FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

220 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 ment und FONDS professionell. Der Kölner Vermögensverwalter kennt die Bestseller un- ter den Fonds sehr gut, weil er mit genau die- sen Produkten eine standardisierte Fondsver- mögensverwaltung bestückt. Die „Topseller Select Strategie Defensiv“ hat den Anspruch, die zehn besten Verkaufsschlager in einem Produkt zu bündeln. „Unser Universum be- steht aus Topsellern, die im Wesentlichen zwei Bedingungen erfüllen: Sie müssen seit mindestens drei Jahren am Markt sein und einen vermögensverwaltenden Ansatz verfol- gen. Reine Aktien- oder Rentenfonds bleiben also außen vor“, sagt RP-Geschäftsführer Christian Roch. Um zu sehen, welche Fonds gerade angesagt sind, analysiert RP Topseller- Listen verschiedener Maklerpools, Finanzver- triebe, Direktbanken und Online-Broker. Scoring-Modell entscheidet Die Entscheidung, welche zehn Fonds gleichgewichtet im Portfolio landen, fällt nach einem rein quantitativen Scoring-Mo- dell. Dort fließen neben der Performance über drei Jahre vor allem Kennzahlen wie die Information Ratio, der maximale Ver- lust und die Volatilität ein. Berücksichtigt werden außerdem das Momentum und das Verhalten des Fonds in verschiedenen Marktphasen. „Jedes Quartal überprüfen wir, ob unser Portfolio noch mit den Top Ten aus dem Scoring übereinstimmt“, sagt Roch. „Mehr als einen oder zwei Fonds müssen wir selten austauschen.“ Die Idee, eine Fondsvermögensverwal- tung nur mit Topsellern zu bestücken, leuchtet auf den ersten Blick nicht unbedingt ein, schließlich gibt es auch abseits der Ver- kaufsschlager gute Portfoliomanager, die zu entdecken sich lohnt. „Früher hatte das Prädi- kat ‚Topseller‘ in unserer Branche nicht den besten Ruf, doch das hat sich gewandelt“, sagt Roch. „Die Qualität vieler Topseller ist inzwi- schen eine ganz andere als früher, als auch bestenfalls durchschnittliche Produkte ver- trieblich gepusht wurden. Heute gibt es häufig gute Gründe, warum ein Fonds oben auf den Absatzlisten auftaucht. Diese kollektive Intel- ligenz wollen wir nutzen.“ Dazu kommt ein für die Vermarktung der Strategie wichtiger Punkt: Die Vermittler und ihre Kunden ken- nen viele der Fonds und ihre Manager. „Las- sen Sie zehn Topvermögensverwalter für sich arbeiten“, lautet der Slogan der RP. Vertrieb braucht Zeit Vergleicht man nun das RP-Scoring mit den Nettomittelzuflüssen aus unserer Poolum- frage, sticht ein Ergebnis ins Auge: Bevor ein Fonds in den obersten Rängen der Bestseller- Liste landet, musste er in aller Regel schon einige Zeit lang mit hervorragender Qualität überzeugen. Mitunter verharrt ein Fonds trotz solider Ergebnisse über Jahre hinweg eher auf einem der unteren Ränge, ehe er nach oben schießt. „Manchmal braucht der Vertrieb einige Zeit, bevor er einen Fonds für sich ent- deckt“, sagt Roch. In der anderen Richtung reagiert man hier meist schneller: Lässt ein Fonds nach, sinkt er in der Gunst der Vermittler oft rapide – der Frankfurter Aktienfonds ist nur ein Beispiel. „Viele Makler verzeihen keinen Fehler, ähn- lich wie Dachfondsmanager“, sagt Philipp Prömm, Vertriebsleiter bei Frank Fischers Un- ternehmen Shareholder Value Management. „Die institutionellen Investoren agieren in der Regel deutlich ruhiger. Sie selektieren einen Fonds und bleiben ihm auch in schwächeren Phasen treu, solange sie vom Manager und dessen Strategie überzeugt sind.“ Optimal Income hart getroffen Noch härter als den Frankfurter Aktien- fonds traf es den M&G Optimal Income, jah- relang ein Liebling der freien Berater. 2012 und 2013 stand Richard Woolnough mit sei- nem Portfolio durchwegs auf dem zweiten Platz der FONDS professionell Bestseller-Lis- te, im ersten Halbjahr 2014 ließ er mit Blick auf die Nettomittelzuflüsse sogar alle Wettbe- werber hinter sich. Mit der nachlassenden Per- formance kam der Liebesentzug: Der Fonds, der seit 2009 fünf Jahre in Folge zu den bes- ten zehn Prozent seiner Morningstar-Ver- gleichsgruppe defensiver Mischfonds gehört hatte, stürzte 2014 plötzlich ins Mittelfeld ab – um sich 2015 bis dato im schlechtesten Zehntel wiederzufinden. Da verlieren nicht nur kleine Vermittler, sondern auch große Investoren die Geduld. Von Januar bis August dieses Jahres zogen Anleger aus Deutschland mehr als 270 Millionen Euro aus dem M&G Optimal Income ab, zeigen Zahlen des Branchenverbandes BVI. Beim Frankfurter Aktienfonds für Stif- tungen zeichnet sich unterdessen eine Trendwende ab, auch mit Blick auf den Vertriebserfolg. Die Performance lässt ohnehin nicht zu wünschen übrig: Der Fonds erreichte Anfang November einen neuen Höchststand, nachdem er selbst im Crash-Monat August nur anderthalb Pro- vertrieb & praxis I performance und ver triebserfolg Foto: © Shareholder Value Management, RP Rheinische Portfolio Management Philipp Prömm, Shareholder Value: „Viele Makler ver- zeihen keinen Fehler, ähnlich wie Dachfondsmanager.“ Deutliche Schwäche Richard Woolnough verließ mit dem M&G Optimal Income zuletzt das Glück, das ihm zuvor so lange treu war. Quelle: Bloomberg 2011 2012 2013 14 15 13 16 17 18 19 Euro 2014 2015 M&G Optimal Income A EUR-H ’10 Christian Roch, Rheinische Portfolio: „Die Qualität vieler Topseller ist inzwischen eine ganz andere als früher.“

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