FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

240 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 cover I flossbach von storch Foto: © Christoph Hemmerich, Flossbach von Storch E in Dienstagabend im November, kurz nach 21 Uhr am Frankfurter Haupt- bahnhof. Bert Flossbach hat gerade einem guten Dutzend Journalisten im Nobel- restaurant „Ivory Club“ erklärt, warum mit Anleihen nun endgültig kein Geld mehr zu verdienen ist. Jetzt schultert er seinen schwar- zen Rucksack und will nach Hause, nach Köln. Der ICE hat Verspätung, aber Flossbach macht das Beste aus der Situation. Er sucht sich ein Bahnhofsbistro, in dem das Spiel seiner Mannschaft übertragen wird: Borussia Mönchengladbach gegen Juventus Turin, Champions League. Kaum steht er vor dem Bildschirm, schießt Gladbach den Führungstreffer. „Die schaffen das!“, sagt Flossbach. Die Verspätung ist vergessen. Nie die Bodenhaftung verlieren, im- mer flexibel bleiben, optimistisch den- ken. Damit ist Deutschlands derzeit er- folgreichster Fondsmanager schon gut beschrieben. Gerade, so scheint es, ge- lingt ihm alles. An den Märkten, mit seiner Firma, und jetzt sogar im Fuß- ball. Bert Flossbach und Kurt von Storch haben in den vergangenen 16 Jahren ein Unternehmen aufgebaut, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Aus einem kleinen Ver- mögensverwalter mit fünf Mitarbeitern ist ein veritabler Asset Manager geworden: 130 Mit- arbeiter in Köln, acht in Zürich, fünf in Lu- xemburg. Sie verwalten inzwischen rund 22 Milliarden Euro, gut neun Milliarden Euro da- von liegen im FvS Multiple Opportunities. Al- lein in den ersten neun Monaten dieses Jahres sind Flossbachs Flaggschifffonds fast zwei Milliarden Euro zugeflossen. Was ist das für eine Firma? Und warum ist sie so erfolgreich? Gut fünf Jahre ist es her, da wurde es Floss- bach von Storch zu eng im Mediapark, wo das Unternehmen Büros unterhalb von Eck- hard Saurens Dachfondsfirma angemietet hatte. Fündig wurden die Gründer auf der anderen Rheinseite, in Köln-Deutz. Vom 26. Stockwerk des „Köln-Triangle“-Hochhauses ist der Blick auf den Dom gigantisch. Inzwi- schen belegt Flossbach von Storch vier Eta- gen. Wenn im kommenden Sommer die Euro- päische Agentur für Flugsicherheit auszieht, sichert sich Flossbach „einige“ Stockwerke mehr – das ist die offizielle Sprachregelung. Nur nicht zu früh festlegen, wer weiß, was bis dahin noch passiert. In einer Liga mit Fidelity Ein Erfolgsrezept von Flossbach von Storch ist es, immer auf verschiedenste Szenarien vorbereitet zu sein, ohne einen starren Plan zu entwerfen. Das gilt für das Unternehmen ge- nauso wie für den Fonds. Gemessen an den Assets in Publikumsfonds spielt das Unter- nehmen in Deutschland inzwischen in einer Liga mit Fidelity und Pioneer. Der größte un- abhängige Vermögensverwalter der Republik ist FvS ohnehin schon lange. „Wir hatten nie die Ambition, die Nummer eins zu werden“, sagt Dirk von Velsen, neben den Gründern der dritte Vorstand des Unternehmens. „Wachs- tum lässt sich in unserer Branche nicht planen, wir haben noch nie ein Budget für das kommende Jahr erstellt. Wir fra- gen uns eher, ob wir das nötige Set-up haben, um weiter wachsen zu können.“ Velsen, der zuvor UBS Sauerborn lei- tete, kam 2008 an Bord, um dem schon damals schnell wachsenden Vermögens- verwalter professioneller aufzustellen und die Firmengründer im organisatori- schen Tagesgeschäft zu entlasten. „In unserem Geschäft spielt Qualität eine enorm wichtige Rolle, darum haben wir immer darauf geachtet, die Strukturen mitwachsen zu lassen. In unserer Com- pliance-Abteilung sitzen zum Beispiel nicht nur zwei Kollegen, sondern gleich sieben. Solche Punkte haben dafür ge- Bert Flossbach und Kurt von Storch bleiben sich lieber treu, als schnell zu wachsen – und sie können delegieren. Genau das macht die Firma so erfolgreich. Die Unbestechlichen Kurt von Storch (l.) und Bert Flossbach gründeten ihr Unternehmen 1999. Von ihrem Büro aus haben sie nicht nur die milliardenschweren Portfolios im Blick, sondern auch den Kölner Dom. Volle Kraft voraus Von Flossbach von Storch verwaltetes Vermögen Ende September lagen 7,9 Milliarden Euro im Multiple Opportunities, im November waren es schon rund neun Milliarden. Quelle: Geschäftsberichte, BVI n Wertpapierportfolios außerhalb Investmentfonds n Spezialfonds n Sonstige Publikumsfonds n Multiple Opportunities 0 10 8 6 4 2 20 18 22 16 14 12 Mrd. Euro 9/2015 7,9 Mrd. Euro 48,0 Mrd. 5,4 Mrd. Euro 4,5 Mrd. 21,4 2009 2,6 2010 3,9 Mrd. 2011 5,2 Mrd. Euro 2012 9,9 Mrd. Euro 2013 14,0 Mrd. Euro 2014 17,3 Mrd. Euro

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