fischers Fonds Ende 2013 und Anfang 2014 in gro- ßer Stückzahl in die Depots ihrer Kunden buchten. Im ersten Halbjahr 2014 gab es nur ein Produkt, das im freien Vertrieb noch mehr Geld einsammeln konnte als der Frankfurter Aktienfonds, zeigt die re- gelmäßige Umfrage von FONDS profes- sionell unter zwölf Maklerpools und Fonds- vertrieben. Es kam, wie es kommen musste: Im dritten Quartal 2014 knickte der Fonds ein, auf Sicht von drei Monaten gab es ein Minus von fast fünf Prozent. Für ein Portfolio, in dem mindestens 50 Prozent Aktien liegen, ei- gentlich keine große Sache. Doch für Berater und Anleger, die Fischers Chart vor Augen hatten, offensichtlich eine Katastrophe. In den Bestseller-Listen der Pools stürzte der Fonds ab. Das Beispiel zeigt, dass die Performance der Vergangenheit nach wie vor ein enorm wichtiges Kriterium für den Ver- kaufserfolg eines Fonds ist – und dass viele Finanzberater kaum bereit sind, den Portfoliomanagern auch nur eine kleine Schwächephase zu verzei- hen. Zu diesen Ergebnissen kommt auch eine breiter angelegte Auswer- tung von FONDS professionell und dem Kölner Vermögensverwalter RP Rheinische Portfolio Management. Am Beispiel von neun Fonds ging unsere Redaktion der Frage nach, wie sich die Qualität eines Topsellers auf den Absatzerfolg auswirkt (siehe auch die Grafiken auf Seite 222). Nur fünf Sterne bringen Absatz Dass Anleger fast ausschließlich Fonds kaufen, die sich gut entwickelt haben, ist ein altbekanntes Phäno- men. Eindrücklich verdeutlicht das eine Sta- tistik, die Ali Masarwah vom Analysehaus Morningstar für FONDS professionell aktua- lisiert hat: Demnach verbuchten in den ersten neun Monaten dieses Jahres in Europa nur Fonds mit fünf Morningstar-Sternen Mittel- zuflüsse. Aus Portfolios mit einem bis vier Sternen zogen Anleger unterm Strich dagegen Geld ab. Fünf Sterne erhalten nur die zehn Prozent der Fonds mit der besten risikoadju- stierten Performance innerhalb ihrer Ver- gleichsgruppe. Gilt das Motto „The Winner takes it all“ imAsset Management also in vol- ler Härte? Nicht ganz, denn noch höhere Zuflüsse als die Top-Produkte ihrer Kate- gorie vereinen neu aufgelegte Fonds auf sich, die zu jung für ein Sterne-Rating sind. Im freien Vertrieb haben es neue Fonds allerdings schwer, schließlich muss ein Berater argumentieren können, warum er seinem Kunden genau dieses Portfolio ans Herz legt. Ohne überzeugende Kurshistorie gelingt das kaum. Auch aus diesem Grund war Frank Fischers Fonds bei unabhängi- gen Vermittlern so beliebt. Ganz oben auf der Topseller-Liste landet in der Regel nur ein Manager mit außeror- dentlich guter Leistung, zeigt die Auswer- tung von RP Rheinische Portfolio Manage- Der Markt kauft historische Performance. Punkt. Und lässt die Performance nach, rutschen die betroffenen Fonds in den Topseller-Listen blitzartig nach unten. Nur das Ergebnis zählt Alle Hinweise, dass gute historische Ergebnisse kein Garant für die Zukunft sind, sind zwecklos – Anleger kaufen, was gut gelaufen ist, und verkaufen rasch, wenn die Rendite schwächelt. Nur eine Delle Im dritten Quartal 2014 ließ der Frankfurter Aktienfonds für Stif- tungen Federn. Danach ging es wieder aufwärts. Quelle: Bloomberg 2011 ’10 2012 2013 60 70 80 90 100 110 2014 2015 Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen Euro

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