FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015
lung einer elektronischen Postbox eine Ge- bühr für die Zustellung von Unterlagen auf dem Postweg eingeführt haben, waren in kur- zer Zeit rund 90 Prozent der Kunden bereit, auf die Papierversion zu verzichten und die Postbox zu nutzen. Hippler: Herr Tahedl, Sie sind mit Funds- access als Softwareanbieter bei rund 25 Prozent der Berater in Maklerpools vertreten. Ist es ein ähnliches Bild, wie es gerade fürs Haftungsdach beschrieben hat, das Sie von anderen Maklerpool erhalten? Tahedl: Ich kann nur bestätigen, dass das auch bei anderen Maklerpools ähnlich der Fall ist. Gleichzeitig werden wir in den nächsten Jahren einen klaren Trend bei den Maklerpools sehen, die mit Unterstützung von Transaktionsbanken und Softwaredienst- leistern etwas Ähnliches bereitstellen werden wie das Angebot der Fintechs. Überall in der Branche wird es letztlich kleine Robo-Advi- sors geben, die von Maklern genutzt werden können. Zum Teil wird es eine Art digitalen Versicherungsmakler geben, der den Maklern zur Verfügung gestellt wird, sodass am Ende deren Kunden entscheiden können, ob sie eine persönliche Beratung haben möchten, für die sie dann ent- sprechend zahlen müssen, oder ob sie die Möglichkeit nutzen wollen, über die Website des Maklers mit ihm in Kontakt zu treten mit entsprechend für diesen Kanal angepasstem Pri- cing. Dabei wird die Entwicklung getrieben von den Maklerpools, die entsprechende digitale Werkzeuge bereitstellen werden. Hippler: Aber geschieht da nicht auch vieles lediglich, um den Bera- ter zu beruhigen? Wenn der Kunde selbst innerhalb einer App ent- scheiden kann, ob er den persön- lichen Kontakt zum Makler haben will oder lieber gleich zu einem Vergleichsportal weitergeleitet wird, welcher Kunde würde sich dann noch für den Makler ent- scheiden? Tahedl: Wir haben mit unserem Angebot namens Treefin etwas Ent- sprechendes gerade auf den Markt gebracht. Wir stellen dabei fest, dass die Nutzer doch relativ oft auch den Kontakt zum Makler suchen. Insbesondere bei bera- tungsintensiven Produkten wird letztlich der Berater kontaktiert, weniger aber ein Ver- gleichsportal, das ebenfalls zur Auswahl steht. Heuser: Im Zusammenhang mit Verän- derungen, die durch das Aufkommen der Fintechs auf die Branche zukommen, noch eine Frage an Achim Küssner: Schroders hat sich an dem britischen Fintech Nut- meg beteiligt. Was ist der genaue Hinter- grund dieser Beteiligung? Küssner: Für unsere Gesellschaft ist das eine Beteiligung, aus der wir etwas lernen wollen. Wir kommen zwar eher aus einem traditio- nellen Bereich, aber wir müssen uns natür- lich dennoch optimal für die Zukunft auf- stellen. Deshalb können wir einerseits von Nutmeg lernen, wie ein Fintech arbeitet und funktioniert. Andererseits kann unsere Ge- sellschaft aber auch Nutmeg helfen mit unse- rer Erfahrung eines großen Unternehmens. Deshalb war das für beide Seiten eine gute Entscheidung. Heuser: Aber wie wichtig ist vor diesem Hintergrund eigentlich noch der freie Be- rater für ein Unternehmen wie Schroders, und wie wichtig wird in Zukunft anderer- seits ein Robo-Advisor wie Nutmeg sein? Spielen dabei auch eventuelle Pläne eine Rolle, ins Direktgeschäft mit Kunden ein- zutreten, und gibt es bereits entsprechende Aktivitäten seitens Schroders? Küssner: Für das Geschäftsmodell einer Fondsgesellschaft war es im Grunde immer schon von besonderer Bedeutung, auf mehre- ren Beinen zu stehen, sprich mehrere Absatz- und Vertriebskanäle zu nutzen. Das ist sozu- Marcus Hippler, FONDS professionell: „Ist es wirklich so simpel? Sobald es etwas komplexer wird, greifen die Menschen auf die Dienstleistung eines Beraters zurück?“ Reinhard Tahedl, Treefin: „Insbesondere bei beratungs- intensiven Produkten wird letztlich der Berater kontak- tiert, weniger aber ein Vergleichsportal.“ 262 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 roundtable I fintech Fotos: © Christoph Hemmerich » Ob man nun Berater oder Fintech ist, durchsetzen werden sich mittelfristig bloß die wirklich guten Player im Markt. Wer dagegen nur Mittelmaß zu bieten hat, wird untergehen. « Spiros Margaris, Margaris Advisory
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