FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

226 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 JPM European Equity Plus. Die Transaktions- kostenquoten liegen hier zwar mit 0,53 und 0,54 Prozent nur leicht über der für die Ana- lyse festgelegten Auffälligkeitsschwelle von einem halben Prozent. In diesem Fall aber drücken die extrem hohen Werte bei der offi- ziell ausgewiesenen TER die tatsächlichen Gesamtkosten der beiden Fonds stark nach oben, sodass sich jeweils für die Erweiterte TER ein Satz von 3,45 Prozent ergibt. Neben den erwähnten Negativbeispielen fördert die Analyse allerdings auch zutage, dass es eine ganze Reihe von Anbietern gibt, die durchaus sehr verantwortungsbewusst mit dem Thema Kosten umzugehen wissen. Als Beispiele da- für nennt Petersmann die beiden Gesellschaf- ten Invesco und M&G. Produkte wie der In- vesco Pan European beziehungsweise der M&G Global Dividend kommen durch ver- gleichsweise extrem niedrige Handelskosten, die bei einem Wert von gerade einmal 0,1 Prozent liegen, auf Sätze bei der Erweiterten TER von nur leicht über zwei Prozent. In der Gesamtbetrachtung kann Petersmann deshalb nicht nachvollziehen, warum immer noch viele Anbieter bei der Kostenbelastung dermaßen über die Stränge schlagen. „Wir haben in Extremfällen sogar festgestellt, dass mitunter allein Asset Manager und Depotbank zusammen mehr an den Gebühren eines Fonds verdienen als der Kunde durch sein Investment“, so der Analyst. Petersmann for- dert daher: Runter mit den Kosten! Schließ- lich seien die Fondsvolumina der genannten Fonds fast ausnahmslos größer als das Anla- gevolumen von einzelnen großen institutio- nellen Kunden der Fondsgesellschaften. „Der zu betreibende Aufwand der Asset Manager für einen Publikumsfonds ist aber im Grunde nicht sehr viel höher als der Aufwand für ein institutionelles Mandat“, so Petersmann. Insofern sei der große Preisunterschied zwi- schen institutionellem Mandat und Privat- anlegerfonds nicht mehr zu rechtfertigen. Da helfen aus seiner Sicht auch verzweifelte Erklärungsversuche der Anbieter nicht, die sich in Diskussionen über das Kostenthema gern auf den Standpunkt zurückziehen, Trans- aktionen seien schließlich gut für die Perfor- mance, sonst würde man sie ja nicht tätigen. Außerdem, so ein weiteres gern vorgebrachtes Argument, zähle unterm Strich doch nur die Performance, denn diese werde ja schließlich nach allen Kosten ausgewiesen. Solcherlei Ar- gumente hat das Petersmann-Institut übrigens zumAnlass genommen, die Performancequa- lität der vermögensverwaltenden Fonds in der Studie näher zu untersuchen - mit zum Teil erstaunlichen Ergebnissen. Keine Begründung Für Petersmann sind jedenfalls beide keine nachvollziehbare Begründung für eine über- trieben hohe Kostenbelastung des Anlegers. Auch dem vermeintlichen Totschlagargument, wonach sämtliche Transaktionen in einem Fonds nach strengen Best-Execution-Regeln ausgeführt würden (siehe dazu auch den Bei- trag „Widerstreit der Interessen“ in FONDS professionell 3/2015), erteilt er eine klare Ab- sage. „Das mag auf den ersten Blick ja sogar noch nachvollziehbar wirken“, so Petersmann, „es hilft aber insofern nicht weiter, als viele Fondsmanager es gerade wegen zu hoher Ko- sten nicht schaffen, ihre Messlatte dauerhaft zu schlagen.“ Der Dumme sei am Ende der Investor, der ohnehin schon das Marktrisiko trage. Dieses werde jedoch durch hohe Kosten noch unnötig erhöht, schließlich bedürfe es eines zusätzlichen Risikobudgets, um diese Kosten einzuspielen. HANS HEUSER | FP vertrieb & praxis I fondskosten Foto: © Petersmann Institut Hartmut Petersmann, Petersmann Institut: „Der Dumme ist am Ende der Investor.“ Auszug aus der Studie „Die ungeahnte Dimension der Fondskosten“ Für ihre Studie untersuchen die Experten vom Petersmann Institut bereits zum zweiten Mal insgesamt mehr als 500 Aktienfonds im Hinblick auf die tatsächlich anfallenden Kosten. Der Durchschnitt der Managementgebühr in den beiden untersuchten Gruppen Aktien global und Aktien Europa liegt bei 1,5 Prozent. Unter Berücksichtigung weiterer anfallender Kosten ergibt sich die in Deutschland pflichtgemäße Angabe der Gesamtkostenquote eines Fonds – die Total Expense Ratio (TER). Diese beträgt im Durchschnitt des unter- suchten Universums etwa zwei Prozent. „Alles darunter ist eher günstig“, so Studieninitiator Hartmut Petersmann, „alles darüber eher teuer.“ Für die zusätzlich anfallenden Trans- aktionskosten wurde die akzeptable Grenze bei 0,5 Prozent angesetzt, sodass die um diese Kosten erhöhte Kennzahl der „Erweiterten TER“ nicht mehr als 2,5 Prozent betragen sollte. Die hier aufgeführten Beispiele sind nur ein Auszug aus einer Vielzahl von Fällen, die dafür unter die Lupe genommen wurden. Bestellt werden kann die Analyse zum Preis von 1.680 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer über www.petersmann-institut.de oder per E-Mail mit Stichwort „Studie Transaktionskosten“ an hp@petersmann-institut.de. Fondsname KVG ISIN Fondsvolumen Mngmt. Perform. TAK 1 in TAK 1 TER 2 Erweiterte Mittelwert Fee in % Fee in % Mio. Euro in % in % TER in % Aktienfonds Europa BGF European E2 Blackrock LU0090830901 5,3 Mrd. Euro 1,50 keine 30,3 0,57 2,31 2,88 Deka Lux Midcap Deka LU0075131606 128 Mio. Euro 2,22 25 2,0 1,56 2,63 4,19 Invesco Pan European Invesco LU0334858593 3,6 Mrd. Euro 1,50 keine 3,4 0,09 1,97 2,06 JPM European Dynamic J.P. Morgan LU0190961812 1,5 Mrd. Euro 2,50 keine 8,,0 0,53 2,92 3,45 JPM European Equity Plus J.P. Morgan LU0336375869 2,5 Mrd. Euro 2,50 10 13,6 0,54 2,91 3,45 Mandarine Valeur Mandarine Gestion FR0010554303 900 Mio. Euro 2,20 15 11,0 1,22 2,42 3,64 Oyster European Opportunities Oyster LU0133194562 1,6 Mrd. Euro 2,25 10 20,6 1,28 2,58 3,86 Pioneer Euroland Equity Pioneer LU0133583384 2,5 Mrd. Euro 2,25 keine 12,8 0,51 2,56 3,07 Aktienfonds global Carmignac Investissement Carmignac FR0010312660 7,3 Mrd. Euro 2,25 10 45,0 0,62 2,77 3,39 M&G Global Dividend M&G GB00B39R2V77 10,0 Mrd. Euro 1,75 keine 9,7 0,1 1,91 2,01 Metzler Wachstum International Metzler DE0009752253 420 Mio. Euro 1,25 15 3,1 0,74 1,8 2,54 1 TAK=Transaktionskosten | 2 TER=Total Expense Ratio Quelle: Petersmann Institut

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