FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

241 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 sorgt, dass wir nie Wachstumsschmerzen hat- ten, sondern immer liefern konnten.“ Damit das so bleibt, wächst nun ein anderer Bereich: der Vertrieb. Seit Juli ist Oliver Morath am Start, der zuvor bei Baring Asset Management nicht nur den europäischen Vertrieb geleitet hatte, sondern auch Deutschlandchef war. Bei Flossbach geht er zurück ins Glied, was ihn nach eigener Aussage überhaupt nicht stört: „Der Titel spielt keine Rolle. Mich haben das Unternehmen und die Aufgabe gereizt.“ Ge- plant war zunächst, dass Morath für FvS neue Märkte erschließt, also beispielsweise prüft, ob sich eine Expansion nach Frankreich oder Italien lohnen würde. „Im Lauf der vergange- nen Monate ist uns aber klar geworden, dass gerade der Heimatmarkt noch unheimlich viel Potenzial bietet“, sagt er. „Die Internationali- sierung bleibt ein wichtiges Thema, sie darf aber nicht zulasten des Deutschlandgeschäfts gehen.“ Also investiert FvS kräftig: Zum 1. Januar wird das IFA-Team unter der Leitung von Susanne Scarpinati breiter aufge- stellt. Im Norden Deutschlands wird Jür- gen Meyer, in der Mitte Andreas Wen- deberg und im Süden Jens Recklebe die Betreuung der freien Finanzvermittler übernehmen. „Damit haben wir das Team in den letzten Monaten mehr als verdoppelt, ein klares Bekenntnis zu die- sem Marktsegment“, sagt Morath. Bis- lang musste er viele Anfragen für Schu- lungen oder Endkundenveranstaltungen aus Kapazitätsgründen absagen. „Künf- tig können wir die Wünsche unserer Kunden erfüllen.“ Auf den ersten Blick erschließt sich nicht, warum FvS den Vertrieb ausbaut, obwohl sich der Multiple Opportunities quasi von selbst verkauft. „Wir haben dank der guten Performance viel Rückenwind und auch eine gute Presse“, sagt von Velsen. „Doch das kann sich ja auch mal drehen. Und dann kennen wir den Kunden nicht gut ge- nug? Das wäre ein großer Fehler. Wir müssen jetzt raus, wo die Kunden uns sehen wollen.“ Expansion ins Ausland Auch wenn das Deutschlandgeschäft Prio- rität hat, reizt FvS der Blick über die Grenze. So sind die Kölner im kommenden März erstmals auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien vertreten. „Ins Ausland expandieren wir nicht etwa, weil wir größen- wahnsinnig geworden sind“, sagt von Velsen. „Das ist eher getrieben von den Kunden, etwa einem international tätigen Family Office oder einem Konzern, dessen ausländische Toch- tergesellschaft an unseren Fonds interessiert ist.“ So kommt es, dass FvS seit einem Jahr auch in Belgien aktiv ist. „Wenn wir dann schon vor Ort sind, wollen wir natürlich auch wachsen.“ Vor diesem Hintergrund ist auch die jüngste Stellenanzeige zu verstehen: Gesucht wird ein Kapitalmarktstratege mit „präsentationssiche- ren Französisch- und Italienischkenntnissen“, also ein Philipp Vorndran für den südeuro- päischen Markt. Vorndran, der 2009 von der Credit Suisse kam, ist das Aushängeschild der Firma, derjenige, der das Weltbild in die Öffentlichkeit trägt, der Kommunikator. Auch er hat seinen Anteil am Erfolg der Firma, nicht nur wegen der guten Vorträge, sondern auch wegen der Szenarien, die der Kapitalmarktstratege mitentwirft. „Wir ma- chen uns zum Beispiel Gedanken darüber, was passieren würde, wenn die EZB anfängt, Aktien zu kaufen“, sagt er. Ein Team bei FvS versucht auch zu ergründen, welches Poten- zial in der Blockchain schlummert, der Tech- nologie hinter der Kryptowährung Bitcoin. Große Banken haben auch erkannt, dass die Blockchain ihr Geschäft revolutionieren könn- te. Aber ein mittelständischer Vermögens- verwalter? Das ist doch eher ungewöhnlich. Seit vergangenem Jahr leistet sich FvS auch ein eigenes Research-Institut (siehe Kasten auf der nächsten Seite). Das soll nicht nur das Portfoliomanagement und große Kunden mit Know-how versorgen, sondern dient auch als Talentschmiede. Vorndran ist auch darum so wichtig, weil er zur firmeninternen Arbeitsteilung beiträgt. So kann sich Flossbach weiter auf seinen Fonds und von Storch sich auf die Kunden konzentrieren. Das funktioniert nur, weil die Gründer loslassen können. Schon seit einigen Jahren sind sie nicht mehr bei jedem Bewer- bungsgespräch dabei. Sie wissen: Die Firma läuft auch ohne sie. Ein Klumpenrisiko? Schwieriger ist das mit dem Fonds. Der Multiple Opportunities scheint ohne Flossbach nicht denkbar, auch wenn ein Team erfahrener Portfoliomanager an seiner Seite steht. Mehr als ein Drittel des verwalteten Vermögens stecken in dieser einen Strategie – ist das nicht ein Klumpenrisiko? „Wir fühlen uns damit durchaus wohl“, sagt von Velsen. „Der Multiple Opportunities ist für uns keine Modeerscheinung, sondern reflektiert unsere Herkunft aus der Vermögensver- waltung für Privatkunden. Das ist unsere DNA. Dafür stehen wir.“ Außerdem sei die Kundenstruktur im Fonds gut diver- Dirk von Velsen, Flossbach von Storch: „Wir hatten nie die Ambition, die Nummer eins zu werden.“ Philipp Vorndran, Flossbach von Storch: „Was würde passieren, wenn die EZB anfängt, Aktien zu kaufen?“ Ein Fonds füllt die Kasse Gebühreneinnahmen der FvS-Publikumsfonds Dank des rasant wachsenden Fondsvolumens steigen die Gebühren- einnahmen, insbesondere des Multiple Opportunities, steil an. n Performancegebühr Multiple Opportunities n Managementgebühr Multiple Opportunities n Gebühren andere Publikumsfonds 2011/12* 0 120 100 80 60 40 20 Mio. Euro 10,5 17,7 11,1 2012/13* 18,3 48,8 15,2 2013/14* 21,7 70,3 37,7 2014/15* 1. Halbjahr 13,6 48,0 Mio. Euro 78,6 Mio. Euro * Geschäftsjahr endet im September; Quelle: Jahresberichte der Fonds

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