FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

224 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 vertrieb & praxis I fondskosten Foto: © Arne9001 | Dreamstime.com E igentlich sollte man annehmen, dass mit dem Inkrafttreten des Kapitalanla- gegesetzbuchs (KAGB) am 22. Juli 2013 die wesentlichen rechtlichen Details, die Investmentfonds betreffen, gut geregelt sind. Nach dem Willen der Politik sollte die um- fangreiche Überarbeitung im Nachgang der Finanzkrise mehr Schutz und eine faire Be- handlung für Anleger bewirken. Auf den er- sten Blick ist das auch so, denn in Paragraf 26 KAGB heißt es in Bezug auf die Kosten eines Fonds: „Die Kapitalverwaltungsgesellschaft muss insbesondere über geeignete Verfahren verfügen, um bei Investmentvermögen unter Berücksichtigung des Wertes des Investment- vermögens und der Anlegerstruktur eine Be- einträchtigung von Anlegerinteressen durch unangemessene Kosten, Gebühren und Prak- tiken zu vermeiden.“ Wenn man allerdings die Ergebnisse der Analysen des in Bensheim bei Frankfurt ansässigen Petersmann Instituts für den unabhängigen Finanzdienstleister betrach- tet, muss man sich über einige Fondsgesell- schaften und ihren Umgang mit dem Kosten- thema wundern. „In Anbetracht der trotz einer jüngst bekannt gewordenen Verzögerung bei der anstehenden Umsetzung der EU-Richtli- nie Mifid II sowie weiterer Transparenzanfor- derungen, die an die Fondsgesellschaften ge- stellt werden – gerade auch was die Transak- tionskosten angeht –, scheint so etwas wie ei- ne ,Last-Order-Mentalität‘ in der Branche aus- gebrochen zu sein“, fasst Petersmann erste Eindrücke seiner in Aktualisierung befindli- chen Studie mit dem Titel „Die ungeahnte Di- mension der Fondskosten – die Transaktions- kosten“ zusammen. Eine Reihe von Akteuren scheine nach dem Motto „Lieber bei der letz- ten Bestellung ein wenig mehr ordern, bevor das Lokal geschlossen wird“ zu agieren. Gestiegene Kosten Ein schon jetzt absehbares Ergebnis der Analyse, bei der auch diesmal wieder die Transaktionskosten der beiden Segmente Aktienfonds Europa und Aktienfonds global untersucht werden: Obwohl das Aktienjahr 2014 im Grunde eine vergleichsweise schwan- kungsarme Kursentwicklung ohne außerge- wöhnlich hohe Volatilität gezeigt hat, schlägt der Kostenblock der Transaktionskosten im Geschäftsjahr 2014 in manchen Fonds sogar noch sehr viel stärker zu Buche als in den Jah- ren zuvor. „Und der flüchtige Blick auf bereits veröffentlichte Zahlen für das noch laufende Geschäftsjahr lässt für 2015 sogar noch weiter gestiegene Transaktionskosten erwarten“, so Petersmann. Wie schon die letztjährige Ana- lyse des Petersmann Instituts wird deshalb auch die nächste Ausgabe anhand der soge- nannten „Erweiterten TER“, die auch die Auf- wendungen für Transaktionen in die Gesamt- kostenrechnung miteinbezieht, zahlreiche Nachweise für eine übertrieben hohe Kosten- belastung einiger Fonds auflisten. Petersmann hat der Redaktion einen exklusiven Vorabblick in seine aktuellen Arbeiten ermöglicht und ei- nige markante Beispiele herausgearbeitet (sie- he Tabelle nächste Seite). Als trauriges Beispiel fällt dabei wie schon im Vorjahr der Carmignac Investissement auf. Der Fonds gehört mit einer Erweiterten TER von 3,39 Prozent ohnehin schon zu den teuers- ten seiner Klasse, liegt damit aber noch einmal über dem Vorjahreswert von 3,26 Prozent. „Kaum noch vertretbar ist aus unserer Sicht die dahinter stehende Kostenpolitik, wenn man die absoluten Zahlen der demAnleger in die- sem Fall belasteten Gebühren betrachtet“, so Petersmann. „Mit satten 45 Millionen Euro lie- gen diese 2014 sogar noch einmal deutlich hö- her als im Jahr davor, als die Gesellschaft ihren Anlegern 42 Millionen Euro in Rechnung stellte – und das obwohl sich am insgesamt verwalteten durchschnittlichen Fondsvolumen kaum etwas verändert hat.“ Hohe Handelsgebühren Einen noch sehr viel größeren Sprung, was den absoluten Betrag der Transaktionskosten angeht, hat auch der vom Investmenthaus Blackrock verwaltete BGF European Fund E2 gemacht. „Während der Fonds im Jahr 2013 noch Handelskosten von 15 Millionen ausge- wiesen hat, ist im vergangenen Jahr der dop- pelte Betrag in Rechnung gestellt worden“, so Petersmann. Solche Beispiele gibt es auch bei deutlich kleineren Fonds. So wies etwa der Metzler Wachstum International für 2013 noch Transaktionskosten in Höhe von rund ei- ner Million Euro auf, im vergangenen Jahr be- rechnete die Fondsgesellschaft dagegen mit 3,1 Millionen gleich die dreifache Summe. Hohe Quoten bei der Erweiterten TER wie bei Carmignac und Blackrock sind in diesem Zusammenhang noch nicht die krassesten Beispiele. Noch kräftiger langen Gesellschaf- ten wie die Deka oder J.P. Morgan AM zu. Der in europäischen Aktien anlegende Deka Lux Midcap beispielsweise kommt mit einem Aufwand für die Fondstransaktionen von sa- genhaften 1,56 Prozent bei der Erweiterten TER auf einen Wert von 4,19 Prozent. „Hier ist jede Verhältnismäßigkeit verloren gegangen, was die Zumutbarkeit der Kosten- belastung gegenüber dem Kunden angeht“, erklärt Petersmann dazu. Nicht ganz so arg, aber immer noch deutlich zu hoch liegt die Kostenbelastung bei den beiden Europa- Aktienfonds JPM European Dynamic und Eine Analyse zeigt: Manche Fondsanbieter schlagen vor der endgültigen Umsetzung von Mifid II bei den tatsächlichen Kosten ihrer Fonds noch einmal kräftig zu. Eine Runde geht noch Ein letztes Mal noch darf es ein Gläschen mehr sein, schließlich zahlt es am Ende ja der Kunde.

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