FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

268 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 für diesen ersten Schritt war das bloße Ken- nen ausreichend. Den mit Abstand bekanntesten Anbieter stellt hierbei Wikifolio, eine Social-Trading- Plattform, gefolgt von Easyfolio, Anbieter von drei unterschiedlich gewichteten ETF-Port- folios. Dahinter folgen bei den Asset Mana- gern die Anbieter Vaamo und Moneymeets. „Bei Investoren wie auch bei Anlegern relativ gut bekannt ist auch Bergfürst, ein Unter- nehmen, das sich als Anbieter für alternative Anlagen in Unternehmens- und Immobilien- beteiligungen sieht“, erklärt Dannheisig. „Um- so mehr hat uns erstaunt, dass diese Plattform bei Investmentmanagern und KVGs noch nicht entsprechend bekannt ist.“ Noch keine Bedrohung „Ungeachtet des Ergebnisses, dass es bisher kaum zu Kooperationen zwischen etablierten Anbietern und Fintech-Unternehmen ge- kommen ist, stellt sich natürlich die Frage, ob dies auch künftig so sein wird“, so Dann- heisig. Denn eine Reihe von Befragten hätten bestätigt, dass gerade Kooperationen das Potenzial hätten, den Markt zu verändern. „Eine notwendige Bedingung dafür wäre, dass etablierte Anbieter die Motivation ver- spüren, durch eine Kooperation auch Vorteile zu erzielen“, glaubt der Studienautor. „Meis- tens bedarf es eines Anstoßes, der darin beste- hen könnte, wie stark die aktuelle Wett- bewerbsposition durch die neuen Anbieter beeinflusst wird.“ Deshalb wurden für die Studie die etablierten Anbieter dazu befragt, inwieweit sie sich durch Fintech-Unterneh- men in ihrer Wettbewerbsposition bedroht fühlen. Erstaunliches Ergebnis: Als starker Wettbewerber um dieselben Kunden werden die Fintechs derzeit noch von keinem etablier- ten Anbieter wahrgenommen. Ganze 30 Pro- zent der befragten Investmentmanager sehen die neuen Akteure in ihrer Branche überhaupt nicht als Konkurrenz, 45 Prozent schätzen sie immerhin als gering ein, 22 Prozent als mittel. Ein Anbieter begrüßte in der Umfrage sogar das Aufkommen der Fintechs und sieht darin eher eine befruchtende Koexistenz. „Aktuell spielen die Fintech-Unternehmen damit aus Sicht der etablierten Spieler als Konkurrenten keine oder zumindest keine ernst zu nehmen- de Rolle“, so Dannheisig. Er ergänzt, dass ein CEO eines Asset Managers selbstkritisch ein- geräumt habe, dass die etablierten Anbieter sich vielleicht auch einfach noch zu wenig mit den neuen Entwicklungen auseinandergesetzt hätten. Man habe noch herzlich wenig Kon- takt zu dieser neuen Szene und suche derzeit eher nach Dienstleistern für die eigene Effi- zienz als Asset Manager und die komplexen, auch regulatorisch getriebenen Prozesse, die man als Anbieter stetig anpassen müsse. Diese Ergebnisse spiegeln sich in gewisser Weise auch im Selbstbild der Fintech-Anbie- ter wider. Die Frage, wie diese den Umgang mit etablierten Finanzdienstleistern hinsicht- lich deren Kooperationsbereitschaft ein- schätzen, wird überwiegend positiv beantwor- tet. Es fällt auf, dass sogar ein Fünftel der be- fragten Fintechs den Umgang als „befruch- tend“ einstuft. Auch untereinander herrscht bei den Fintechs alles andere als erbitterter Wett- bewerb. Die Hälfte der Befragten bezeichnet das Verhältnis zu anderen Anbietern sogar als kooperativ, ein Zehntel stuft es gar auch in diesem Fall als „befruchtend“ ein, ein Drittel als „neutral“. Fazit: Für endgültige Schlüsse, inwieweit sich durch das Aufkommen der neuen Fin- techs nun wirklich etwas verändert in der Asset-Management-Branche, ist es noch zu früh. Das drückt sich auch in der Spannbreite der Antworten auf die in der Untersuchung gestellte Frage nach Veränderungen der Fi- nanzbranche durch Fintech-Unternehmen in den nächsten drei Jahren aus. Die Antworten bewegen sich hier zwischen den folgenden zwei Extremen: „Etablierte Finanzdienstleister haben die Entwicklung verschlafen und kön- nen nur noch durch Zukauf von Fintechs die Bedeutungslosigkeit ihrer Existenz vermei- den“, heißt es von einem Teilnehmer. Ein an- derer erklärt: „Kaum Veränderung, außer der bereits etablierten Trends.“ HANS HEUSER | FP fintech-spezial I kommalpha Foto: © Kommalpha Hans-Jürgen Dannheisig: „Bisher gibt es kaum Koope- rationen zwischen etablierten Anbietern und Fintechs.“ Positives Klima Frage an Fintechs: Umgang der Umgang mit Fintech-Unternehmen Fintechs untereinander? seitens etablierter Anbieter? Der Umgang mit den neuen Fintechs sowohl seitens der etablierten Anbieter als auch untereinander wird von der überwiegenden Zahl der Studienteilnehmer positiv bewertet. Quelle: Kommalpha/Endava unkooperativ neutral kooperativ befruchtend weiß nicht 5 % 5 % 35 % 50 % 10 % destruktiv neutral konstruktiv befruchtend weiß nicht 40 % 35 % 20 % 0 % 0 % Durchwachsene Startbedingungen Frage an Fintechs: Startbedingungen Startbedingungen für Fintechs in Deutschland für Fintechs in Deutschland? im Vergleich zu anderen EU-Ländern? Die Fintechs wurden befragt, wie sie die Startbedingungen für ihre Branche in Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union einstufen. Deutschland hat offensichtlich noch Aufholpotenzial. Quelle: Kommalpha/Endava schwierig durchschnittlich gut hervorragend weiß nicht 18 % 46 % 29 % 0 % 7 % erheblich schwieriger schwieriger in etwa gleich besser weiß nicht 11 % 46 % 27 % 8 % 8 %

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