FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2015

286 www.fondsprofessionell.de | 4/2015 fintech-spezial I zinspor tale Foto: © Sergii Gnatiuk | Dreamstime.com S parer, die bei der Deut- schen Bank in diesen Tagen eine sechs- monatige Termineinlage tätigen, bekommen dafür 0,05 Prozent Zinsen. Auch wer sein Geld dop- pelt so lang entbehren kann, bekommt keinen höheren Satz angebo- ten. „Wenn die Kun- den von den niedrigen Zinsen hören, sagen die meisten: ‚Vielen Dank, wir gehen woan- ders hin‘“, erklärt ein selbstständiger Berater aus dem mobilen Vertrieb der Großbank. „Mittlerweile ist je- dem klar, dass man mit der Festgeldanlage kein Geld mehr verdienen kann.“ Laut FMH Finanzberatung liegt der durchschnittliche Satz für ein zwölfmona- tiges Festgeld hierzulande zurzeit bei mageren 0,36 Prozent. Wer eine dreijährige deutsche Staatsanleihe erwirbt, muss sogar draufzahlen: Die Rendite liegt im negativen Bereich. Da ist es nur verständlich, dass sich Anleger an- derswo umschauen. In Zeiten eines zusam- menwachsenden Europas fällt der Blick dabei auch über die Grenzen Deutschlands hinaus – auf Angebote im europäischen Ausland. So kommt man beispielsweise bei der bulga- rischen BAC Bank und der tschechischen J&T Bank bei einer einjährigen Anlage in den Genuss von 1,6 Prozent. Doch wie kommt der deutsche Sparer an die höheren Zinsen von Banken, deren Na- men hierzulande selbst Finanzexperten nicht geläufig sind, ohne direkt eine längere Reise mit viel Bargeld antreten zu müssen? Helfen können dabei Zinsportale im Netz, deren Be- treiber Festgeldangebote europäischer Banken an deutsche Anleger vermitteln. Heiß umkämpfter Markt Das Prinzip ist einfach: Der Anleger eröff- net ein kostenfreies Verrechnungskonto bei einer deutschen Partnerbank des Zinsportals und le- gitimiert sich. Danach kann er auf sämt- liche Festzinsangebote des Portals zugreifen. So legt zum Beispiel der Anbieter Zinspilot die Gelder treuhänderisch über die Biw- und Sutor-Bank bei der Austrian Anadi Bank in Österreich an. Vorteil für den Kunden: Er muss nicht für jede Neuanlage ein separates Konto eröffnen. Das ist bei den beiden Zins- portalen Savedo und Weltsparen anders. Sie vermitteln den Sparern ein Konto bei den ausländischen Anlagebanken. Für jedes neu angelegte Festgeld wird ein neues Konto benötigt. Dieses Modell führt bei unterschiedlichen Vertrags- und Geschäftsbedingun- gen zu einem erhöhten Aufwand beim Kunden. Oftmals unterschei- den sich auch die Steuergesetze in den einzelnen Ländern stark von- einander. So ist in Irland beispiels- weise eine 41-prozentige Quel- lensteuer vorgesehen, die nur bei Vorliegen einer sogenannten Ansässigkeits- bescheinigung entfällt. Wenn der Anleger kei- nen Abzug wünscht, muss er dieses Doku- ment eigenständig nachreichen. Der Markt ist heiß umkämpft: Das Unternehmen Weltsparen bie- tet über 60 Produkte von zwölf Banken aus zehn Ländern an und ist mit mehr als 600 Millionen Euro ver- mitteltem Anlagevo- lumen derzeit Markt- führer (siehe Tabelle Seite 290). Zum Vergleich: Konkurrent Savedo, der gut ein Jahr nach Weltsparen startete, vermittelte bisher mehr als 120 Mil- lionen Euro Festgeld ins europäische Aus- land. Aktuell umwerben die Zinsportale potenzielle Kunden mit speziellen Marke- tingaktionen: Wer bei Weltsparen bis Mitte November ein Festgeldkonto eröffnete, wurde mit einem Bonus von 50 Euro belohnt; bei Savedo erhält der Sparer sogar 55 Euro. Zins- pilot hinkt da mit 30 Euro Bonus etwas hinterher. Besonders beliebt scheinen die hohen Fest- geldzinsen bei den etwas älteren Sparern zu sein: „Die meisten Kunden kommen aus der Generation 50 plus“, sagt Savedo-Chef Chris- tian Tiessen. Die Generation der Sparfüchse kann sich freuen, denn die Zinsportale neh- men für ihren Service keine Gebühren von den privaten Anlegern. Sie erhalten eine Pro- vision von den kooperierenden Anlagebanken, die sich wiederum die Kosten für das Post- ident-Verfahren, den Kundensupport und vor allem das Marketing sparen. Sparschwein auf Weltreise Manchem Spar- schwein wird’s in der Heimat zu langweilig, es wagt sich via Online-Banking in die weite Welt. Doch dieser Trip lohnt sich wenig – das Zinsplus ent- schädigt kaum für das Risiko. Weltsparen und die bulgarische Bankenkrise Im Sommer 2014 gerieten einige bulgarische Banken ins Visier von Kriminellen, darunter auch der damalige Kooperationspartner des Zinsportals Weltsparen, die Fibank. Sie versuchten durch Softwareattacken und Massen-E-Mails eine Schieflage der Kreditinstitute zu provozieren. Dies führte in dem osteuropäischen Land zu einem Run auf die Banken, der erhebliche Mittelab- flüsse mit sich brachte. Weltsparen konnte für die Fest- gelder seiner deutschen Anleger ein außerordentliches Kündigungsrecht bei der Fibank erwirken, sodass alle Anleger ihre Einlagen vollständig zurückerhielten. Internetportale locken mit vergleichsweise hohen Zinsen für Festgeld und werben damit um Sparer und Vermittler. Doch die Risiken sind nicht zu unterschätzen.

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