FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

sagen ein Teil unserer DNA und wird sich auch so schnell sicher nicht ändern. Daher schließe ich es nicht aus, dass es im Zusam- menhang mit dem Aufkommen der Fintechs auch Veränderungen in der Fondsbranche insgesamt geben wird, und das gilt auch für das Direktgeschäft. In den USA ist das seit jeher gang und gäbe, hier in Europa hat man das auf Seiten der Fondsgesell- schaften ein wenig verschlafen. Nach Deutschland kamen die ausländischen Fondsgesellschaften in den 90er-Jahren. Die Akquisitionskosten waren damals extrem hoch. Das hat sich inzwischen durch das Internet sehr stark verändert. Heute kann man sehr viel schneller und einfacher Kunden akquirieren. Das ist ein wesentlicher Vorteil für uns. Zudem verfügen die Fondsgesellschaften über das notwendige Know-how. Und wenn man bedenkt, dass man mit diesem Know-how demnächst statt nur drei Standardportfolios wie bei den Fintechs von Seiten einer Fondsgesellschaft even- tuell individuell gesteuerte Portfolios inklusive Absicherungsstrategie anbieten kann, einfach weil wir die dafür notwen- dige Technik und das entsprechende Risi- komanagement haben, dann wäre das etwas, was ein Fintech so heute noch nicht liefern kann. Heuser: Soll das bedeuten, dass dem- nächst der gute Markenname einer Fondsgesellschaft ausreichen wird, um im Direktgeschäft Erfolg zu haben? Küssner: Viele Fondsgesellschaften verfügen über genau diesen guten Markennamen und sind schon lange am Markt etabliert. Deswe- gen will ich für die Zukunft dieser Branche nicht ausschließen, dass der eine oder andere Anbieter den direkten Weg zum Kunden ge- hen wird oder das zumindest vorbereitet. Brem: Dann müssten sie im Grunde genom- men aber als Marke so gut werden wie zum Beispiel Ryanair oder Easyjet. Denn um über seine Marke erfolgreich zu sein, braucht man ja als Anbieter fast schon so etwas wie eine Monopolstellung. Das ist aus meiner Sicht bei einer Fluglinie oder auch einem bestimm- ten Produkt sicher sehr viel einfacher mög- lich als beim Thema Geld. Denn wir haben eine Reihe von Banken gesehen, die versucht haben, eine solche Monopolstellung als De- potbank aufzubauen. Geschafft hat das am Ende keine. Das ist kein ungefährlicher Weg, denn wenn das eigene Produkt irgendwann nicht mehr so gut läuft, dann hat man sich eventuell den Zugang zum Markt über andere Kanäle selbst verbaut. Heuser: Was würde eine solche Entwick- lung für freie Finanzberater bedeuten? Margaris: Ich kann mich nur wiederholen: Am Ende wird es Platz für alle geben am Markt. Aber ob man nun Berater oder Fin- tech ist, durchsetzen werden sich mittelfristig nur die wirklich guten Player. Wer dagegen nur Mittelmaß zu bieten hat, wird unter- gehen. Davon bin ich überzeugt. Heuser: Wir bedanken uns für eine inter- essante Diskussion. FP Spiros Margaris, Margaris Advisory: „Es werden mit Sicherheit sehr viele Fintech-Unternehmen früher oder später wieder vom Markt verschwinden.“ 264 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 roundtable I fintech In einer Runde von Repräsentanten aus den Reihen der neuen Fintech-Unternehmen wie auch Vertretern von Maklerpools, Fondsplattformen und Investmentgesell- schaften hat die Redaktion über die Veränderungen diskutiert, vor denen Vertrieb und Beratung von Investmentfonds stehen. Fotos: © Christoph Hemmerich

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=