FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

274 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 fintech-spezial I robo-advisors im test Foto: © Ninthsun9 | Dreamstime.com G eldanlage-Fintechs haben einen großen Vorteil: Sie sind in aller Munde, punk- ten mit intuitiver Bedienbarkeit und modernen Apps – müssen sich aber keinem direkten Performancevergleich stellen. Hinter manchen Plattformen, die die Geldanlage scheinbar zum Kinderspiel machen, steckt eine Bafin-regulierte Finanzportfolioverwal- tung. Andere dagegen vermitteln ein Fonds- depot mit regelmäßigem Rebalancing, und einige bieten nur Anlagevorschläge, die die Kunden selbst umsetzen müssen. Wie gut welches Modell abschneidet, lässt sich von außen nicht beurteilen – es sei denn, man investiert echtes Geld und veröffentlicht die Performancedaten. Genau das hat Daniel Franke aus Leipzig getan, dessen Unternehmen das Portal Bro- kervergleich.de betreibt. „Einerseits erhal- ten die Onlinevermögensverwaltungen der- zeit eine enorme mediale Aufmerksamkeit, andererseits fehlt die Vergleichbarkeit völlig. Um diese Transparenz bieten zu können, habe ich einen Teil meines Pri- vatvermögens in verschiedene Angebote investiert“, sagt er. Von zwei der sieben Anbieter bekommt Franke eine Provision für den Fall, dass ein Anleger über Brokerver- gleich.de den Weg auf das eigene Portal findet und dort einen Vertrag abschließt. Ob sich die- ses Geschäft eines Tages rechnen wird, ver- mag er jedoch nicht zu sagen. Seinem Engagement ist es jedenfalls zu verdanken, dass sich ein erster Blick auf die Ergebnisse der Robo-Berater werfen lässt. Be- sonders aussagekräftig sind die Zahlen freilich noch nicht, schließlich startete der Test erst Anfang Mai. Bis zum jüngsten Stichtag Ende Oktober ist also gerade einmal ein halbes Jahr vergangen. Ein erstes Fazit lässt sich dennoch schon ziehen: Die Portfolios mussten zwar überwiegend Verluste hinnehmen, haben sich angesichts der turbulenten Börsenmonate aber wacker geschlagen. Die beruhigende Bot- schaft für Berater, denen mit Blick auf die neue Konkurrenz zunehmend unwohl wird: Auch Fintechs kochen nur mit Wasser. „Konzept ist aufgegangen“ Franke steckte sein Geld in sieben ausge- wogene Portfolios mit meist rund 50 Prozent Aktienquote. Die Performance nach sechs Monaten liegt zwischen minus 3,9 Prozent bei Easyfolio und plus 0,2 Prozent bei Cashboard. Dieses Portfolio war das Einzige, das besser abschneiden konnte als die Benchmark, die Franke je zur Hälfte mit globalen Aktien und Anleihen bestückte (siehe Grafik). Den Ver- gleich mit bekannten Topsellern müssen die Portale dennoch nicht scheuen: Der Carmi- gnac Patrimoine verlor in den sechs Monaten bis Ende Oktober gut neun Prozent, der Ethna-Aktiv rund 3,6 Prozent. Bert Flossbach konnte das Minus im FvS Multiple Opportu- nities dagegen auf 0,1 Prozent begrenzen. In den besonders schlechten Monaten August und September mussten alle sieben Onlinevermögensverwaltungen Verluste hin- nehmen. Das höchste Monatsminus hatte mit 5,4 Prozent die Sutor Bank zu berich- ten (siehe Grafiken und Tabellen nächste Seite). „Wenn man bedenkt, wie volatil diese Zeit an der Börse war, muss man den Anbietern zugestehen, dass ihr Konzept aufgegangen ist: Dank der breiten Streuung hielten sich die Verluste im Rahmen“, sagt Franke. „Erstaunt hat mich aber doch, wie weit die Ergebnisse auseinanderliegen, schließlich sind alle Portfolios ähnlich strukturiert. Da haben einige Anbieter bei der Auswahl der Zielinvestments offensichtlich einen besse- ren Job gemacht als andere.“ Dass Cashboard so gut abgeschnitten hat, dürfte in erster Linie an der vergleichs- Vaamo, Easyfolio und Cashboard haben gute Presse. Ein Echtgeld-Vergleich zeigt, wie diese und andere Fintech-Portfolios durch den Sommer kamen. Roboter im Crashtest Ein Airbag fürs Depot käme bei Anlegern sicherlich gut an. Doch an der Börse ist eine solche Absicherung leider nicht zu haben – zumindest nicht zu einem akzeptablen Preis. Darum setzen Vermögensverwalter auf Risikostreuung. Portfolios im Echtgeld-Test Performance ausgewählter Robo-Advice-Portfolios 1 von Anfang Mai bis Ende Oktober 2015 1 mittleres Risiko, Portfolios siehe nächste Seite 2 50 % MSCI World (Aktien), 50 % Barclays Global Aggregate Bonds (Anleihen) Quelle: Brokervergleich.de -3,5 % -3 % -2,5 % -2 % -1,5 % -1 % -0,5 % 0 % Easyfolio -3,93 % Fintego -3,32 % Vaamo -3,21 % Quirion -2,71 % Comdirect -2,03 % Vergleichsindex 2 -1,6 % Cashboard +0,22 % Sutorbank -3,77 %

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