FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

Hans Heuser (FONDS professionell): Wenn man sich die Zahl der Suchanfragen in Google nach dem Begriff Fintech an- schaut, dann steigt die Kurve in der jüngs- ten Zeit in einer Weise an, wie man sie von den Börsenindizes zu Zeiten der Technolo- gieblase kannte. Treibt so ein Bild Ihnen als Marktteilnehmer nicht langsam ein wenig den Angstschweiß auf die Stirn, weil am Ende eventuell kaum mehr als ein Riesenhype übrig bleibt? Spiros Margaris (Margaris Advisory): Es werden mit Sicherheit sehr viele Fintech- Unternehmen früher oder später wieder vom Markt verschwinden, daher ist der Vergleich zur Dotcom-Blase Anfang der 2000er-Jahre schon gerechtfertigt. Was aber nicht mehr verschwinden wird, das ist das Thema und die Dienstleistung, die mit dem Begriff Fin- tech beschrieben wird. Solange es Technolo- gie gibt, solange wird es auch deren Ausprä- gung als Fintech geben. Wir stehen in diesem Segment eben wirklich noch am Anfang einer vollkommen neuen Entwicklung. Viele Banker wissen noch gar nicht wirklich, was Fintechs tatsächlich sind und wie sie arbei- ten. Vielen Marktteilnehmern sagen Namen wie Nutmeg in Großbritannien oder Wealth- front in den USA noch nichts, weil sie sich bisher nicht damit beschäftigt haben. Des- halb sind wir von einer Art Höhepunkt in der Entwicklung dieses neuen Bereichs noch weit entfernt. Wenn wir irgendwann an die- sem Punkt angelangt sein werden, sozusagen wenn der Crash bei den Fintechs bevorsteht, dann kann es natürlich passieren, dass gerade das Fundraising für neue oder auch schon bestehende Anbieter sehr viel schwieriger werden wird oder ganz ins Stocken gerät. Aber die Fintech-Szene wird nicht mehr ver- schwinden. Und am Ende werden jene An- bieter übrig bleiben, die über genügend finan- zielle Mittel verfügen, das durchzustehen. Achim Küssner (Schroders): Man kann sicher nicht von einer Modeerscheinung sprechen. Wir haben es vielmehr mit einer Art grund- sätzlichem Wertewandel zu tun, wie wir ihn in vielen anderen Bereichen unseres tägli- chen Lebens auch schon erlebt haben. Den- ken Sie nur an den gesamten Handel, der mittlerweile zu einem großen Teil online stattfindet, oder auch an den Erwerb von Mu- sik über Tauschbörsen. In einer ähnlichen Art wird es auch in der Finanzbranche Verände- rungen geben. Wir haben in den vergangenen 20 Jahren eine Reihe von Kulturbrüchen er- Werte wandel Die Diskussionsteilnehmer (v. l. n. r.): Achim Küssner (Schroders), Spiros Margaris (Margaris Advisory), Felix Brem (BN & Partners), Jürgen Klöck (Ebase), Lars Reiner (Ginmon), Johannes Cremer (Moneymeets), Oliver Vins (Vaamo), Reinhard Tahedl (Treefin/Fundsaccess) Welche Auswirkungen wird das immer größere Angebot der Fintechs auf Vertrieb und Beratung in der Investmentindustrie haben? FONDS professionell hat Branchenvertreter zur Expertendiskussion geladen. » Wir haben es mit einer Art grundsätzlichem Wertewandel zu tun, wie wir ihn auch in vielen anderen Bereichen unseres täglichen Lebens schon erlebt haben. « Achim Küssner, Schroders 252 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 roundtable I fintech Fotos: © Christoph Hemmerich

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