FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015
lich immer im Weg gestanden hat, eigentlich nur vorgeschoben ist. Im Prinzip ist es die Branche selbst, die so etwas wie ein Vakuum entstehen hat lassen. Natürlich ist es bequem, den Regulator vorzuschieben, aber wie sich zeigt, wird die Regulierung die unter ande- rem auch durch Fintechs begonnene Erneue- rung in der Branche wohl weiter vorantrei- ben. Aus diesem Grund werden wir in den nächsten Jahren sicher auch weiterhin von einem Hype sprechen im Zusammenhang mit dieser Entwicklung. Aber ich glaube, am Ende werden entsprechend ernst zu nehmen- de Unternehmen daraus hervorgehen, ähnlich wie das auch bei der Entstehung von Unter- nehmen wie Zalando oder von Konzernen wie Amazon gewesen ist, die zum Teil heute eine Börsenkapitalisierung erreicht haben, wie man sich das vor 15 Jahren niemals hätte vorstellen können. Aber wie der Ausdruck „Hype“ schon nahelegt, muss man davon ausgehen, dass am Ende mindestens 70 bis 80 Prozent dieser neu entstehenden Unter- nehmen auch wieder vom Markt verschwin- den werden. Die anderen 20 Prozent werden das Rennen machen und dabei die Technolo- gisierung noch mehr beschleunigen, als wir das heute erwarten. Zumal die Unternehmen zusätzlich einen gehörigen Rücken- wind durch die demografische Ent- wicklung erhalten werden. Hippler: Was meinen Sie mit Rü- ckenwind durch die Demografie? Brem: Man braucht sich doch nur die Selbstverständlichkeit vor Augen zu führen, mit der heute Kinder und Jugendliche das Internet für alle möglichen Bereiche des Lebens nut- zen, nicht nur um sich zu informie- ren, sondern auch um Kontakte zu pflegen und aufzubauen über soziale Netzwerke wie Facebook oder sich Bewertungen zu Produkten einzuho- len über Ebay. Ich glaube, dass der Erfolg der Fintechs in einer Art gelungenem Mix der Vorteile von Angeboten wie Ebay, Facebook und Zalando liegen wird, also in der Ver- bindung von sozialem Netzwerk und intelligenten Produkten und entspre- chenden Bewertungen dazu. Eine solche Kombination, die diese Kom- ponenten miteinander verbindet, haben auch die bisher schon existie- renden Fintechs noch nicht voll- ständig hervorgebracht. Wer das schafft, wird gute Chancen haben. Denn die Menschen suchen neben der vollständigen Transparenz von Produkten und Dienstleistungen auch nach solchen Bewertungen, denen sie wirk- lich vertrauen können, um etwa verlässlich zu erfahren, wie gut ein Berater in Finanz- dingen tatsächlich ist. Aber wir stehen noch ganz am Anfang des Weges hin zu einem solchen Angebot. Küssner: Trotzdem sollten wir bei aller Be- geisterung, die auch ich durchaus teile, eines nicht vergessen: Auch wenn mittlerweile das traditionelle Reisebüro sozusagen ausgedient hat, so existieren immer noch entsprechend spezialisierte Anbieter, die diese Dienstleis- tung auch heute, zwar unter Zuhilfenahme der Technologie, aber noch weitgehend in herkömmlicher Art und Weise anbieten – und das durchaus erfolgreich. Das wird auch für Finanzberater gelten, die von der Entwick- lung der Fintechs mit Sicherheit nicht voll- kommen weggespült werden. Im Gegenteil: Wer sich spezialisiert, wird durchaus Mög- lichkeiten haben, sich zu behaupten. Außer- dem wird es zu Kooperationen, Verschmel- zungen und Übernahmen kommen. Banken werden bestimmte Angebote vertikal in ihre Wertschöpfungskette integrieren. Klöck: Deswegen werden wir es fürs Erste noch mit einer Art Prozess des „Trial and Error“ zu tun haben. Die Fintechs bewegen sich heute sozusagen auf einem großen Expe- rimentierfeld, auf dem vieles ausprobiert, vieles verbessert und auch vieles wieder ver- worfen wird. Wichtig erscheint mir dabei, immer wieder zu hinterfragen, wo es wirk- lich ein echtes Kundenbedürfnis gibt. Nach meiner Wahrnehmung werden nämlich heute noch viele Produkte entwickelt oder auf den Achim Küssner, Schroders: „Als Investmentgesellschaft begrüßen wir die Entwicklung der Fintechs, allein schon weil sie neuen Schwung in die Finanzbranche bringen.“ Oliver Vins, Vaamo: „Die Technologie wird immer ,intelligenter‘ arbeiten. Da braucht es dann kaum noch die echte Intelligenz eines Menschen.“ 256 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 roundtable I fintech Foto: © Christoph Hemmerich » Die Magerzinsen setzen auch Investoren unter einen gewissen Druck, nach attraktiveren Investments Ausschau zu halten, die sie zum Teil eben in den Fintechs zu finden glauben. « Jürgen Klöck, Ebase
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